Die Radiowelt ist voll von Meldungen: DAB+ ersetzt immer mehr den klassischen Radioempfang über UKW. DAB+ soll umweltfreundlicher sein, einfacher für den Hörer und voller besonderer Zusatzleistungen. Doch was ist dran an den Informationen, die über DAB+ kursieren? Wann gibt es UKW nicht mehr und lohnt es sich, umzusteigen? Wir erläutern alle aktuellen Änderungen durch den neuen Standard.
Was ist DAB+ und wie funktioniert der neue Radio-Standard?
Die Abkürzung DAB steht für Digital Audio Broadcasting. Es handelt sich bei DAB+ also um einen digitalen Radioempfang – allerdings ohne Internetverbindung. Der Empfang läuft direkt vom Sendemast zum Hörer, es gibt also verschiedene Senderstandorte, von denen aus das Radio zum Empfänger kommt. Im Prinzip ändern sich die Frequenzen, auf denen das Radioprogramm gesendet wird. Das bedeutet, dass Hörer möglicherweise neue Geräte benötigen, um DAB+ empfangen zu können. Vor allem ältere Modelle unterstützen den DAB+-Empfang noch nicht. Im Gegenzug sind moderne Digitalradios durchaus in der Lage, Radio über UKW zu empfangen. Empfehlenswerte Digitalradios kosten um die 100€ und sind vergleichbar mit den „älteren“ Modellen. Außerdem arbeiten immer mehr Sendeanstalten und Länger mit DAB+ und schreiben immer häufiger DAB+-Netze aus. So wird es den Hörern besonders einfach gemacht, auf DAB+ umzusteigen: Sie können nach wie vor ihre Lieblingssender hören und müssen dafür kaum etwas ändern.
Vorteile von DAB+ gegenüber UKW
Der neue Radio-Standard bietet viele Vorteile gegenüber der Ultrakurzwelle. Der Grund, weshalb viele Radiostationen überhaupt umsteigen, liegt in den Frequenzen der UKW: Sie sind alle belegt. Es gibt keine Möglichkeiten, neue Radiosender zu etablieren, weil diese nicht senden können. Über DAB+ bietet sich also eine ganz neue Sendervielfalt. Kleine Sender und Nischenprogramme können senden, ohne dass es zu Frequenz-Problemen kommt. Die meisten öffentlich-rechtlichen Radioprogramme sind bereits über DAB+ zu empfangen, immer mehr Spartensender und Privatsender ziehen im Moment nach. Das zeigt, dass das digitale Radio die Zukunft im Radiobetrieb ist.
Ein weiterer Vorteil von DAB+ liegt im Empfang: Es wird kein Rauschen mehr geben. Wird der Empfang über UKW schlechter, hören die Nutzer ein Rauschen anstelle des Programms. Viele Hörer sind davon genervt, wechseln den Sender oder schalten ab. Für die Radiosender bedeutet dies einen Verlust an Zuhörern. Das kann mit DAB+ nicht mehr passieren, da der Klang stets klar ist. Bisher ist DAB+ in 98 Prozent Deutschlands zu empfangen – die restlichen zwei Prozent werden in den nächsten Monaten erschlossen. Hörer können sowohl in geschlossenen Gebäuden als auch im Auto oder unterwegs DAB+ empfangen und dafür ist keine Internetverbindung notwendig. DAB+ wird digital-terrestrisch gesendet und greift dementsprechend nicht das Datenvolumen am Handy oder im WLAN an. Somit entstehen für Kunden auch keine Extrakosten.
DAB+ wird übrigens auch als „green radio“ bezeichnet, da es umweltfreundlicher und wirtschaftlicher als UKW ist. Allein deshalb ist das digitale Radio zukunftsfähig: Jeder kleine Schritt zur Klimarettung ist ein Schritt in die richtige Richtung.
Moderne Digitalradios können, wenn mal kein DAB+ verfügbar sein sollte, einfach auf UKW umschalten. Da es bisher noch keinen Abschalttermin für UKW in Deutschland gibt, bedeutet dies, jederzeit Radioempfang zu haben. Ist dann wieder DAB+ verfügbar, wechseln die modernen Geräte einfach wieder zurück. Dieser Vorgang nennt sich „seamless blending“.
Die besonderen Zusatzdienste
Neben dem reinen Radioempfang bieten die meisten DAB+-Sender besondere Zusatzangebote für ihre Hörer. Diese sind multimedial, beschränken sich also nicht auf das reine Hörerlebnis. So wird Radio zum Rundum-Entertainment. Folgende Zusatzangebote sind möglich:
- Die visuelle Darstellung von Albumcovern, Bildern oder Videos auf dem Radiodisplay liefert den Hörer weiterführende Informationen.
- Textinformationen wie Titel und Interpret eines aktuell laufenden Liedes erscheinen auf dem Radiodisplay und sind dauerhaft abrufbar. So kann der Kunde sich sofort informieren, welches Lied er gerade hört oder zu einem bestimmten Zeitpunkt gehört hat.
- Eine EPG, also elektrische Programmübersicht liefert den Hörer Informationen über das vergangene, aktuelle und kommende Programm. So helfen Sender ihren Hörern dabei, interessante und spannende Sendungen nicht zu verpassen.
- Aktuelle Informationen zu verschiedenen Themen können auf dem Radiodisplay abgerufen werden: Börsennews, Fußballergebnisse, Stauinformationen.
- Radiodisplays können Webseiten anzeigen.
- Auch während der Hörer Musik über eine CD oder ein anderes externes Gerät hört, kann der Radiosender sich für wichtige Verkehrsmeldungen oder Nachrichten
Das Angebot ist vielfältig und kann von Sender zu Sender variieren. Es ist sinnvoll, das multimediale Angebot auf die Stammhörerschaft oder Zielgruppe zuzuschneiden.
DAB+ beim Autofahren
Autofahrer profitieren ganz besonders vom neuen DAB+-Standard. Die meisten modernen Autos haben bereits integrierte Digitalradios und nutzen die oben beschriebenen Zusatzdienste. Ältere Automodelle sind mit wenigen Handgriffen umzurüsten. Zu diesem Zweck gibt es spezielle Adapter, die jedes handelsübliche Radio in ein Digitalradio verwandeln. Ab dem Jahr 2021 gibt es eine gesetzliche Regelung innerhalb der EU: Neu zugelassene Autos müssen neben UKW auch digital-terrestrisches Radio, also DAB+, empfangen können. Das soll der Sicherheit dienen.
Einige Zusatzdienste sind vor allem bei der Nutzung im Auto praktisch: Wenn ein Autofahrer beispielsweise über eine CD oder das Handy Musik hört, werden ihm aktuelle Verkehrsmeldungen zu Falschfahrern oder Hindernissen auf der Fahrbahn eingespielt. Er weiß so, welche Strecken gefährlich sind und kann mit erhöhter Aufmerksamkeit fahren.
Auch im Ausland ist bereits teilweise der Empfang über DAB+ möglich. In der EU wird derzeit der Radioempfang über DAB+ ausgebaut, auch wegen der neuen EU-Richtlinie. Hier gilt, genau wie beim stationären Radio: Wenn ein Empfang über DAB+ nicht möglich ist, wechselt das Autoradio automatisch auf UKW und zurück.
Fazit und Prognose: Der Umstieg lohnt sich!
Schon aufgrund der kommenden EU-Richtlinie lohnt sich für Radiosender der Umstieg auf DAB+. Das digital-terrestrische Radio wird sich in den kommenden Jahren durchsetzen und es ist nur eine Frage der Zeit, wann der Radioempfang über UKW abgeschaltet wird. Für den Moment ist es sinnvoll, sowohl über DAB+ als auch über UKW zu senden, um weiterhin alle Hörerinnen und Hörer zu erreichen. Für Medienschaffende, die einen neuen Radiosender etablieren möchten, ist DAB+ wiederum der perfekte Einstieg, da es hier unbegrenzte Kapazitäten gibt.