Reformstaatsvertrag: GEMA warnt vor Verlust der musikalischen Vielfalt

Die Verwertungsgesellschaft GEMA blickt mit Sorge auf die bevorstehende Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Mit dem Inkrafttreten des Reformstaatsvertrags befürchtet die Organisation, dass Sparzwänge und Strukturveränderungen zu Lasten der musikalischen Bandbreite gehen könnten. Insbesondere der mögliche Wegfall von Kultur- und Spartensendern bedrohe die Sichtbarkeit von Nischengenres und unabhängigen Musikschaffenden.

GEMA-CEO Dr. Tobias Holzmüller appelliert an die Verantwortlichen in den Sendeanstalten, die Reform mit Augenmaß umzusetzen. Der Kulturauftrag dürfe nicht rein wirtschaftlichen Erwägungen geopfert werden. Die Kritik entzündet sich vor allem an der Überlegung, lineare Programme zu streichen oder zusammenzulegen. Für viele Genres wie Jazz, Klassik, Indie oder auch spezielle Formen des Schlagers und der Kindermusik sind diese Wellen oft die einzige relevante Abspielfläche. Fallen diese weg, so die Warnung, gehe dies weit über den Abbau von Doppelstrukturen hinaus und entziehe vielen Kreativen die Basis für ihre Karriere.

Untermauert wird diese Position durch Daten aus dem GEMA Radio-Report vom Frühjahr 2025. Die Analyse der Airplay-Daten zeigt deutliche Unterschiede in der Programmgestaltung: Während private Radiosender im Schnitt rund 2.300 verschiedene Titel pro Jahr einsetzen, liegt dieser Wert bei den öffentlich-rechtlichen Programmen bei über 10.000 Titeln. Auch der Anteil deutschsprachiger Musik differiert stark. Er liegt im öffentlich-rechtlichen Rundfunk bei rund zehn Prozent, während er bei den Privaten lediglich etwa drei Prozent beträgt.

Für Komponisten, Textdichter und Musikverlage sind diese Einsätze von existenzieller Bedeutung. Airplays in Spartenprogrammen fungieren oft als erster Schritt für neue Talente, um Bekanntheit zu erlangen und später auch im Live- oder Streaming-Sektor erfolgreich zu sein. Eine Reduzierung der Sendeflächen würde somit direkt in die Wertschöpfungskette der Musikschaffenden eingreifen.

Neben dem Hörfunk sieht die GEMA auch die Diskussionen um die Zukunft von 3sat und arte kritisch. Beide Sender strahlen jährlich über 400.000 Minuten Musik aus, von Konzertmitschnitten bis zu Dokumentationen. Eine Einschränkung dieser Angebote würde das musikalische Spektrum im deutschsprachigen Raum nach Ansicht der Verwertungsgesellschaft empfindlich treffen.

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