Eine Gesellschaft, die angesichts vieler Krisen keine Visionen hat, droht zu erkranken. Sie reagiert allergisch auf notwendige Veränderungen, infiziert sich mit Hass, Resignation oder Wirklichkeitsverweigerung. Es gibt aber Menschen, die Veränderungen anstoßen und sich dabei als wirksam erfahren haben. Wandel ist immer, Transformation ist Alltag – auch jetzt schon.
Mit dem neuen Jahresthema „Es könnte so schön sein…Wie gestalten wir Zukunft?“ blickt die Denkfabrik 2024 nach vorn. Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova berichten während des ganzen Jahres über wegweisende Projekte und Menschen, die diese umsetzen. Mit großer Mehrheit haben die Hörerinnen und Hörer diesen Titel zum neuen Denkfabrik-Motto gewählt. Insgesamt hatten 44.200 Personen online an der Abstimmung zum Debattenthema teilgenommen – mehr als jemals zuvor. Dabei standen vier Themenschwerpunkte zur Wahl.
Stefan Raue, Intendant von Deutschlandradio: „Die zahlreichen Konflikte und Krisen führen dazu, dass viele Menschen besorgt sind und pessimistisch in die Zukunft schauen. Wir verstehen die Wahl unserer Hörerinnen und Hörer für dieses Jahresthema als Auftrag, zu zeigen, dass auch ein anderer Blick möglich ist. Weil Menschen sich engagieren, um unsere Gesellschaft positiv zu gestalten. Es wird sehr interessant werden, über diese Ideen zu berichten und mit den Menschen über ihre Ideen ins Gespräch zu kommen.“
Ein anderer Blick ist möglich
Erste Anregungen geben die „Visionäre von nebenan“. So heißt eine Reihe in der ersten Januarwoche bei Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur: Die Landeskorrespondentinnen und Reporter haben bundesweit nach wegweisenden Projekten und nach Impulsen, die Hoffnung geben, gesucht. Getroffen haben sie neben anderen Ryyan Alshebl, Bürgermeister der baden-württembergischen Gemeinde Ostelsheim, der 2015 vor dem Krieg in Syrien geflohen ist und heute der deutschen Meckerkultur etwas entgegensetzen will. Die Journalisten waren mit dem Projekt „Nachbarschaftliches Carsharing“ im ländlichen Landkreis Borken/Nordrhein-Westfalen unterwegs und sie besuchen die Initiative „Wo lang“ im thüringischen Altenburg, die Ideen für eine nachhaltigere und sozialere Gesellschaft umsetzt. Im Mittelpunkt stehen auch eine Friseurin, die Haar sammelt, um Gewässer zu reinigen. Ein Bauer, der ein Rezept für gesunde Böden gefunden hat. Eine Lehrerin, die aus eigener Erfahrung Mädchen beim Bildungsaufstieg unterstützt. Ihre Geschichten sind ab 2. Januar in den Deutschlandfunk Kultur-Sendungen „Studio 9“ (5.05 – 9.00 Uhr und 17.05 – 18.30 Uhr) und „Länderreport“ ( Mo –Fr, 13.05 Uhr) sowie in „Deutschland heute“ im Deutschlandfunk zu hören (Mo – Fr, 14.10 Uhr).
Ist Veränderungsbereitschaft überhaupt lernbar?
Wie steht es um die Veränderungsbereitschaft der Menschen? Diese grundsätzlichen Aspekte bespricht „Kulturfragen“-Moderatorin Christiane Florin in ihrer Gesprächssendung im Deutschlandfunk mit der Transformationsberaterin Stella Schaller. Diese ist überzeugt, dass man die Bereitschaft zur Veränderung erlernen kann. Wichtig sei dabei auch, Ängste vor einem grundliegenden Wandel wahrzunehmen und einzubeziehen. (1. Januar, 17.05 Uhr). Unter dem Titel „Wir können auch anders“ ist die bekannte Politökonomin Maja Göpel zu Gast und befasst sich eingehend mit Nachhaltigkeit als Vision. (28. Januar, 17.05 Uhr). Konkrete Vorschläge für die gegenwärtige Politik interessieren die Sendung „Systemfragen“: Sie stellt Vorschläge vor, mit denen Kommunen mehr für das Allgemeinwohl tun können (11. Januar, 20.10 Uhr).
Wilpoldsried – Ein kleines Dorf mit viel Energie
Eine ausführliche Reportage widmet sich einem kleinen Dorf im Oberallgäu. Wilpoldsried hat die Energiewende schon vollzogen: mit Solarpanelen, Windrädern, Biogasanlagen und zwei Kleinwasserkraftwerken. Das „Wochenendjournal“ im Deutschlandfunk berichtet aus einem Ort, der siebenmal mehr Ökoenergie produziert, als er verbraucht. (6. Januar, 9.10 Uhr)
Alle Beiträge zur Denkfabrik „Es könnte so schön sein…Wie gestalten wir Zukunft?“ sind ab 1. Januar abrufbar unter: deutschlandradio.de/denkfabrik. Eine Auswahl stellt die Dlf Audiothek App kontinuierlich bereit. Interessierte können auch den monatlichen Denkfabrik-Newsletter abonnieren.
Wesentlicher Bestandteil der Denkfabrik ist der Austausch mit den Hörerinnen und Nutzern. Für die kommende Ausgabe planen die Redaktionen, bundesweit Publikumsveranstaltungen vor Ort durchzuführen.
Über das Publikumsprojekt Denkfabrik:
Im Rahmen der Denkfabrik werden seit 2019 die großen Fragen der Zeit diskutiert – in freier und fairer Debatte, in innovativen Formaten und mit ausgewählten Kooperationspartnern. Die Zuhörerinnen und Nutzer stimmen in einem Online-Voting über das Jahresthema ab. Den Auftakt machte die Denkfabrik 2019 mit den Schwerpunktthemen: „Sind wir in guter Verfassung?“ (70 Jahre Grundgesetz) und „#ÜberMorgen“ (Klimawandel und Nachhaltigkeit). 2020 war das Thema „Eine Welt 2.0 – Dekolonisiert euch!‘“. 2021 folgte „Auf der Suche nach dem ‚Wir‘“, anschließend „Von der Hand in den Mund – Wenn Arbeit kaum zum Leben reicht“ (2022) und zuletzt „Die wehrhafte Demokratie“. Entstanden sind dazu mehrere hundert Beiträge, von denen viele auf dem Denkfabrik-Portal nachzuhören sind. Ausgewählte Stücke werden in einer Publikation veröffentlicht.