Beim Saarländischen Rundfunk (SR) regiert erneut der Rotstift. Die Sendeanstalt plagen Finanzsorgen, da es geringere Einnahmen aus dem Rundfunkbeitrag gibt als angenommen. Die Experten des Beitragsservices (früher GEZ) hatten bei der Umstellung von der gerätespezifischen Rundfunkgebühr auf den wohnungsbezogenen Rundfunkbeitrag die Beitragseinnahmen aus dem Saarland für den SR zu optimistisch vorausgesagt. Dadurch klafft jetzt beim SR eine Lücke von rund drei Millionen Euro pro Jahr. Und Hilfe von der Politik ist nicht in Sicht. Aktuell dominiert die Forderung nach Beitragsstabilität die Debatte, eine Erhöhung des Rundfunkbeitrags im Jahr 2020 ist unwahrscheinlich. Die Einnahmen bleiben also voraussichtlich gleich, der SR muss allerdings Tariferhöhungen und Preissteigerungen schultern.
Streichliste beim SR – Halberg Open Air wird eingestellt – Reduzierung der UKW-Senderstandorte wird geprüft
Deshalb hat die SR-Spitze ein Sparpaket geschnürt, das letzte Woche Verwaltungsrat und Belegschaft vorgestellt wurde. SR-Intendant Thomas Kleist sagte: „Wir können nicht warten bis 2020, sondern müssen bereits jetzt agieren. Obwohl der SR sein Personal bereits um fast ein Drittel reduziert, sein Programmvolumen deutlich zurückgeführt und durch zahlreiche Kooperationen mit anderen Landesrundfunkanstalten beispielhaft gespart hat, müssen wir aufgrund der geringeren Einnahmen weitere Sparanstrengungen unternehmen.“ Und die Streichliste hat es in sich. Das Musikfestival Halberg Open Air in Saarbrücken, das der SR immerhin seit 1981 veranstaltet, wird ab 2018 ersatzlos entfallen. Die Budgets bei den Hörfunkwellen SR 1, SR 2 KulturRadio und SR 3 Saarlandwelle werden weiter gesenkt. Künftig soll es auch in den werktäglichen Nachmittagsstunden gemeinsame Nachrichten auf allen Wellen geben. Der Hörspiel-Etat bei SR 2 KulturRadio wird ebenfalls gekürzt, zwei Hörspiele weniger im Jahr wird der SR deshalb voraussichtlich produzieren. Aufhorchen lässt der letzte Punkt des Zehn-Punkte-Plans – der SR will prüfen, ob er sein UKW-Sendernetz im Saarland ausdünnt. Weite Teile des Saarlands werden über den SR-eigenen Grundnetzsender Göttelborner Höhe versorgt. Dazu kommen weitere Lückenfüller in Blieskastel, Merzig, Mettlach, Perl, Homburg oder Saarbrücken. Die Hauptfrequenz der SR-Jugendwelle UunserDing kommt vom Sendeturm Saarbrücken-Schoksberg, der nicht beim SR gehört, und ist demzufolge teurer im Betrieb.
Auch der Fernsehbereich muss Streichungen hinnehmen. Der SR wird die saarländische Sportler-Gala sowie ein Badminton-Turnier nicht mehr übertragen und zwei Reiseformate einstellen. Gespart werden soll auch bei der mit dem SWR gemeinsam betriebenen Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken Kaiserslautern. Dazu verabschiedet sich der SR als Koproduzent der ARD-Weihnachtsmärchen. Die SD-Ausstrahlung des SR-Fernsehens über Satellit soll früher als geplant eingestellt werden. Bau- und Investionsmaßnahmen kommen auf den Prüfstand. Ihre Rolle als Förderer von kulturellen und sportlichen Aktivitäten im Saarland wird die Rundfunkanstalt nicht mehr im bisherigen Umfang wahrnehmen können. Zum Thema Personalabbau heißt es schöngefärbt: „Der Personalabbaupfad wird weiter verfolgt, Hierarchieebenen werden weiter reduziert, vorhandene Abteilungen zusammengelegt, Workflows noch weiter optimiert.“
Der SR erklärt, dass ein Teil der damit erreichten Einsparungen dazu verwendet werden soll, den Sender noch stärker crossmedial zu organisieren und so zukunftssicher zu machen. Intendant Kleist appelliert an die Politik: „Ich halte es auch gegenüber unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die täglich für unser demokratisches Gemeinwesen wertvolle Arbeit leisten, nicht weiter für zumutbar, sie über die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Systems weiter im Ungewissen zu lassen.“ Er fordert ein baldiges klares Bekenntnis der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk und eine baldige Planungssicherheit mit Blick auf die anstehende Reform.