Musik und Mode bilden eine unzertrennbare Einheit und beeinflussen sich gegenseitig. Viele große Modetrends entstehen, weil berühmte Musiker diese verbreiten. Dabei handelt es sich keineswegs um ein neues Phänomen, welches durch Musikvideos oder Social-Media-Netzwerke ausgelöst wurde. Bereits vor der Verbreitung der uns heute bekannten Massenmedien beeinflusste nicht nur die Musik, sondern auch das äußere Erscheinungsbild bekannter Künstler die breiten Massen. Eine aussagekräftige, unverwechselbare Erscheinung kann Musikern dabei helfen, ihren musikalischen Stil zu unterstreichen und nach außen zu tragen. Die meisten legendären Künstler haben ihren ganz charakteristischen Stil, der durch unverwechselbare Outfits gekennzeichnet ist.
Leidenschaftliche Musikhörer neigen dazu, den Modestil ihrer Lieblingsmusiker zumindest teilweise zu übernehmen. Insbesondere unter Jugendlichen ist es seit vielen Jahrzehnten Gang und Gäbe, sich modetechnisch am Stil der großen Idole zu orientieren. Dieses Verhalten dient sowohl dem Ausdruck der eigenen Neigungen und der Persönlichkeit, als auch dem Verlangen, Teil einer bestimmten Szene oder gesellschaftlichen Gruppe zu sein.
Die optische Komponente der Musik im Laufe der Zeit
Seit dem Ende des 2. Weltkriegs entstanden in jedem Jahrzehnt zahlreiche neue Musikstile, die sich teils enorm voneinander unterscheiden. So verschieden die unterschiedlichen Musikrichtungen klingen, so sehr unterscheiden sich auch die damit verbundenen Modestile. Wir geben einen Überblick über die Musik- und Modetrends von 1950 bis heute.
Die 50er Jahre
Ab dem Ende der 1940er Jahre entstanden zahlreiche neue Musikrichtungen – doch nur eine erlangte innerhalb kürzester Zeit weltweite Popularität. Während der 1950er Jahre etablierte sich der Rock’n’Roll rasend schnell auf der gesamten Welt. Im Jahre 1953 wurde Elvis Presley entdeckt und drei Jahre später stand er bereits auf dem Gipfel seiner Berühmtheit. Der Rock’n’Roll prägte die gesellschaftlichen Normen, den Film und die Modeszene enorm. Es handelte sich dabei um weitaus mehr als nur Musik – Rock’n’Roll symbolisierte ein völlig neues Lebensgefühl, das auch die Trends der darauffolgenden Jahrzehnte stark prägte.
Die Stars trugen Haartollen, Lederjacken und Jeans. An den Männern waren zunehmend spitze Schuhe, weite Sakkos und Ringelsocken zu sehen. Die Damen kleideten sich dagegen häufig in Petticoats und trugen Pferdeschwänze. Unter amerikanischen Teenagern entstand die Modeerscheinung „Bobby soxer“ – Mädchen, die männliche Musiker wie Frank Sinatra anhimmelten, begannen, deren Stil zu übernehmen. In Folge waren auf den Straßen der USA zahlreiche junge Frauen in hochgekrempelten Jeans und großen Pullis zu sehen.
Die 60er Jahre
In den 1960er Jahren entwickelte sich die Rockmusik weiter und erhielt zahlreiche neue Facetten. Durch die Verbreitung von Rock und Blues wurde auch die europäische Gesellschaft zunehmend gespalten – auf der einen Seite standen die Freunde der Volksmusik und des Schlagers, auf der anderen Seite die Anhänger der neuen englischsprachigen Musik. In Großbritannien entstanden Bands wie die Beatles und die Rolling Stones, die rasend schnell in beinahe allen Ländern der Welt bekannt wurden. Andere nennenswerte Bands dieser Zeit sind Led Zeppelin, die Ende der 1960er Jahre ihr Debütalbum herausgaben und Deep Purple, die im Jahre 1968 den Hardrock schufen.
Da die musikalische Vielfalt während der 1960er Jahre zunahm, kam es zu einer zunehmenden Diversifizierung in der Modewelt. Die Mode dieses Jahrzehnts war insbesondere von drei großen Erscheinungen geprägt – den Beatles, den Hippies und den Modernists. Die Beatles beeinflussten mit ihren braven Frisuren und Anzügen nicht nur den Kleidungsstil unzähliger Teenager auf der ganzen Welt, sondern auch zahlreicher Erwachsener. Die bunte Hippie-Bewegung war stark von der psychedelischen Rockmusik und bewusstseinserweiternden Drogen wie LSD und Marihuana geprägt. Als Ikone der Flower-Power-Bewegung gilt Jimi Hendrix, der im Jahre 1969 auf dem legendären Woodstock Festival spielte. Die Erscheinung der sogenannten Modernists entstand in Großbritannien und war insbesondere vom damals modernen Londoner Jazz, später auch von R&B, Soul und Ska geprägt.
Die 70er Jahre
In den 1970er Jahren war die Rockmusik noch immer auf Erfolgskurs und entwickelte sich weiter. Der Heavy Metal entstand: Black Sabbath gewannen an Beliebtheit und im Jahre 1977 veröffentlichten Motörhead ihr erstes Album. Neben den harten Klängen waren auch sanftere Töne verbreitet. Im Jahre 1974 erschien Abba’s Hit „Waterloo“ und die Lieder der Kelly Family wurden in Amerika und Europa gespielt. Daneben etablierte sich langsam der Punkrock und die Disco-Musik. In den 1970er Jahren wurde die Musik- und Modewelt besonders vielseitig und kontrastreich.
Die politische Situation während der 1970er Jahre führte zu zunehmender Verwirrung und Angst unter der Bevölkerung. Der Missmut der jungen Menschen drückte sich durch die harten Klänge der Heavy Metal- und Hard-Rock-Musik aus. Die langen Haare der Hippiezeit bleiben erhalten, doch statt farbenfroher Kleidung waren nun Leder und Nieten verbreitet. Anhängern der Punk-Kultur ging es in erster Linie darum, sich von der Allgemeinheit abzuheben und zu provozieren. Daneben entstand die Bewegung des Glam-Rock, die insbesondere durch David Bowie und KISS an Beliebtheit gewann und in die Mainstream-Szene einzog. Der Glam-Rock war gezeichnet von glitzernder Kleidung, Plateauschuhen, extremem Make-Up und spektakulären, inszenierten Bühnenshows. Auch in der aufkommenden Disco-Szene glitzerte und funkelte es stark.
Die 80er Jahre
Die 1980er Jahre waren besonders vielseitig und kontrastreich. Popikonen wie Michael Jackson und Madonna trugen ausgefallene Outfits und brachten die Massen zum Tanzen. Bands wie Metallica entwickelten die Metal-Musik weiter und verhalfen ihr zu weltweiter Berühmtheit. Ende der 1980er Jahre eröffneten Nirvana das Zeitalter des Grunge. Daneben entstanden neue Musikrichtungen wie der Synthiepop, der durch Gruppen wie Depeche Mode verbreitet wurde. Die Musik, der Tanzstil und die Mode der Hip Hop-Bewegung verbreitete sich ausgehend von den USA in der gesamten Welt.
Die Mode der 80er Jahre war ebenso vielfältig wie die Musik dieses Jahrzehnts. Auf der einen Seite des Extrems stand die düstere Erscheinung der Goth-Bewegung, auf der anderen Seite die Neonfarben und die auffälligen Schnitte der Disco-Bewegung. Durch die Verbreitung von Musikvideos auf MTV hielt der Stil der Popmusiker zunehmend Einzug in den Mainstream. Die Mode der Punkrock-Bewegung zeichnete sich dagegen durch gefärbte Haare, Irokesenfrisuren und zerschlissene Kleidung aus. Die elektronische Musik führte zu einer zunehmenden Verbreitung von Sportmode und neuen Sportarten wie Aerobic.
Die 90er Jahre
Der Beginn der 1990er Jahre war stark vom Grunge-Rock und Bands wie Nirvana und Pearl Jam geprägt. Daneben feierte die Discomusik ihren endgültigen Siegeszug und auch der Hip Hop wurde immer beliebter. Boygroups und Girlgroups wie die Backstreet Boys und die Spice Girls sorgten dafür, dass die Mainstreammode nun insbesondere von der Popmusik geprägt wurde. Durch den Durchbruch des Techno und seiner Subgenres entstand die Raver-Bewegung.
Die Grunge-Mode zeichnete sich durch übergroße, zerknitterte Kleidung und eine stille Rebellion gegen den Status Quo aus. Auf der anderen Seite entstand ein regelrechter Markenkult – Print-Shirts und Labels vermittelten ihren Trägern das Gefühl von materiellem Reichtum und gesellschaftlicher Anerkennung. Die aus dem Hip Hop stammende Street Fashion hielt in den 90er Jahren Einzug in den Mainstream und brachte weite, lässige Schnitte und Sportbekleidung, aber auch Breakdancing und Rap Battles in die europäischen Großstädte. Anhänger der Raver-Bewegung kleideten sich überwiegend bunt und auffällig – Plateau-Sneaker und Neonfarben waren hier besonders beliebt. Fans der Popmusik trugen in diesem Jahrzehnt buntes Make-Up, bauchfreie T-Shirts und Zöpfchen.
Die 2000er Jahre
In den 2000er Jahren verschwammen die Grenzen zwischen Mode und Musik endgültig. Immer mehr Popstars gründen heutzutage ihre eigenen Modelabels oder fungieren als Mannequins für namhafte Modehersteller. Die Mainstream-Musik ist heute in erster Linie kommerziell. Statt ein originelles Lebensgefühl zu vermitteln, verkaufen viele heute bekannte Stars Produkte. Diese Liste mit skurrilen Werbegeschenken bekannter Einzelmusiker und Bands gibt genaueren Einblick in diese moderne Erscheinung.
Mit der Kommerzialisierung der Musik geht ein weiteres Phänomen einher: In den letzten Jahrzehnten entstanden keine neuen, großen Musik- oder Moderichtungen. Die Trends der heutigen Zeit erinnern stark an vergangene Jahrzehnte und stellen in den meisten Fällen Neuinterpretationen der Trends des vergangenen Jahrhunderts dar. In den frühen 2000er Jahren entstanden zahlreiche Castingshows, die jährlich neuen Popstars zu Bekanntheit verhalfen. Auch innerhalb aller anderen Musikrichtungen gab es zahlreiche Neuentdeckungen – aber keine der neuen Musik- und Modeerscheinungen erscheint so revolutionär und einzigartig wie die Musik- und Moderichtungen des vergangen Jahrhunderts. Die Mainstreamkultur unseres Jahrhunderts ist bisher insbesondere durch die technische Weiterentwicklung und den Retro-Trend gekennzeichnet.