
Der Kieler Privatsender delta radio vollzieht einen entscheidenden Schritt in der eigenen Distributionsstrategie und schaltet seine UKW-Frequenzen ab. Am heutigen Sonntagabend um 23:59 Uhr endet die analoge Ausstrahlung des Programms. Dieser Vorgang ist nicht nur eine technische Umstellung, sondern markiert eine Zäsur in der Rundfunklandschaft Schleswig-Holsteins, die sich zunehmend vom analogen Empfang verabschiedet.
Hintergrund der Maßnahme ist das Auslaufen der aktuellen Sendelizenz für die UKW-Kette des Senders, die bis zum 23. November befristet war. Anstatt eine Verlängerung oder Neuausschreibung im analogen Bereich anzustreben, fokussiert sich der Sender nun auf digitale Verbreitungswege. Für Radiomacher ist dieser Schritt von besonderem Interesse, da er die Herausforderungen und Chancen der digitalen Transformation unter realen Marktbedingungen aufzeigt.
Die Situation verdeutlicht allerdings auch die noch bestehenden Lücken in der digitalen Infrastruktur. Anders als bei vorangegangenen Umstellungen im Fernsehbereich, etwa beim Wechsel auf DVB-T2, steht dem Wegfall des analogen Signals im Norden noch kein flächendeckend lückenloses digitales Sendernetz für Privatsender gegenüber. Während das Programm in Hamburg über das regionale DAB+-Ensemble eine sehr gute und teilweise bessere Abdeckung als zuvor über UKW erfährt, reicht die digitale Terrestrik in der Fläche noch nicht so weit wie die bisherigen UKW-Wellen.
Für die Hörer bedeutet dies, dass der Empfangsweg technisch angepasst werden muss. Wo DAB+ noch nicht verfügbar ist oder die Reichweite an ihre Grenzen stößt, verbleibt das Internet als primärer Verbreitungsweg. Der Livestream fungiert hier als weltweite Rückfallebene. Branchenintern dürfte genau beobachtet werden, wie sich die Reichweiten von delta radio nach der UKW-Abschaltung entwickeln. Der Vorgang liefert wichtige Indizien für die Diskussion, ob und wie lange UKW als wirtschaftliche Basis für Privatsender noch unverzichtbar ist oder ob der konsequente Umstieg auf DAB+ und IP-Audio bereits jetzt tragfähig ist.