Deutscher Radiopreis 2023: Die Gewinnerinnen und Gewinner stehen fest

Am Donnerstagabend wurden wieder die besten Radiomacherinnen und Radiomacher des Landes mit dem Deutschen Radiopreis ausgezeichnet. Mit dem Stage Theater Neue Flora hat die Preisgala seit diesem Jahr innerhalb von Hamburg eine neue Heimstätte gefunden. Durch den Abend führte erstmalig Katrin Bauerfeind, in den Vorjahren hatte Barbara Schöneberger die Preisverleihung moderiert. WDR2-Moderator Thorsten Schorn begleitete die Show erneut live für die Radiohörerinnen und – hörer.

Katrin Bauerfeind und Thorsten Schorn, Bild: Deutscher Radiopreis/Morris Mac Matzen

Wer die Radiopreise in den zehn Kategorien mit nach Hause nehmen darf, wurde wie gewohnt von einer Jury des Grimme-Instituts bestimmt. Das fünfköpfige Gremium hatte diesmal die Wahl aus mehr als 450 eingereichten Beiträgen. Auftritte von Musik-Acts wie Freya Ridings, Jax Jones, Calum Scott, Purple Disco Machine, Ray Dalton und KAMRAD komplettierten das Programm. Die Preisverleihung wurde auf mehr als 60 Radiosendern und als Live-Videostream übertragen. Neben diversen deutschen ARD-Wellen und Privatradios war die Verleihung auch beim Inselradio Mallorca und dem Bundeswehr-Truppensender Radio Andernach zu hören. Mehrere Dritte Programme strahlen die Show zeitversetzt im Fernsehen aus.

Maurice „Reece“ Moore wurde beim Deutschen Radiopreis 2023 als bester Moderator ausgezeichnet. Moore, der in „Reece am Abend“ bei bigFM zu hören ist, konnte sich gegen die Mitnominierten Susanne Rohrer (BAYERN 1 am Nachmittag) und Constantin Zöller (SWR3) durchsetzen. Für die den Radiopreis vergebende Grimme-Jury ist der bigFM-Moderator ein „energiegeladenes Ein-Mann-Radio-Kraftpaket.“ Er verfüge „über eine seltene Mischung aus Lässigkeit und Direktheit, die den ungefilterten Austausch mit Hörerinnen und Hörern prägt“, begründete die Jury ihre Wahl. In seiner Sendung gehe „mehr Meinungspluralität als in manchem Polit-Talk, aber immer mit klaren Leitplanken, die sich organisch aus der Haltung des Moderators speisen“, heißt es im Juryurteil weiter. „Es ist der absolute Wahnsinn, dass ich tatsächlich den Deutschen Radiopreis gewonnen habe. Als ich vor knapp elf Jahren mit einem Praktikum bei bigFM anfing, hätte ich es nie für möglich gehalten, dass es einmal so weit kommt. Deshalb danke ich dem gesamten bigFM-Team, und den vielen verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern, mit denen ich eine intensive Beziehung pflege, die weit über die Interviews hinausgeht, und den unfassbaren Zuspruch und Support der Hörerinnen und Hörer, die auch meiner Sendungen sind“, sagt „Reece“ Moore.

Maurice „Reece“ Moore und Laudatorin ChrisTine Urspruch, Bild: Deutscher Radiopreis/Morris Mac Matzen

Zur besten Morgensendung wurde „Berliner Rundfunk 91.4 mit Simone Panteleit und Team“ gekürt. Panteleit, die von 2008 bis 2016 das Sat1 Frühstücksfernsehen moderierte, ist bereits seit 2014 beim Berliner Rundfunk 91.4 on air. Sie wurde bereits 2016 beim Deutschen Radiopreis als beste Moderatorin geehrt. 2018 konnte sie sich – damals zusammen mit Ron Perduss – auch schon einmal über den Preis für die beste Morgensendung freuen. Den Radiopreis nahmen Panteleit und Christian Fuchs, der für die Morgensendung als rasender Berlin-Reporter in der Hauptstadt unterwegs ist, aus den Händen von Laudatorin Aminata Belli in Empfang. „Das Wort ,Team‘ im Titel ist dabei wörtlich zu nehmen: Simone Panteleit überzeugt mit souveräner Präsenz, spielt sich aber nie als Star auf, sondern lässt ihr engagiertes Ensemble aus Berlin-Reporter Christian Fuchs, Schmitti im Verkehrsstudio und Stadtführer Claas eigenständig glänzen“, lobt die Grimme-Jury die Moderatorin. „Es ist einfach unfassbar, dass wir wieder mit dem Deutschen Radiopreis ausgezeichnet wurden“, wird Simone Panteleit in einer Pressemitteilung des Senders zitiert. „Besonders gefreut hat mich die Begründung der Grimme-Jury, die unsere journalistische Kompetenz, sowie die Art und Qualität der Sendung hervorhebt. Ich finde es großartig, dass die Show sowohl bei unseren Hörerinnen und Hörern als auch bei der Grimme-Jury so großen Anklang findet und freue mich, jeden Morgen mit diesem tollen Team – nicht nur mit Kollegen, sondern mit Freunden – senden zu dürfen!“

Christian Fuchs und Simone Panteleit, Bild: Deutscher Radiopreis/Morris Mac Matzen
Bild: Berliner Rundfunk 91.4

Beste Newcomerin beim Deutschen Radiopreis 2023 ist Isabelle Ihden vom Kinder- und Familiensender Radio TEDDY aus Potsdam. Ihden meistere „die anspruchsvolle Aufgabe, Kinder und Eltern fünf Stunden lang durch den Nachmittag zu begleiten“, so die Grimme-Jury. Dabei sei ihre Ansprache „stets auf Augenhöhe mit der ganz jungen Zielgruppe, nie anbiedernd, nie von oben herab, sondern immer so, dass man ihr echtes Interesse am Austausch von Ideen spürt.“ Gerade wenn Kinder zum Teil der Show würden, bereite die Gastgeberin ihnen mit gehörigem Einfühlungsvermögen für ein paar Minuten die große Bühne, heben die Jurorinnen und Juroren hervor. Comedian Oliver Kalkofe nutzte seine Rolle als Laudator in dieser Kategorie für einen Appell an die Radioverantwortlichen nicht am Programm zu sparen und in Zeiten von KI auch weiterhin auf die menschliche Intelligenz zu setzen.

Isabelle Ihden und Laudator Oliver Kalkofe, Bild: Deutscher Radiopreis/Morris Mac Matzen

In der Kategorie „Bestes Interview“ wurde Sabrina Gander vom Ulmer Lokalsender Donau3FM für die Folge „Sabrina trifft…Bestatter Daniel Streidt“ ihrer Talksendung ausgezeichnet.

„Diese Geschichte berührt und bleibt im Gedächtnis: Donau3FM-Moderatorin Sabrina Gander entlockt Daniel Streidt im Rahmen ihres Sonntagstalks sehr persönliche Eindrücke. Das Ehrenamt des Allgäuers ist es, das Zuhörende mehr als eine halbe Stunde lang fesselt: Der Bestatter redet sich bei ,Sabrina trifft…‘ von der Seele, was er bei seinem Hilfseinsatz in der Türkei nach dem verheerenden Erdbeben am 6. Februar 2023 erlebt hat. Ein unvergesslicher Höreindruck!“

Jury-Begründung

„Das ist so unfassbar! Ich war so aufgeregt. Das kann sich kein Mensch vorstellen. Ich habe
auch wirklich in dem Moment, als ich auf die Bühne gegangen bin, einen Teil meines Gehirns ausgeschaltet. Ich freu mich wahnsinnig. Vor allem, weil dahinter ja diese unfassbare Geschichte von den Bestattern steht, die übrigens weltweit die Einzigen sind, die solch wichtige Arbeit leisten. Das gibt es nirgendwo anders und wurde nun honoriert“, äußert sich die Gewinnerin in einer Pressemitteilung.

Für Gander und Streidt ist es nicht der erste gemeinsame Preis. Vor zehn Jahren wurde bereits ein Beitrag der Journalistin über den Bestatterberuf, mit Streidt als Protagonist, in Baden-Württemberg mit dem LfK Medienpreis prämiert.

Donau3FM-Moderatorin Sabrina Gander und Schauspieler Michael Kessler, der die Laudatio hielt, Bild: Deutscher Radiopreis/Morris Mac Matzen

Zur besten Sendung wurde „Bremen NEXT am Nachmittag – Live aus der JVA Oslebshausen“ gekürt. Musiker Tim Kamrad überreichte den Radiopreis an die Moderatoren Larissa Sobral und Jochen Burchard. „,Ich sehe ganz viel Stacheldraht …‘. Dieser Satz kündigt eine besondere Live-Sendung an. Jochen Burchard, Larissa Sobral und das Team von Bremen NEXT nehmen uns mit in eine andere Welt, die ihre eigenen Regeln und Gesetze hat. Atmosphärisch dicht – mit vielen interessanten Gesprächen mit Insassen und Mitarbeitenden der JVA Oslebshausen über deren Alltag und Arbeit hinter Gefängnismauern – ist dem Team eine eindrucksvolle Live-Sendung zu einem komplexen Thema gelungen. Das Moderator:innen-Duo versteht es dabei, durch eine lockere und authentische Gesprächsführung, den ,Knastalltag‘ bildhaft darzustellen und ihn aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten. Dabei vermeiden sie das Bedienen von Klischees. Abgerundet durch die Musikauswahl, gehen wir auf eine 4-stündige Reise in eine andere Welt. Ein ganz besonderer Radiomoment!“, heißt es in der Jury-Begründung über den authentischen Blick hinter die Gefängnismauern.

Jochen Burchard (l.), Laudator KAMRAD und Larissa Sobral, Bild: Deutscher Radiopreis/Morris Mac Matzen

Die beste Programmaktion kommt 2023 vom NRW-Lokalsender Radio Hochstift aus Paderborn, der den Deutschen Radiopreis für seine Ende März durchgeführte Aufklärungsaktion „Wir haben Depressionen“ erhält. Den Preis nahmen Frühmoderatorin Sinah Jakobsmeyer und Nachrichtenredakteur Tobias Fenneker entgegen. Im Rahmen des Schwerpunkts gaben 48 Betroffene aus dem Sendegebiet des NRW-Lokalradios dem Thema Depressionen ein Gesicht und eine Stimme. „Das Team des Lokalsenders schuf dabei eine Atmosphäre, die es ihnen leichter machte, sich öffentlich zu bekennen und so wiederum anderen Mut zu machen. Über zweieinhalb Tage kamen Betroffene, Angehörige und Experten zu Wort – mit dem nötigen Feingefühl und ohne den üblichen Zeitdruck des Formatradios. Die Vielfalt der Darstellungsformen unterstrich die Ernsthaftigkeit des Anliegens“, heißt es im Urteil der Grimme-Jury anerkennend.

Tobias Fenneker und Sinah Jakobsmeyer zusammen mit Laudatorin Kristina Vogel, Bild: Deutscher Radiopreis/Morris Mac Matzen

In der Kategorie „Beste Reportage“ siegte mit „Teurer Wohnen“ eine gemeinsame Produktion von detektor.fm aus Leipzig und radioeins vom rbb. Der Radiopreis wurde von Laudator Sebastian Fitzek an radioeins-Moderator und -Redakteur Steen Lorenzen und Stephan Ziegert von detektor.fm überreicht. „Die Reportage ,Teurer Wohnen‘ greift bezahlbares Wohnen als zentrales gesellschaftliches Thema auf und entfaltet es atmosphärisch dicht wie journalistisch anspruchsvoll. Die Sendung ist schlau, verständlich und packend gebaut: Sie zieht als Informations-Collage alle Register einer zeitgemäßen Narration und überzeugt mit journalistischem Sachverstand, präziser Informationsaufbereitung, außergewöhnlichem Sounddesign und einer exzellenten Moderation. Das Format brilliert mit einer tiefen Rechercheleistung über Ländergrenzen hinweg, mit Perspektivenvielfalt und dem konstruktiven Aufzeigen von Lösungen“, lautet die Begründung der Grimme-Jury für ihre Wahl. „Hier sind aller guten Dinge im wahrsten Sinne des Wortes drei. Denn drei Radiopreise in gut 14 Jahren detektor.fm, das ist alles andere als selbstverständlich. Dieser dritte Radiopreis ist eine Bestätigung für unsere hartnäckige journalistische Arbeit als oft unterschätzter Anbieter im deutschen Radio- und Podcastmarkt. Diese Auszeichnung motiviert uns, weiter innovative und neue Formaten zu starten und die deutsche Audiolandschaft zu bereichern“, freut sich Christian Bollert, detektor.fm-Geschäftsführer und Executive Producer von „Teurer Wohnen“.

Stephan Ziegert und Steen Lorenzen feiern mit Laudator Sebastian Fitzek, Bild: Deutscher Radiopreis/Morris Mac Matzen

Das beste Informationsformat stammt in diesem Radiopreis-Jahrgang von Bayern 2. Ausgezeichnet wurden die Autorinnen Eva Deinert und Yvonne Maier für „radioWissen – Die Olympia-Protokolle“. Der vierteilige Podcast, der im August 2022 auch im Radio auf Bayern 2 zu hören war, befasst sich mit dem Olympia-Attentat 1972 in München. Der Podcast basiert auf monatelangen umfassenden Recherchen im bayerischen Staatsarchiv. Als Laudatorin fungierte „First Lady“ Elke Büdenbender. Der Podcast biete „120 Minuten Wissensvermittlung auf höchstem Niveau“ über ein düsteres Kapitel deutscher Geschichte, lobt die Grimme-Jury insbesondere die „außerordentliche Recherchearbeit und hohe Professionalität“ der „spannenden und hoch emotionalen Hörreihe.“

Eva Deinert und Yvonna Maier zusammen mit Laudatorin Elke Büdenbender, Bild: Deutscher Radiopreis/Morris Mac Matzen

Tobias Brodowy wird für das Format „Grüße aus der Zukunft“, in dem er auf WDR5 satirisch auf die Absurditäten des technischen Fortschritts blickt, in der Kategorie „Bestes Entertainment“ mit den Deutschen Radiopreis 2023 ausgezeichnet. Die Rubrik läuft immer mittwochs in der Frühsendung „Neugier genügt“ und ist als Podcast verfügbar. Brodowy ist Host, Autor und Produzent, das Konzept entstand zusammen mit Redakteurin Anja Iven. Für die Radiopreis-Jury ist das Format eine „Radio-Comedy auf Next Future Level“. In ihrer Begründung zur Auszeichnung heißt es: „Mit ‚Grüße aus der Zukunft‘ gelingt es Tobias Brodowy und seinem Team vorzüglich, die kleinen Unwägbarkeiten unseres Daseins präzise einzufangen, und sie mittels eines akustischen Fluxkompensators gleichsam in die Zukunft zu beamen, wo diese dann auf die Errungenschaften von AI, KI und Co. treffen und sich dadurch überraschende und verrückte Geschichten entwickeln. Alles mit viel Liebe zum Detail – hörspielartig in Szene gesetzt.“

Tobias Brodowy und Laudatorin Anja Reschke, Bild: Deutscher Radiopreis/Morris Mac Matzen

N-JOY vom NDR gewinnt mit seinem „Reeperbus“ in der neuen Kategorie „Bestes Musikformat“. Seit zehn Jahren ist der Radiosender mit seinem Bus auf dem Hamburger Reeperbahn Festival präsent. Auf der kleinen Busbühne, die zugleich Sendestudio ist, schauen während des Festivals der Musiknachwuchs und etablierte Stars zu Interviews und kurzen Mini-Konzerten vorbei. Peter Urban überreichte den Preis als Laudator an Alex Franz und Frank Probst. Der ‚N-JOY Reeperbus‘ vereint Live-Performance und Talentförderung zu einem besonderen musikalischen Erlebnis auf der kleinsten Bühne des Reeperbahn-Festivals in Hamburg. Mit diesen Mini-Konzerten zeigt N-JOY auf einzigartige Weise, wie Musik Menschen auch im Radio begeistert und miteinander verbindet. Eine verdiente Auszeichnung für dieses kreative Format“, äußert sich NDR Intendant Joachim Knuth in einer Pressemitteilung.

Frank Probst (l.) und Alex Franz mit Laudator und Radiolegende Peter Urban (m.), Bild: Deutscher Radiopreis/Morris Mac Matzen
Die neue Location, Bild: Deutscher Radiopreis/Benjamin Hüllenkremer

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