Im US-Präsidentschaftswahlkampf werden die Hispanics, spanischstämmige US-Amerikaner, eine immer wichtigere Zielgruppe. Auch der amerikanische Radiomarkt hat sie längst für sich entdeckt.
Für amerikanische Radiosender ist der Präsidentschaftswahlkampf alle vier Jahre eine goldene Zeit, fließt doch auch ein Teil der exorbitant hohen Werbebudgets der Kampagnen und ihrer Unterstützer in ihre Taschen. Die Politikstrategen haben zunehmend die spanischsprachigen Medien für sich entdeckt. Eine der Clinton-Kampagne nahestehende Lobbygruppe investierte unlängst mehre Millionen in TV- und Radiowerbung auf spanischsprachigen TV- umd Radiosendern in Florida und Nevada. Doch auch die Medienunternehmen mischen sich aktiver in den Wahlkampf ein. In den USA ist es im Gegensatz zu Deutschland durchaus üblich, dass sich Pressehäuser offen politisch positionieren oder Wahlempfehlungen abgeben. Die sonst im scharfen Wettbewerb miteinander stehenden spanischsprachigen Medien in Arizona haben sich jetzt zusammengeschlossen und eine große Wählerregistrierungsaktion gestartet. Auf den TV-Sendern und Radioprogrammen der beteiligten Medienunternehmen läuft ein Spot mit bekannten Moderatoren, der die Zuschauer und Zuhörer auffordert sich für die kommende Wahl als Wähler zu registrieren. Ohne ein solche Eintragung kann in den USA nicht gewählt werden, es ist die erste Hürde, die genommen werden muss. In Arizona sagen die Prognosen ein knappes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Trump und Clinton voraus, es ist einer der wenigen Staaten, wo sich die Wahl entscheiden könnte. Im Grenzstaat zu Mexiko polarisiert vor allem das hitzig diskutierte Thema Einwanderungspolitik – Stichwort: Mauer. Die Clinton-Kampagne hofft auf eine hohe Wahlbeteiligung unter den Hispanics, die Clinton und ihre Positionen mit deutlicher Mehrheit favorisieren.
Spanischsprachige Formate haben mittlerweile laut Erhebungen des Marktforschungsinstitus Nielsen einen Anteil von rund 6 Prozent am US-Radiomarkt erreicht. Die Hispanics stehen für rund 40 Millionen wöchentliche Hörer und sind eine der wenigen kontinuierlich wachsenden Bevölkerungsgruppen in den USA. Die musikaffinen Hispanics stellen zudem die begeistersten Radiohörer in den Staaten.
Am größten ist der Anteil der spanischsprachigen Stationen analog zur demograpischen Verteilung in Kalifornien und Texas, dicht gefolgt von Florida, Nevada, New Mexico und Arizona. Auch in Großstadtmärkten wie New York und Chicago wächst ihr Anteil stetig.
Die großen Namen im spanischsprachigen Radiomarkt der USA sind der TV-Konzern Univision, der 67 Radiostationen betreibt und Entravision mit 48 Radiosendern, die sich genau auf diese Zielgruppe spezialisiert haben. Liberman Broadcasting und Spanish Broadcasting System fokussieren sich auf das spanischsprachige Publikum in Großstadtmärkten. Der Medienriese Disney produziert mit ESPN Deportes Radio ein eigenes Sportradionetwork auf Spanisch. Auch die US-Radiomultis wie iHeart Radio sind in einigen Märkten mit eigenen spanischsprachigen Formaten aktiv.