
Nach fast vier Jahrzehnten verabschiedet sich der unabhängige Regionalsender extra-radio aus Hof zum 1. September 2025 aus dem Äther. Seit 1987 prägte der Sender die Radiolandschaft in Hochfranken mit lokalem Engagement, kultureller Vielfalt und journalistischer Eigenständigkeit. Nun ist Schluss – aus wirtschaftlichen Gründen.
Der lange Weg zur Abschaltung
Die Entscheidung fällt nicht leicht, wie die Geschäftsführung betont. Der Wendepunkt kam 2017, als extra-radio gezwungen wurde, seine UKW-Frequenz zu wechseln. Die neue Frequenzkette war technisch schwach und verursachte hohe Leitungskosten – bei gleichzeitig drastisch reduzierter Reichweite. Die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) empfahl einen „Low-Budget-Ansatz“, doch selbst dieser konnte die wirtschaftliche Tragfähigkeit nicht sichern.
Ein Sender mit juristischem Rückgrat
extra-radio war nie ein Mitläufer. In den 1990er Jahren wehrte sich der Sender erfolgreich gegen die Zwangsunterordnung unter große Betriebsgesellschaften. Das Bundesverfassungsgericht gab ihm im „11. Rundfunkurteil“ recht – ein Meilenstein für Medienvielfalt in Bayern. Die Süddeutsche Zeitung kommentierte damals: „Auch in Bayern gilt das Grundgesetz.“
Kritik an der Medienpolitik
Die Pressemitteilung zur Einstellung des Senders spart nicht mit Kritik: Die einseitige Lizenzvergabe zugunsten eines großen Medienkonzerns wurde scharf kritisiert. Zudem wurden Verflechtungen zwischen einem Gesellschafter und dem damaligen BLM-Medienratsvorsitzenden öffentlich – ohne Konsequenzen für den Beteiligten.
Familienbetrieb mit Herzblut
Gegründet von Gerhard und Irmgard Prokscha, wurde extra-radio zuletzt von Tochter Sabine Hager geführt. Sie hätte den Sender gerne übernommen, doch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ließen dies nicht zu. „Jetzt müssen wir die Reißleine ziehen“, sagt Gerhard Prokscha.
Digitales Erbe bleibt bestehen
Auch wenn der UKW- und DAB+-Sendebetrieb endet, bleibt extra-radio online präsent. Die Webchannels für Oldies, Schlager und lokale Musik sind weiterhin verfügbar. Damit lebt ein Teil des Senders digital weiter – als Erinnerung an ein mutiges Radioprojekt, das nie den einfachen Weg gewählt hat.