Deutscher Radiopreis 2021: Das sind die Gewinnerinnen und Gewinner

  • Freitag, 3. September 2021
  • in Kursiv: Originaltext der Jurybegründungen, Quelle: NDR

Am gestrigen Abend wurde in Hamburg wieder der Deutsche Radiopreis verliehen. Sümeyra Kaya von WDR COSMO kann sich in diesem Jahr über die Auszeichnung als beste Moderatorin freuen, Gloria Grünwald von egoFM wurde zur besten Newcomerin gekürt. Der Deutsche Radiopreis für die beste Morgensendung geht an „Die Steffen Lukas-Show“ von RADIO PSR.

„Ich hätte es mir wirklich niemals träumen lassen, dass ich diesen Oscar der Radiowelt tatsächlich mal irgendwann in meinen Händen halten würde, und ich tue es gerade. Und es fühlt sich so gut an, und ich bin so stolz, vor allen Dingen auch stolz auf mein Team, auf COSMO. Ja, und wir rocken das weiter – das war erst der Anfang!“, sagt Sümeyra Kaya. Die Duisburgerin ist seit 2008 beim WDR-Hörfunk tätig. Seit 2015 ist sie im Tagesprogramm von COSMO zu hören, seit Mitte Juli 2021 moderiert sie zudem die „Lokalzeit aus Köln“ im WDR Fernsehen.

„N-JOY Weltweit“ wurde als bestes Informationsformat ausgewählt, „Zurück zum Thema“ von detektor fm lautet der Gewinner in der Podcast-Kategorie des Deutschen Radiopreises. „Mich freut besonders, dass dieser Preis die fantastische Team-Leistung bestätigt. Mehr als 50 junge Journalistinnen und Journalisten haben in Summe an den täglichen Folgen von ,Zurück zum Thema‘ gearbeitet. Stellenweise sicher herausfordernd, ganz sicher aber Teil des großen Erfolgs. Jedem einzelnen Tagesteam bei uns in der Redaktion seit dem Start von ‚Zurück zum Thema‘ vor knapp zwei Jahren gebührt dieser Preis“, sagt Stephan Ziegert, der zusammen mit Ina Lebedjew die redaktionelle Doppelspitze des Podcast-Radios detektor.fm bildet.

Carmen Schmalfeldt von Radio Leverkusen wurde für das beste Interview geehrt, die beste Radioreportage 2021 kommt von Jens Schellhass und Tobias Nagorny (Bremen Zwei). In der Comedy-Kategorie geht der Deutsche Radiopreis an Martin Gottschild (radioeins) für „Gottis Corona Tagebuch Liveticker“. „100 Jahre Radio – eine Zeitreise ins Jahr 1920“ von BAYERN 1 wurde als beste Sendung, „Zusammen sind wir bunt – Anti-Rassismus-Woche bei TOGGO Radio“ als die beste Programmaktion ausgezeichnet.

Radio Wuppertal erhält für seine Berichterstattung in der Nacht der Flutkatastrophe einen Sonderpreis. Das Lokalradio wird „stellvertretend für alle Reporter:innen, die in Deutschland im Einsatz waren“ geehrt.

Sümeyra Kaya, Bild: Deutscher Radiopreis/Morris Mac Matzen

Die Preisträger:innen des Deutschen Radiopreises 2021 und die Begründung der Jury:

Bestes Informationsformat
N-JOY vom NDR

Gina Thoneick und Carolin Wöhlert
„N-JOY Weltweit“

„N-JOY Weltweit“ bietet engagierte Nachrichten zur Globalisierung. Das junge Programm des NDR nimmt uns mit hinaus über den Horizont der einzelnen Nachrichtenmeldung und ordnet sie ein in das weltweite Zusammenspiel von Wirtschaft, Politik, Ökologie und Gesellschaft. Das Format bietet neue Zusammenhänge, detaillierte Einblicke und eine kluge Kommentierung – in einer lockeren Anmutung. „N-JOY Weltweit“ ist ein exzellentes Beispiel dafür, wie etablierte Programme ein klassisches Nachrichtenformat auffrischen können und daher absolut preiswürdig.

Gina Thoneick und Carolin Wöhlert, Bild: Deutscher Radiopreis/Morris Mac Matzen

Beste:r Newcomer:in
Gloria Grünwald

egoFM
„egoFM Netz am Freitag mit Gloria“

Es gibt sie, diese jungen Talente im Radio, die unglaublich versiert, locker, mit sympathischer Stimme, großer Neugier und mit viel Engagement am Mikrofon großes Können zeigen. Zu ihnen zählt die diesjährige Preisträgerin in der Kategorie „Beste:r Newcomer:in“. Wer „egoFM Netz am Freitag“ hört, fühlt sich bei dieser Moderatorin gut unterhalten und gut informiert zugleich. Gloria Grünwald ist bereits nach wenigen Jahren im Job eine echte Radio-Persönlichkeit.

Gloria Grünwald, Bild: Deutscher Radiopreis/Morris Mac Matzen

Bester Podcast
detektor FM

Ina Lebedjew und Stephan Ziegert
„Zurück zum Thema“

„Zurück zum Thema“ heißt ein täglicher Hintergrund-Podcast. Mit ihrer Mini-Serie „Wie bewaffnet ist Deutschland?“ gehen die Macher:innen noch weiter: Sie erzählen investigativ, wie viele Schusswaffen in Deutschland in Privatbesitz sind. Die monatelange Recherche ist wie ein Krimi. Möglich war sie durch eine Kooperation der Tagesredaktion von detektor.fm und dem Rechercheteam des Journalismus-Studiengangs der Uni Leipzig, auch das verdient eine Auszeichnung.

Ina Lebedjew und Stephan Ziegert, Bild: Deutscher Radiopreis/Morris Mac Matzen

Bestes Interview
Radio Leverkusen
Carmen Schmalfeldt
„Das Rassismus-Bullshit-Bingo“

Wenn ein Interview zum Gespräch wird, ist es besonders gelungen: Wenn nicht kurz abgefragt, sondern intensiv miteinander gesprochen wird. Wenn die Gesprächspartner:innen sich offen, direkt und mit Respekt begegnen. Wenn die Zuhörenden zum Nachdenken angeregt werden. So ein Interview ist Carmen Schmalfeldt in der Morgensendung von Radio Leverkusen am 18. März 2021 gelungen. Gemeinsam mit der Schwarzen Deutschen Gina Hitsch redet sie über Rassismus in Deutschland. Herausgekommen ist ein herausragend gelungenes Interview zu einem wichtigen aktuellen Thema.

Carmen Schmalfeldt, Bild: Deutscher Radiopreis/Morris Mac Matzen

Beste Morgensendung
RADIO PSR
Steffen Lukas und Claudia Switala
„Die Steffen Lukas-Show“


In der „Steffen Lukas-Show“ treffen wir mit Steffen Lukas und Claudia Switala auf morgendliche Begleiter, die zu keinem Zeitpunkt abgehoben oder arrogant wirken. Ganz im Gegenteil: Sie ticken wie die Menschen aus der Region und sagen, was sie denken. Mit wenigen Worten schaffen sie es, nah dran zu sein, an dem was heute Morgen wichtig ist. Dass sie dann auch noch über sich selbst lachen können, macht sie 2021 zu den Besten unter vielen wirklich sehr Guten.

Steffen Lukas und Claudia Switala, Bild: Deutscher Radiopreis/Morris Mac Matzen

Beste Reportage
Bremen Zwei

Jens Schellhass und Tobias Nagorny
„Herrn Nickels Schuhe – Eine Reise ans Ende des Lebens“

Die Reportage ist die Königsdisziplin des Radio-Handwerks. Hier können Journalist:innen wirklich zeigen, was sie können. Von der Idee über den Spannungsaufbau, die Perspektivwechsel und die Nähe, bis hin zu Text und Produktion: Bei einer guten Reportage ist die gesamte Breite des Könnens gefragt. Das ausgewählte Thema war überfällig, die Umsetzungsidee brillant, die handwerkliche Realisation in jeder Hinsicht perfekt, die Geschichte berührend, authentisch, wichtig. Diese Reportage sticht heraus und ist tief bewegend. Sie ist ein Meisterwerk.

Jens Schellhass und Tobias Nagorny, Bild: Deutscher Radiopreis/Morris Mac Matzen

Beste Comedy
radioeins (vom rbb)

Martin „Gotti“ Gottschild und Jürgen König
„Gottis Corona Tagebuch Liveticker“

Mit „Gottis Corona Tagebuch Liveticker“ beweist Martin Gottschild, wie nah am Puls der Zeit Radio-Comedy sein kann. Vorgetragen aus dem Homeoffice mit authentischer Berliner Schnauze zeichnet er liebevoll ein Leben in der Pandemie nach und leuchtet dafür den alltäglichen Wahnsinn satirisch aus. Martin Gottschild brilliert mit einem Höchstmaß an Originalität, mit präziser Beobachtungsgabe und einer gesunden Portion Selbstironie. Selten hat Comedy den Spagat zwischen Einzelschicksal und Gesamtgesellschaft so bildhaft, messerscharf und durchaus schmerzhaft hingelegt.

Robert Skuppin und Rolf Kunz, die den Preis stellvertretend in Empfang nahmen, Bild: Deutscher Radiopreis/Morris Mac Matzen

Beste Programmaktion
TOGGO Radio

Florian Federiconi
„Zusammen sind wir bunt – Anti-Rassismus-Woche bei TOGGO Radio“

Radio für alle! Dieses Motto hat sich TOGGO Radio mit der Programmaktion „Zusammen sind wir bunt“ auf die Fahnen geschrieben. Im Rahmen dieser vielfältig gestalteten Antirassismus-Woche gelingt es den Verantwortlichen, die junge Generation der Radio-Hörer:innen für Rassismus zu sensibilisieren und sie für ein respektvolles Zusammenleben und Zivilcourage zu begeistern. „Zusammen sind wir bunt“ beweist, wie wertvoll rundum zielgruppengerechte Ansprache und Interaktion im modernen Radio realisiert werden können. Auf Augenhöhe werden junge wie nicht mehr so junge Hörer:innen eingeladen, sich mit einem uns alle betreffenden, hoch relevanten Thema zu beschäftigen und sich aktiv damit auseinanderzusetzen. Das gelingt diesem Beitrag in herausragender Art: sinnstiftend und vermittelnd – mit dem Medium Radio als verbindendem Element.

Florian Federiconi, Bild: Deutscher Radiopreis/Morris Mac Matzen

Beste Sendung
BAYERN 1
Tobias Prager und Marcus Fahn

„100 Jahre Radio – eine Zeitreise ins Jahr 1920“

Diese preiswürdige Produktion ist eine Hommage an die Bedeutung von virtuosem Sound-Design.
Dem Klang alter Zeiten zu lauschen, macht bewusst, dass auch der Klang-Kosmos von heute in unsere Gestaltungsverantwortung fällt. Bayern 1 nimmt – unter der gekonnten Führung des Conférenciers Marcus Fahn – Hörer:innen mit auf eine faszinierende Reise. Die Bedeutung von Klang in Radioproduktionen wird hier angemessen wertgeschätzt.

Marcus Fahn und Tobias Prager, Bild: Deutscher Radiopreis/Morris Mac Matzen

Beste:r Moderator:in
Sümeyra Kaya

WDR COSMO

Mit einem offenen, kritischen und niemals belehrenden Blick nähert sich Sümeyra Kaya Themen wie Political Correctness, kultureller Diversität oder Rassismus an. Ihre Offenheit prägt den Austausch, lässt vielseitige Perspektivwechsel zu und ermöglicht eine gemeinsame Meinungsbildung. Dabei ist sie ganz bei sich – und bei ihren Gesprächspartner:innen. Ihre Lust auf gute, ergebnisorientierte Dialoge wirkt ebenso mitreißend wie ihre Begeisterung für ihre Lieblings-Musikrichtung Rap.

Sümeyra Kaya, Bild: Deutscher Radiopreis/Morris Mac Matzen

Sonderpreis des Beirats
Radio Wuppertal

Für den herausragenden Einsatz in der Nacht der Flutkatastrophe und stellvertretend für alle Reporterinnen und Reporter, die in Deutschland im Einsatz waren, verleiht der Beirat den Sonderpreis in diesem Jahr an Radio Wuppertal und begründet es wie folgt: 
Radio Wuppertal entschied in dieser Flut-Nacht, so lang es geht auf Sendung zu bleiben, bis im Studio buchstäblich die Lichter ausgingen.  Das besondere Engagement der Kolleginnen und Kollegen verdeutlicht die große Nähe und Aktualität des Mediums Radio für die Menschen vor Ort. Radio Wuppertal hat in dieser historischen Nacht gezeigt, was gutes Lokalradio ausmacht: Es war achtsam und fürsorglich. Es hat den Menschen vor Ort beigestanden, hat gewarnt, informiert, geredet, getröstet.

Das Moderationsteam der Frühsendung: Jasmin Ashauer und Jens Voss haben in der Nacht vom 14. auf den 15.Juli die Radio Wuppertal-Sondersendung zur Hochwasserkatastrophe moderiert. Das Selfie zeigt die beiden nach dem Stromausfall im dunklen Gebäude. Nur noch Mischpult und Studiorechner liefen da über Notstrom. Bild: Radio Wuppertal

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