
Eine Show ohne Teaser ist wie die BILD-Online-Seite ohne Schlagzeilen oder deine Lieblings-Zeitschrift ohne Titelseite.
Letzten Monat habe ich hier über die strategischen Hintergründe und taktischen Vorteile guten Teasings gesprochen und über Image-Aufbau durch Musikteasing.
Was die Formen des Teasings betrifft, gibt es hier vor allem bei Content-Teasern die unterschiedlichsten Spielarten.
Minute-to-Minute-Teasing (vertikales Teasing)
Was kommt als Nächstes? Der einzige Trick, der wirklich gegen Wespen hilft? Oder der Mitschnitt wie der Fußballnationaltrainer heimlich das böse F-Wort benutzt? Das vertikale Teasing auf die nächsten Minuten (Minute-to-Minute-Teasing) ist außerdem eine der Teasing-Varianten mit der größten Wahrscheinlichkeit auf Erfolg. Denn derjenige, der jetzt gerade zuhört, kann vermutlich ohne großen Aufwand auch noch die „Drei lustigsten Fragen, die Chat GPT nicht beantworten kann“ hören.
Insofern ist der Minute-to-Minute-Teaser die Pflichtübung unter den Teasern und sollte Standard in jeder Show sein.
Stunden-Teasing (vertikales Teasing)
Um 8:08 Uhr gibt es ein Witzebattle zwischen den Morgen-Moderatoren mit den besten Witzen zum Mitlachen und Weiterzählen? Eine Idee für einen Teaser um 7:25 Uhr vor dem Werbeblock! Die Chance, dass jemand, der um 7:25 Uhr hört, um 8:08 Uhr immer noch Radio hört, ist groß! Zum Beispiel im Auto auf dem Weg zur Arbeit. Es lohnt sich immer, kurz auf die nächsten 45 bis 60 Minuten zu schauen – alles andere sind verschenkte Impulse für Wieder-Einschaltungen bzw. zum Dranbleiben auf dem Weg vom Bad in die Küche oder von der Wohnung ins Auto. Und natürlich helfen auch solche Stunden-Teaser dem Imageaufbau. Wenn ein Hörer, der immer von 7:15 Uhr bis 7:45 Uhr im Auto hört und um 8 Uhr auf der Baustelle zu arbeiten anfängt, gar nicht weiß, dass es um 8:10 Uhr ein Highlight gibt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass er ab 8 Uhr auf der Baustelle einen anderen aus seinen 4,4 WHK-Sendern wählt, ziemlich groß … Und genau das wollen wir vermeiden.
Highlight-Teaser (vertikales Teasing)
Im Crazy Phone wird heute der Bürgermeister an der Nase herumgeführt?
Zum Start des Arbeitstages gibt es heute zwischen 9:30 Uhr und 10 Uhr einen High-End-Kaffeeautomaten im Wert von 2000 Euro zu gewinnen?
Alles Highlights, die man lange genug im Voraus teasen sollte. Gerne auch öfter. Das schafft Wieder-Einschaltgründe und baut ein Image auf – z.B. für die Morgenshow, in der ständig überraschende Dinge passieren und die man deshalb nicht verpassen darf.
Recycling-Teasing (vertikales Teasing)
Natürlich hilft es dem Erfolg des Senders, wenn wir Hörer in andere Sendeschienen „recyceln“. In der Nachmittagsshow gibt es heute die letzten Tickets für das Ed-Sheeran-Konzert am Wochenende zu gewinnen? Ein wunderbarer Grund, Hörer vom Vormittag in den Nachmittag zu recyceln – mit Teasing.
In-the-Mix-Teasing (vertikales Teasing)
Je nach strategischer Aufgabenstellung eines Senders kann es sinnvoll sein, mehrere Punkte in einem Break zu teasen. Zum Beispiel kann die Anchorwoman der Morgenshow vor Beginn der Werbung und der Nachrichten um voll auf den Openersong und einen weiteren Highlight-Titel der nächsten halben Stunde teasen und der Co-Star teast davor kurz seine „Wochenzusammenfassung im lustigsten Song der Woche“. In diesem Falle also Musik und Content in einem Teaser.
Auch die Kombination von kurzfristigen und langfristigen Content-Teasern kann Sinn machen. Was kommt als Nächstes und was verpassen die Hörer, wenn Sie in einer Stunde einen anderen Sender hören?
Horizontales Teasing
Wann immer es passt, ist es Pflicht, nach einem Stopset den relevanten (!) Inhalt am nächsten Tag zur gleichen Zeit zu teasen. Neben dem klassischen Minute-to-Minute-Teasing ist dieser horizontale Teaser ebenfalls einer mit großer Aussicht auf Erfolg.
Plane also das Teasing genauso gut wie die Inhalte der Show. Hilfreich ist dabei eine Extraspalte auf dem Showprepsheet. Ideal ist es, wenn die Teaser rollieren wie ein Song, also z.B. um 6:25 Uhr eine Woche lang möglichst häufig ein anderes Highlight, eine andere Benchmark oder ein anderer USP geteast wird.
Fast alle meine Kunden arbeiten mittlerweile mit einer Teasing-Matrix in der Vorbereitung, um sicher zu gehen, immer abwechslungsreich zu teasen.
Die Verabredung
Eine konkrete Verabredung mit dem Hörer ist essenziell für jede Promo, jeden Teaser, jeden Major-Pay-off. Leider hat sich das noch nicht im deutschsprachigen Radio der 2020er-Jahren herumgesprochen …
Kürzlich bei einem der größten Sender Deutschlands in einer Morgenshow-Promo gehört: „Wie sie dieses Problem lösen, das klären wir am Montag in unserer Morgensendung mit X und Y.“ Ah ja! Und wann bitte soll ich einschalten?
Glauben die Macher ernsthaft, Hörer hätten an einem normalen Morgen vier Stunden Zeit zum Radiohören, nur um auf ein Thema oder eine Gewinnchance zu warten?
Wozu also führen diese „Nicht-Verabredungen“ – außer zu verschenkten Einschaltimpulsen? Dazu, die Hörer zu verärgern! Ob mich ein geteastes Thema interessiert oder ich wissen will, ob meine Rechnung gezogen wurde: vielleicht schalte ich trotz fehlender Verabredung mal auf Verdacht ein und höre – sagen wir von 6:13 Uhr bis 6:58 Uhr. Meine Erwartung wird aber nicht erfüllt, weil das Gewinnspiel gerade da nicht stattfindet und auch nicht konkret mit Verabredung geteast wird. Vielleicht gibt dieser Hörer der Sache mit dem Gewinnspiel am nächsten Tag noch eine Chance. Wie regieren Hörer wohl, wenn ihre Erwartungen beim zweiten Mal wieder nicht erfüllt werden? Mit etwas Glück und gutem Willen geben Sie dem Sender noch eine dritte Chance. Aber vermutlich keine vierte.
Zu jedem Teaser gehört also eine Verabredung.
Welche Art von Verabredung für welchen Teaser?
Beim Teasen ist neben dem Inhalt also auch eine möglichst konkrete Verabredung ein Grundbestandteil. Aber welche Art der Verabredung macht mehr Sinn? „In zehn Minuten“, oder „um kurz nach halb acht“?
Bei Teasern auf weiter entfernt liegende Einschaltimpulse macht ebenfalls eine Nennung der Uhrzeit Sinn: „Eine weitere 1.000-Euro-Gewinnchance bei der Arbeit um 10:10 Uhr.“
Auch für Teaser auf immer wiederkehrende Ereignisse bzw. Benchmarks ist die Uhrzeit, die gelernt werden soll, am effektivsten, z.B. „immer um acht nach acht“.
Wann immer möglich, achte darauf, dass man sich die Uhrzeiten leicht merken kann.
Wenn ein Inhalt etwas weiter entfernt ist und über eine Uhrzeit geteast wird, kreiere eine Verabredung, die man sich leicht merken kann oder nutze die gängigen Zeitmarker wie „Viertel nach 11“, „kurz nach halb“ etc.
Bei Minute-to-Minute-Teasern, macht es am meisten Sinn, den kurzen Zeitabschnitt zu definieren, beispielsweise „die nächste 1.000 Euro Gewinnchance in zehn Minuten“.
Eine schlechte Angewohnheit, die ich in den letzten Jahren immer öfter höre, ist das Teasing „in zwei Songs“ oder „in drei Songs“. Das ist nicht nur wenig konkret, es macht obendrein auch noch die Musik klein. Besser an dieser Stelle: ein konkretes Musikverkaufen wie „die neue Folge unserer Comedy in sieben Minuten nach einem Nummer-1-Hit von Ed Sheeran und jetzt der aktuellen von Kygo …“
Es gibt also immer etwas zum Teasen, bzw. fast immer… denn für den nächsten Monat habe ich hier nur eine Verabredung für dich, aber keinen Teaser…
In diesem Sinne: wir lesen uns wieder Anfang Dezember, hoffe ich…
Deine
Yvonne

Yvonne Malak
Erfolgreich Radio machen
296 Seiten
ISBN 3744521044
39,00 € Herbert von Halem Verlag
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Yvonne Malak ist Radioberaterin und berät eine Vielzahl von Radiostationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Yvonne Malak schreibt monatlich für die radioWOCHE. Die nächste Ausgabe erscheint am 01. November 2025.
Alle bisher veröffentlichten Publikationen von Yvonne Malak finden Sie auch unter www.my-radio.biz/category/publikationen/radiowoche/