In Spanien ist das terrestrische Digitalradio bisher ein absolutes Nischenthema geblieben. Das scheint sich nun zu ändern, zumindest in einer Region. Die spanische Autonome Gemeinschaft Navarra schreibt Sendeplätze für sechs Programme in einem geplanten DAB-Multiplex aus, der die gesamte Region im Nordosten Spaniens umfassen soll. Ferner stehen 72 Sendeplätze in 12 Lokalensembles zur Verfügung, 12 davon in der Hauptstadt Pamplona (baskisch: Iruña).
Bei der Vergabe spielen verschiedene Kriterien eine Rolle. Zu den potentiellen Pluspunkten zählt u.a., ob die Programme auch Sendeinhalte auf Baskisch anbieten. Gesendet wird weiterhin im „alten“, ineffizienteren DAB-Standard und nicht via DAB+, der in den meisten anderen europäischen Ländern zum Einsatz kommt. Parallel mit der DAB-Ausschreibung wurde auch die UKW-Frequenz 105,6 MHz in Pamplona ausgeschrieben. In Spanien liegt die Hoheit über den Rundfunk größtenteils bei den sogenannten Autonomen Gemeinschaften, dem Gegenstück zu den deutschen Bundesländern.
In Navarra leben rund 650.000 Menschen, davon rund 200.000 in Pamplona. Der an das Baskenland angrenzende Norden der Region ist primär baskischsprachig, weite Teile der Region gelten als zweisprachig. Navarra genießt historisch bedingt einen besonderen Autonomiestatus, der eine weitgehende Autonomie in Steuerfragen umfasst. Die Region erhebt und verwaltet also – genauso wie das Baskenland – ihre Steuern in Eigenregie und muss nur einen vertraglich vereinbarten Teil an den Zentralstaat abführen. Ein aus dem Mittelalter herrührendes Privileg, welches zum Beispiel Katalonien nur allzu gern ebenfalls für sich in Anspruch nehmen würde. Auch unterhält Navarra – ähnlich wie das Baskenland und Katalonien – eine eigene Landespolizei. Hinter Madrid und dem Baskenland ist Navarra die drittwohlhabendste Region Spaniens und weist die niedrigste Arbeitslosenquote auf.