Zum Jahresende wurde die letzte deutsche Langwelle abgeschaltet. Seit dem Abend des Silvestertages schweigt die 183 kHz vom Sender Felsberg bei Saarlouis. Von dort wurde seit 1955 das Programm des französischen Europe 1 übertragen. Die Aufnahme des Sendebetriebs erfolgte also noch bevor das Saarland nach einer Volksabstimmung der Bundesrepublik beitrat.
Durch die Hintertür konnte das französische Privatradio so vom damals autonomen Saarland aus Jahrzehnte vor der offiziellen Einführung des kommerziellen Rundfunks – quasi vom französischen Staat toleriert – sein Programm gen Frankreich senden. Ähnliches hatten bereits die Mitbewerber, die ihre Programme aus Luxemburg und Monaco ausstrahlten, vorexerziert. Verquickt war die Erteilung der Langwellenlizenz mit der Idee einen eigenen deutschsprachigen Fernsehsender für das autonome Saarland – Telesaar – aus der Taufe zu heben. Dieser fand 1958 mit der Eingliederung in die Bundesrepublik sein Ende.
Mit einer Sendeleistung von 2000 Kilowatt handelte es sich beim Sender in Felsberg-Berus um den leistungsstärksten Rundfunksender in Deutschland. Die Langwelle, die eine Verbreitung von Rundfunksignalen über große Distanzen hinweg ermöglichte, fristet heutzutage nur noch ein Nischendasein. Viele europäische Staaten haben ihre Langwellenfrequenzen mittlerweile abgeschaltet. Das Deutschlandradio nahm seine drei Langwellensender in Donebach im Odenwald, Aholming in Niederbayern und Zehlendorf bei Berlin bereits Ende 2014 vom Netz. Das öffentlich-rechtliche Radio France verabschiedete sich Ende 2016 von der Langwelle. Noch in Betrieb sind die Langwellen von RTL France aus Luxemburg und RMC vom – von Monaco genutzten – Standort Roumoules in Südostfrankreich.
Europe 1, das heute zum Medienkonzern Lagardère gehört, begründete die nun erfolgte Abschaltung gegenüber dem französischen Branchendienst „La Lettre Pro“ mit stetig sinkenden Nutzerzahlen. Man wolle sich stattdessen auf die Verbreitung via UKW, Internet, 4G, Smartspeaker und DAB+ konzentrieren.