Von der Uni in den Beruf: Aller Anfang ist schwer

Wenn endlich die letzten Seiten der Bachelor- oder Masterarbeit geschrieben sind und der Professor grünes Licht gibt, fällt bei allen Studierenden eine große Last ab. Die letzten Jahre haben ihren Höhepunkt gefunden und das Abschlusszeugnis entschädigt für viele Mühen. Doch nach einer kurzen Verschnaufpause geht es direkt weiter – der Jobeinstieg steht an. Warum nicht nur die Jobsuche selbst, sondern auch weitere Veränderungen Absolventen zu schaffen machen, versucht dieser Artikel zu verdeutlichen.

Die organisatorische Kehrtwende
Wer die letzten Jahre an der Uni verbracht hat, ist es zwar gewohnt, seinen Tagesablauf zu strukturieren. Allerdings ändern sich die Vorzeichen im Vergleich zur Jobsuche mitunter erheblich. Zusammenfassungen über theoretischen Unistoff gehören der Vergangenheit an und es findet eine komplette Kehrwende statt. So einfach anmutende Dinge wie ein professionelles Anschreiben zu verfassen oder einen übersichtlichen Lebenslauf zu gestalten, rücken in den Fokus und wirken überfordernd – so seltsam es vielleicht klingen mag.

Zum Glück ist das Problem aufgrund verschiedener Hilfsmittel gar nicht so groß. Es gibt unzählige Muster, die nur darauf warten, mit individuellen Details gefüllt zu werden. Auch für das Anschreiben finden sich hier Tipps, damit für jede Art von Stelle die richtigen Worte gefunden werden. Zugegeben: Es kann etwas Zeit in Anspruch nehmen, aber sich überhaupt mit diesen formalen Aspekten auseinanderzusetzen, ist bereits der wichtigste Schritt, um die veränderten Anforderungen zu bewältigen.

Wenn der Akku leer ist
Es gibt Studierende, die den Einstieg in das Berufsleben nach dem Studium gar nicht erwarten können. Sie haben in ihrem Leben genug Hörsäle und Seminarräume von innen gesehen und möchten endlich ihre Karriere starten. Doch was ist, wenn das Studium sehr kräftezehrend war oder sogar mit mehreren Nebenjobs finanziert werden musste? Der Gedanke eines sofortigen Jobeinstiegs erscheint dann völlig utopisch, weshalb erst einmal Pause angesagt ist.

So legitim der Gedanke auch ist, so schnell machen sich Zweifel an der Entscheidung breit. Vor allem eine Frage dominiert und sorgt manchmal sogar für schlaflose Nächte: „Wie soll ich die Lücke in meinem Lebenslauf erklären?“ Dabei wird diese Frage meistens überschätzt, da es viele plausible Erklärungen für die Pause geben kann. Die beste Strategie besteht deshalb darin, ehrlich auf Nachfragen zu antworten und die Motive zu schildern. Außerdem bedeutet eine Pause nicht zwangsläufig Untätigkeit. Möglicherweise wurden in der Zeit wichtige Soft Skills erworben, welche die Chancen auf den Job sogar erhöhen.

Der Kampf mit dem Job – und sich selbst
Universitäten sind ein eigener kleiner Mikrokosmos, wodurch mitunter ein Tunnelblick entsteht. Gerade in den Geisteswissenschaften lässt sich nur wenig des gelernten Stoffes später im Beruf anwenden. Schließlich interessiert es im Arbeitsalltag niemanden, an welchen Orten Goethe oder Schiller ihre ersten Werke verfasst haben oder welche Stilmittel ein Gedicht der Romantik nutzt.

Was damit gemeint ist: Es dauert seine Zeit, bis Gewissheit über die eigenen Fähigkeiten und deren Nutzen besteht. Dafür gibt es mit dem Impostor-Sydrom sogar einen eigenen Begriff, der die übersteigerte Erwartungshaltung an sich selbst beschreibt. Der Sprung von der Uni in den Beruf ist also mehr als nur die Jobsuche, sondern ein großer Einschnitt mit ungeahnten Problemen.

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