Hackerangriff bei Donau 3 FM – Sender fährt Notprogramm mit CDs, Platten und Gitarre

Das IT-System des Lokalsenders Donau 3 FM aus Ulm ist Mittwochnachmittag zum Ziel eines umfangreichen Hackerangriffes geworden. Die Computer und die digitale Infrastruktur sind betroffen: Audiodateien, Songs oder Jingles lassen sich nicht mehr abspielen. Fast kein digitales Gerät funktioniert mehr.

„Wir erleben aktuell einen Cyberangriff auf unser IT-System. Gestern Nachmittag sind unsere Rechner lahmgelegt worden“, schreibt der Sender auf seiner Webseite. Eine Lösegeldforderung stehe im Raum, die Kripo Ulm ermittele in dem Fall.

Im Funkhaus wird nun improvisiert, ein Notprogramm auf UKW und DAB+ gefahren. „Und wir machen Radio mal wieder ganz Old School: Wir legen Musik mit externer DJ-Anlage auf, arbeiten mit Schallplatten, CDs und Live-Musik“, heißt es in dem Statement weiter. Die Hörerinnen und Hörer werden aufgerufen, über WhatsApp Musikwünsche beizusteuern.

Kurz nach 15 Uhr flackern mehrere Bildschirme und ein ominöses Textfenster erscheint – mit
einer Lösegeldforderung! Kurz danach ist alles tot. Kein Rechner funktioniert mehr, alle Dateien sind gesperrt und sämtliche Ausspielkanäle sind für einen Moment still – dann springen die Notbänder an.

Jetzt kommt Betriebsamkeit auf: IT-Spezialisten werden innerhalb von Minuten engagiert, der komplette Sender wird sofort vom Netz getrennt, der Landesdatenschutzbeauftragte und die Kriminalpolizei werden informiert. Dann wird gecheckt, welche technischen Geräte noch laufen: Die Mikrofone in Verbindung mit dem alten, analogen Mischpult im Backupstudio tun noch ihren Dienst. Außerdem steht hier noch ein CD-Player aus vergangenen Radiotagen!

Das bedeutet: Wir können senden! Im Serverraum findet sich ein alter, verstaubter Notfallkoffer mit CDs teilweise noch aus den Anfangstagen des Senders, von 2003! Die sozialen Netzwerke und der DONAU 3 FM WhatsApp Kanal können noch über Handys und mobiles Internet betrieben werden. Und dann geht die Sendung los, die es eigentlich niemals hätte geben dürfen: In einer launigen Moderation wird auf das Dilemma OnAir hingewiesen und angekündigt, dass man zur Not auch selbst singen und das auf der Gitarre begleiten werde! Ein ansässiges Musikhaus hört die Moderation und bringt tatsächlich eine Akustikgitarre vorbei. Die Hörer schicken erste WhatsApp-Nachrichten mit Musikwünschen. Was Moderator Marcus Oesterle nicht auf CD hat, wird einfach auf der Klampfe gespielt und live von den DONAU 3 FM Mitarbeitern Peter Miller und Roland Eberhardt gesungen – beide zufälligerweise Vollblutmusiker im Nebenberuf.

Morningshow-Moderator und Programmchef Andi Scheiter bringt am Donnerstagmorgen seine DJ-Anlage mit und macht aus der Not eine große Wunsch-Show. Roland Eberhardt bringt sogar einen Plattenspieler und seine Plattensammlung mit. Im Sekundentakt kommen die Musikwünsche der Hörer, die umgehend gespielt werden. DONAU 3 FM macht Radio, wie es einmal war – analog und mit einfachsten Mitteln.

Noch ist unklar, wann der normale Sendebetrieb wieder starten kann, aber das ganze Team arbeitet mit Hochdruck daran. DONAU 3 FM informiert umgehend, sobald alles wieder funktioniert.

Beschreibung der vergangenen 24 Stunden bei Donau 3 FM, Quelle: Pressemitteilung von DONAU 3 FM

Update 20.01.2024: Heute hat Donau 3 FM über seine Social Media-Präsenzen mitgeteilt, dass die wichtigsten Systeme nun wieder laufen und der Sender stückweise zu seinem gewohnten Programm zurückkehren kann. Probleme gibt es noch beim Webstream, auf dem vorerst weiterhin ein Notband läuft. Das Live-Notprogramm auf UKW und DAB+ wurde von den Hörerinnen und Hörern positiv aufgenommen. „Wir werden uns überlegen, wie wir das ,Retro-Radio‘ der vergangenen Tage in unser normales Programm integrieren können. Das versprechen wir euch! Gebt uns dafür aber bitte noch ein bisschen Zeit“, kündigt der Sender deshalb an.

Das DONAU 3 FM Team zeigt dem Hacker den analogen Mittelfinger, Bild: DONAU 3 FM
Bild: DONAU 3 FM

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