Der WDR plant ein neues digitales Hörfunkprogramm für eine ältere Zielgruppe, so viel ist seit einiger Zeit bekannt. Mit Beantragung zusätzlicher Mittel bei der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) wurde das Programmvorhaben des WDR erstmals erwähnt. Nach Informationen der radioWOCHE soll sich das neue Hörfunkprogramm an die Zielgruppe 70+ wenden.
In der aktuellen Novellierung des WDR-Gesetzes plant die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt die zusätzliche Beauftragung eines dritten Programms für ein älteres musikgeprägtes Publikum. „Nicht nur der Simulcast-Betrieb, sondern neue, zusatzliche digitale Angebote für ein älteres Publikum haben sich in den letzten Jahren zum Treiber für die Nutzung von DAB+ Radiogeräten entwickelt“, heißt es beim WDR.
„Ein Programm speziell für die Gruppe der Hörer 70 plus würde das DAB+-Angebot deutlich aufwerten. Diese Generation ist noch bereit, ein neues Radiogerät zu kaufen, da der Empfang über das Internet für sie keine Option darstellt“, so der Westdeutsche Rundfunk.
Ob jedoch ein zusätzliches Hörfunkprogramm genehmigt wird, bleibt fraglich. Aber auch dafür hat der WDR schon eine Lösung. Alternativ könnte der WDR auf seinen Verkehrskanal VERA oder den Event-Kanal verzichten.
Ein Beispiel nimmt sich der WDR am Bayerische Rundfunk (BR). Dieser verbreitet ähnlich wie der WDR mit WDR 4, mit Bayern 1 eine Hörfunkwelle für die Zielgruppe 50+. Für ältere Hörer veranstaltet der BR sogar zwei digitale Angebote: die Schlagerwelle Bayern Plus sowie die Volksmusikwelle BR Heimat.
Der WDR sieht die beiden Sender gar als Treiber für die Einführung des terrestrischen Digitalrundfunks DAB+, ganz anders sieht das Timo Naumann vom Verband Lokaler Rundfunk in Nordrhein-Westfalen e.V.: „Die Erreichbarkeit der Zielgruppe 70+ per DAB+ ist eingeschränkt“. Somit hat er auch kein Problem mit dem Start des neuen Senders, „da die Zielgruppe des Lokalfunks nicht mit derer des neuen WDR-Programms kollidiert und wir hier keine direkte Wettbewerbssituation im Hörfunk erkennen“. Dennoch hält Naumman fest: „Vermutlich folgt einem Audio-Angebot dann bald ein Online-Portal. Beide Aktivitäten sind unserer Ansicht nach mit entsprechenden Kosten verbunden. Wir sind dementsprechend verwundert, dass hier auf der einen Seite Kosten entstehen sollen, die offenbar unschädlich für den WDR sind, auf der anderen Seite jegliche Form der Werbereduzierung im WDR Hörfunk (Stichwort NDR-Modell) kategorisch abgelehnt werden. Zudem fragen wir uns, ob nicht eher eine Anpassung der Zielgruppen der WDR-Hörfunkwellen 1Live, WDR2 und WDR4 bis hin zur Zielgruppe 70+ sinnvoll wäre“.