Neuseeland: RNZ plant Jugendangebot auf UKW – Kontroverse um Klassikwelle

Bayern und Neuseeland sind sich manchmal gar nicht so fern. Der Neuseeländische Rundfunk erlebte gerade eine Diskussion, mit der sich der Bayerische Rundfunk (BR) vor einigen Jahren auseinandersetzen durfte. Damals wollte die in München beheimatete Rundfunkanstalt BR-Klassik auf UKW durch das Jugendangebot Puls ersetzen. Ende 2017 zog man die Pläne, die auf Widerstand von Kulturverbänden wie auch der privaten Konkurrenz gestoßen waren, zurück.

Am 5. Februar ging Radio New Zealand (RNZ), die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt Neuseelands, mit dem Plan an die Öffentlichkeit, seine Klassikwelle RNZ Concert von UKW zu nehmen. Die UKW-Frequenzkette, eine von zweien, die der Rundfunkanstalt zustehen, sollte stattdessen ab Ende August an ein neues multimediales Jugendformat gehen. Der Plan sah vor, dass RNZ Concert ab Ende Mai auf Mittelwelle wechseln und künftig ohne Moderationen auskommen sollte.

Sieben Tage später musste die Rundfunkanstalt ihre Pläne bereits wieder einsammeln. Das angekündigte Aus für die Klassikwelle war intern wie in der Öffentlichkeit auf heftigen Gegenwind gestoßen, u.a. trat die frühere Premierministerin Helen Clark für den Verbleib des Klassiksenders auf UKW ein. Auch die amtierende neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern äußerte ihren Unmut über das Vorpreschen der RNZ-Spitze. Die Regierung brachte gleichzeitig eine Alternativlösung ins Spiel, auf die RNZ mittlerweile eingegangen ist. Das geplante Jugendformat soll nun mittelfristig in ganz Neuseeland im UKW-Bereich 102-102.5 MHz senden. Dieser ist seit dem Ende des mit öffentlichen Mitteln unterstützten Privatradios Kiwi FM, das primär neuseeländische Musik spielte, im Jahr 2015 vakant.

Das neue RNZ-Jugendangebot, dessen genauer Starttermin nun wieder unklar ist, soll sich an Hörerinnen und Hörer zwischen 18 und 34 richten und insbesondere auch junge Maoris und Neuseeländer mit Wurzeln auf den pazifischen Inseln ansprechen. Der Fokus der Musikplaylist wird auf der heimischen Musikszene liegen und soll sich nicht auf ein Genre beschränken. Nun müssen allerdings noch Finanzierungsfragen geklärt werden. Für das neue Programm waren 13 Stellen eingeplant, durch die Degradierung von RNZ Concert zu einer reinen Musikwelle wären den Plänen zufolge 17 Stellen weggefallen. Dieses angedachte Szenario steht nun wieder zur Disposition.

Escape drücken, zum schließen