Der WDR Rundfunkrat hat mehrheitlich die für Anfang 2021 geplanten Veränderungen im Programm von WDR 5 und WDR 2 abgesegnet.
Der NDR beendet zum Jahresende die bisher bestehenden Kooperationen mit dem WDR bei den aktuellen Infosendungen „Mittagsecho“, „Echo des Tages“ und „Berichte von heute“ sowie bei zwei traditionsreichen Geschichtsformaten. Der NDR hatte im Mai ein Sparpaket angekündigt, zu dem auch der Rückzug aus den angesprochenen Gemeinschaftssendungen und Übernahmen zählt. Die Rundfunkanstalt begründete den Schritt damit, dass man in den kommenden vier Jahren 300 Millionen Euro einsparen müsse.
Betroffen von den Veränderungen ist insbesondere WDR 5. Das „Mittagsecho“, das im wöchentlichen Wechsel von WDR und NDR produziert wurde, wird – der Programmvorschau des WDR zufolge – künftig nur noch eine halbe Stunde lang sein und sich auf die Werktage beschränken. Ergänzt wird es um ein 20-minütiges Feature, das im Anschluss „vertiefende Informationen“ bieten soll. Das „Echo des Tages“, bei dem sich WDR und NDR ebenfalls wöchentlich abwechselten, läuft demnach ab 2021 ebenfalls nur noch werktags.
Die „Berichte von heute“ werden bei WDR 5 durch die ARD Infonacht ersetzt, die ab 2021 der NDR produziert, der in dieser Rolle dem MDR nachfolgt. WDR 5 übernimmt künftig dann ab 23 Uhr die gemeinsame ARD Infonacht. Im Programm von WDR 2 tritt ein Sendeplatz für Podcasts an die Stelle der „Berichte von heute“.
Ferner kommt es zu etlichen weiteren Veränderungen im Programm von WDR 5. So wechselt zum Beispiel das „Philosophische Radio“ vom Freitag- auf den Montagabend. „Der Sandra Maischberger Podcast“ findet künftig sonntags um 14 Uhr seinen Platz im Programm. Die ARD-Anstalt und Spotify hatten erst unlängst eine entsprechende Kooperation bekanntgegeben. Am Samstagmorgen entfällt künftig die „Polit-WG“, auch die „Funkhausgespräche“ werden nicht fortgesetzt. Am Samstag-Vorabend läuft künftig eine Audio-Ausgabe von „sport inside“. Der Sonntagabend ist laut WDR ab 2021 für längere Features und Reportagen von den ARD-Auslandskorrespondentinnen und -korrespondenten vorgesehen.
Die bisherige Zusammenarbeit zwischen WDR und NDR, der die drei Informationssendungen auf NDR Info ausstrahlte, geht zurück auf die Nachkriegszeit. Bis Ende 1955 gab es in der britischen Besatzungszone den NWDR, ehe dieser in NDR und WDR aufgeteilt wurde. Das „Echo des Tages“ war beim NWDR am 1. Oktober 1946 erstmals zu hören. Noch bis 1981 sendeten NDR 1 und WDR 1 ein gemeinsames Programm, das für regionale Inhalte auseinandergeschaltet wurde. Die nun beendete Kooperation bei „Mittagsecho“, „Echo des Tages“ und „Berichte von heute“ war ein Überbleibsel aus dieser Zeit.
„Man nennt das wohl aus der Not eine Tugend machen“, sagt Valerie Weber, WDR-Programmdirektorin, zuständig für die Fachbereiche NRW, Wissen und Kultur: „Durch den Ausstieg des NDR aus der jahrzehntelangen Kooperation haben wir nochmal genau hingeschaut: Was trauen wir uns finanziell auch alleine zu, was machen wir künftig in Kooperation mit anderen ARD-Wellen, und was ist das Alleinstellungsmerkmal von WDR 5. So hat das Team die Informationsstrecken auf WDR 5 überarbeitet und wird ab 2021 stärker die Perspektive aus Nordrhein-Westfalen auf das nationale und internationale Geschehen berücksichtigen und sich mehr Raum für Vertiefung, Einordnung und konstruktive Ansätze geben.“
Die tägliche 15-minütige Geschichtssendung „Zeitzeichen“, die auf WDR 3 und WDR 5 ausgestrahlt wird, bleibt auch nach dem NDR-Ausstieg erhalten. Anders verhält es sich mit dem „Stichtag“ auf WDR 2. Die tägliche vierminütige Sendung wird ab April 2021, auch wenn der angestammte Name erhalten bleibt, als ARD-Kooperation unter Federführung von Radio Bremen fortgesetzt.
„Mit dieser Entscheidung ist – entgegen allen Beteuerungen – auf Dauer nämlich auch das ,Zeitzeichen‘ und damit die gesamte, bisher herausragende historische Kompetenz des Senders gefährdet“, sagt Frank Stach, Vorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) NRW, in einer Stellungnahme auf der Webseite des Landesverbands. Das „Zeitzeichen“ sei bereits seit Jahren chronisch unterfinanziert und habe sich nur durch Synergien mit dem „Stichtag“ gerechnet. Der werde aber – so der DJV NRW – künftig nur noch in zehn Prozent der Fälle aus der WDR-Redaktion stammen. „Mit Formaten wie diesem kommt der öffentlich-rechtliche Rundfunk seinem gesellschaftlichen Bildungsauftrag nach. Wie nötig das ist, muss doch auch den Senderverantwortlichen mit Blick auf all die Verschwörungstheoretiker und Fake News klar sein“, mahnt Stach, der auch auf die soziale Verantwortung der Sendeanstalt gegenüber den freiberuflichen Journalistinnen und Journalisten, welche die Beiträge für den „Stichtag“ produzieren, verweist.
„Kooperationen sind wichtig und auch nötig, um kostengünstig Lücken im Programm auffangen zu können. Allerdings darf durch die geplanten Maßnahmen vor allem die Qualität und der Umfang der Informationssendungen insgesamt nicht leiden“, betont die Vorsitzende des Programmausschusses des WDR Rundfunkrats, Petra Kammerevert. Der Rundfunkrat werde die Hörfunkreformen im Herbst 2021 evaluieren und gerade die „Weiterentwicklung der renommierten Geschichtssendungen ‚Zeitzeichen‘ und ‚Stichtag‘ besonders kritisch ins Auge fassen“.