Deutscher Radiopreis 2022: Das sind die Gewinnerinnen und Gewinner

  • Freitag, 9. September 2022
  • in Kursiv: Originaltext der Jurybegründungen, Quelle: NDR

Am gestrigen Abend wurde in Hamburg wieder der Deutsche Radiopreis verliehen. Martina Schönherr, die seit Juli gemeinsam mit Gregor „Greg“ Bogowicz die N-JOY Morningshow moderiert, kann sich in diesem Jahr über die Auszeichnung als beste Moderatorin freuen. Schönherr bedankte sich bei ihren Hörerinnen und Hörern dafür, „dass ihr nicht nur stumpf irgendeine Playlist, sondern echte Menschen hören wollt, die euch gut durch den Tag bringen.“ An die Radiomacherinnen richtete sie den Appell: „Zeigt euch! Habt eine Stimme, seid kreativ. Und seid bitte nicht nur Sidekicks, die über die Gags der Männer lachen.“

Martina Schönherr, Bild: Deutscher Radiopreis/Morris Mac Matzen

Als beste Newcomerin wurde Reporterin Franziska Hoppen von rbb24 Inforadio ausgezeichnet. Der Deutsche Radiopreis für die beste Morgensendung geht 2022 an „TOGGO Radio Euer Morgen – Aufstehen & Aufdrehen“ mit Vanessa Civiello, Florian Ambrosius und Simón Albers. Es ist bereits der zweite Radiopreis für den erst 2020 gegründeten Kinder- und Familiensender aus dem Hause RTL, im vergangenen Jahr ging TOGGO Radio mit dem Preis für die beste Programmaktion nach Hause. „egoFM Reflex – Holt dich raus aus deiner Filterblase“ wurde als bestes Informationsformat ausgewählt, hinter dem Format stehen Simon Kerber, Miriam Fischer und Gloria Grünwald, die im vergangenen Jahr bereits mit dem Newcomer-Radiopreis ausgezeichnet wurde.

Das beste Interview 2022 wurde von Nabil Atassi geführt. „Pflege am Limit: Krankenschwester auf einer Corona Station“ ist Teil der Podcastserie „Corona Helfer:innen“ von SWR 1 Baden-Württemberg. Atassi, lange Zeit parallel als Arzt und Radiomacher tätig, moderiert seit Januar 2022 die SWR1-Talksendung „Leute“. Seinen Preis widmete er den Menschen, die in der Pflege arbeiten. Die beste Radioreportage 2022 stammt von SR 3 Saarlandwelle – prämiert wurde die Reportage „Hyperfund und der Traum vom großen Geld“ von Linda Grotholt und Caroline Uhl. In der Comedy-Kategorie geht der Deutsche Radiopreis an Fabian Kapfer von bigFM für „What The Fabi?!“. „An alle Radiomacher da drauẞen: gebt jungen Leuten eine Chance, stutzt sie nicht zu arg zurecht und denkt immer daran, Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht „, appellierte er in seiner Dankesrede.

„Jazztime: Hören wir Gutes & reden darüber! – Vol. 07“ mit Beate Sampson und Ulrich Habersetzer von BR-KLASSIK wurde als beste Sendung ausgezeichnet. „Was für ein Geschenk: Wir bekommen diesen wunderbaren Preis dafür, dass wir uns über Musik austauschen, die wir lieben: Jazz! Und wenn wir Hörerinnen und Hörer mit unserer Begeisterung anstecken und ihr Interesse an Jazz wecken können, dann haben wir unser Ziel erreicht“, freut sich Sampson. Zur besten Programmaktion 2022 wurde „Gong 96.3 – München hilft. Unterkünfte für ukrainische Familien“ auserkoren. 48 Stunden nach dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine richtete der Münchner Sender eine Online-Plattform ein, über die Gastfamilien für Geflüchtete aus der Ukraine gesucht werden. Im Sendezentrum entstand zudem eine Vermittlungsstelle.

Durch die Veranstaltung führte wie gewohnt Barbara Schöneberger. WDR 2-Moderator Thorsten Schorn kommentierte die Live-Übertragung im Radio und unterstützte Schöneberger immer wieder auf der Bühne. Für den musikalische Rahmen der Gala sorgten Leony, die Sportfreunde Stiller, Roland Kaiser, Gregor Meyle, Tears for Fears, The BossHoss und Dermot Kennedy.

Die Preisträgerinnen und Preisträger des Deutschen Radiopreises 2022 und die Begründungen der Jury:

Beste Comedy

„What the Fabi?!“
bigFM

Fabian Kapfer

Fabian Kapfer, Bild: Deutscher Radiopreis/Morris Mac Matzen

„Lachen ist wichtig, Lachen befreit, und Lachen räumt die Seele auf. Natürlich darf man unterscheiden zwischen dem, was einem persönlich gefällt und was nicht, vielleicht gibt es einen Unterschied zwischen total simpler Albernheit und extrem geistreichen Pointen – aber solange es etwas zum Hören gibt, so lange wird unterhalten und (auch) gelacht werden.
,What the Fabi?!
, die bigFM Comedy von Fabian Kapfer, ist für die Jury besonders preiswürdig: Blitzschnell, rotzfrech, mutig, auf den Punkt und mit jeder Menge Grips geht der diesjährige Preisträger dahin, wo’s Spaß macht. Damit zeigt er nicht nur, wie Radio auch die junge Generation erreichen kann, damit haucht er dem Comedy-Genre wirklich neues Leben ein.“

Florian Ambrosius, Vanessa Civiello und Simón Albers, Bild: Deutscher Radiopreis/Morris Mac Matzen

Beste Morgensendung

„TOGGO Radio Euer Morgen – Aufstehen & Aufdrehen“
TOGGO Radio
Vanessa Civiello und Florian Ambrosius

„Einen besonderen Spagat meistert TOGGO Radio mit „Euer Morgen – Aufstehen und Aufdrehen“ täglich: ein barrierefreies Medienangebot für Kinder und Familien in gendergerechter Sprache, mit einer Mischung aus Musik, Humor und lösungsorientierter Information. Die Dosis stimmt. Das Ergebnis ist lustig, leicht, lehrreich und macht den Tagesstart im Familienradio zum Hörerlebnis.
Die morgendliche Primetime-Herausforderung sowie die durchdachte Ansprache eines besonderen Publikums bewältigt der Gewinner in der Kategorie „Beste Morgensendung“ auf höchstem Niveau. Chapeau!“

Mike Thiel und Johannes Ott, Bild: Deutscher Radiopreis/Morris Mac Matzen

Beste Programmaktion

“Gong 96.3 – München hilft. Unterkünfte für ukrainische Familien”
Radio Gong 96.3
Johannes Ott und Mike Thiel

„Besser und schneller geht es nicht. 48 Stunden nach Kriegsausbruch in der Ukraine startet Radio Gong 96.3 seine Aktion „München hilft. Unterkünfte für ukrainische Familien“. Dafür nutzt Radio Gong 96.3 alles, was zur Verfügung steht. Richtet eine Online-Plattform ein, über die Gastfamilien gesucht werden. Stellt leere Büroräume im Sendezentrum als Vermittlungsstelle zur Verfügung. Sucht sich starke lokale Partner und bewegt vor allem im Programm die Radiocommunity zur tatkräftigen Hilfe. Die programmliche Begleitung ist nie reißerisch, aber emotional und motivierend.
Der Lokalsender bewegt mit seiner Programmaktion eine ganze Stadt und hat am Ende fast 5.000 geflüchtete Menschen in Gastfamilien untergebracht. Das hat Vorbildcharakter und zeigt beeindruckend, was Radio bewirken kann.“

Nabil Atassi, Bild: Deutscher Radiopreis/Morris Mac Matzen

Bestes Interview

„Pflege am Limit: Krankenschwestern auf einer Corona-Station“
SWR 1 Baden-Württemberg
Nabil Atassi

„Gute Interviews sind inhaltlich spannend und zugleich emotional mitreißend: Man lernt als Hörer:in etwas und man kommt in eine Gefühlswelt hinein, die einem vorher unbekannt war. Ein Interview, ein Gespräch so zu steuern und zu führen, braucht journalistische Finesse, menschliches Fingerspitzengefühl und empathische Beobachtungsgabe. Der diesjährige Preisträger zeigt all diese Fähigkeiten in meisterlicher Ausprägung: Schon mit dem mutigen Schritt, eine aufgebrachte Hörerin einzuladen, beginnt eine starke Leistung. Das Gespräch selbst ist dann spannungsvoll, ohne reißerisch zu sein, fließt fast von selbst, ohne beliebig zu sein und zeigt schonungslos alles, ohne voyeuristisch zu sein. Nabil Atassi von SWR1 Baden-Württemberg zeigt uns, dass Großartiges entstehen kann, wenn ein perfekt vorbereiteter Interviewer ein Gespräch zu einem komplexen Thema inhaltlich und emotional perfekt führt. Weghören? Absolut unmöglich – und das ist gut so!“

Beate Sampson und Ulrich Habersetzer, Bild: Deutscher Radiopreis/Morris Mac Matzen

Beste Sendung

„Jazztime: ‚Hören wir Gutes und reden darüber – Volume 7‘“
BR-KLASSIK
Beate Sampson und Ulrich Habersetzer

„Eine Sendung wie eine Insel. Statt im Sog täglicher Krisen unterzugehen, erhalten in diesem exzellenten Radio-Format andere Inhalte Raum zur Entfaltung: Denn hier spielt im wahrsten Sinne des Wortes die Musik. Und: Hier sprechen Menschen über Musik. Und das so fachkundig, so klug, so einladend, dass man wünscht, es würde nie mehr aufhören. Die gesamte Sendung besticht durch Tiefgang, durch Zeit, durch respektvoll-intelligenten Austausch auf Augenhöhe und: eine ganz eigene Wärme. Ein Angebot zum Auftanken, ein Ruhepol und: eine Zelebration von Musik und Musikjournalismus, ohne die Radio schlicht undenkbar wäre.“

Caroline Uhl, Linda Grotholt und Niklas Resch, Bild: Deutscher Radiopreis/Morris Mac Matzen

Beste Reportage

„Hyperfund und der Traum vom großen Geld“
SR3 Saarlandwelle
Linda Grotholt und Caroline Uhl

„Hyperfund und der Traum vom großen Geld“ beweist, in welch herausragender Qualität, Unterhaltung und Information vereint werden können und wie nah am Puls des vernetzten Zeitalters Radio sein kann. Die Rückkehr der Schneeball-Systeme im digitalen Gewand wird hier vorbildlich für das Ohr aufbereitet, inhaltlich präzise erlebbar und verständlich gemacht – sowie in relevante größere Zusammenhänge gebracht. Ein wichtiger Beitrag und: Ein Paradebeispiel für exzellentes Radio, das ausleuchtet, aufdeckt, Themen setzt, zeitgemäß informiert und Räume schafft, in denen gesellschaftliche Verantwortung eingefordert und übernommen wird.“

Franziska Hoppen, Bild: Deutscher Radiopreis/Morris Mac Matzen

Beste:r Newcomer:in

Franziska Hoppen
rbb24 Inforadio

„Was für ein Radiotalent! Franziska Hoppen kann Pflicht und Kür, zu hören im rbb24 Inforadio als landespolitische Berichterstatterin oder in ihrem Podcast ,Newsjunkies‘. Oder mit außergewöhnlichen Radioreportagen, wie die über die Fischer im Golf von Maine, die dem Klimawandel den Kampf angesagt haben, weil sich das Wasser dort schneller erwärmt als sonst wo auf der Welt.
Man hört Franziska Hoppen gerne wegen ihrer angenehmen Stimme zu, aber vor allem wegen ihrer Radiosprache. Sie formuliert direkt, klar und bildhaft. Sie ordnet sicher ein und strukturiert Informationen nachvollziehbar. Sie entdeckt Themen, über die es sich lohnt, mehr zu erfahren. Eine Newcomerin, von der wir noch viel hören wollen!“

Fred Schreiber und Gloria Grünwald, Bild: Deutscher Radiopreis/Morris Mac Matzen

Bestes Informationsformat

„egoFM Reflex – Holt dich raus aus deiner Filterblase“
egoFM
Gloria Grünwald und Fred Schreiber

„Mit dem Informationsformat ,Reflex legt die Jugendwelle egoFM ein Lehrstück für verantwortlichen und konstruktiven Journalismus vor. Geboten werden einem jungen User:innen-Kreis freitagnachmittags vier Stunden engagiertes Radio – als Gegenentwurf zu vielen Filterblasen im Netz. Das dreiköpfige Reflex-Team pickt dabei auf, was im Social Web bewegt und liefert dazu über alle denkbaren Kanäle Analyse, Einordnung, Hintergründe und Lösungsansätze. Für und mit den Hörer:innen. So geht Meinungsbildung heute – für eine funktionierende Demokratie von morgen. Dafür verdient ,egoFM Reflex‘ das Prädikat ,herausragend‘!“

Martina Schönherr mit Karoline Herfurth, die den Preis überreichte, Bild: Deutscher Radiopreis/Morris Mac Matzen

Beste:r Moderator:in

Martina Schönherr
N-JOY vom NDR

„Charismatische Radiomoderator:innen sind das A und O einer jeden Sendung und sorgen mit ihrer Persönlichkeit für Hörerbindung und Wiedererkennbarkeit. Eine Interaktion mit den Hörer:innen wie mit guten Freunden, schlaue Fragen, mal einfühlsam, mal keck, dabei aber immer authentisch und das alles getragen von einer frischen und sympathischen Stimme. Ganz egal, ob es um Alltäglichkeiten geht oder um komplexere Themen, die nach einer Einordnung verlangen, in ihrer Sendung bei N-JOY versteht es Martina Schönherr, das Publikum mit ihrer guten Laune anzustecken und mitzunehmen. Sie bleibt dabei stets auf Augenhöhe mit ihren Gesprächspartner:innen und schafft es so, eine große Nähe aufzubauen. Hier bilden charmante Wortgewandtheit und eine hörbare Freude am Moderieren eine Einheit.“

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