Rund 41 Millionen und damit 58 Prozent der Bevölkerung nutzen inzwischen zumindest gelegentlich Online-Audioangebote. Bei den 14- bis 29-Jährigen sind es bereits über 90 Prozent. Bei den 30- bis 39-Jährigen immerhin noch 84 Prozent. Dabei spielen nicht nur Musik-, sondern auch Wortinhalte eine wichtige Rolle. Nach Musik sind Nachrichten oder Wettermeldungen am gefragtesten.
Online-Audio kommt im Auto an
Webradio wird von rund 38 Prozent der Bevölkerung gehört, bei den 14- bis 29-Jährigen sind es fast 60 Prozent. Auch die mobile Online-Audionutzung gewinnt weiter an Bedeutung: 77 Prozent der regelmäßigen Online-Audionutzer hören Webradio und Audio-on-Demand-Angebote wie Musikstreaming, Podcasts oder Radiosendungen auf Abruf auch außer Haus. Die häufigste Nutzungssituation ist dabei das Auto. 41 Prozent gaben an, Online Audio auch dort zu nutzen. Dabei dominieren Spotify & Co. (73%), Radio wird noch deutlich mehr über UKW oder DAB+ (76%) gehört als über das mobile Internet (30%). Neben dem Auto werden Online-Audioangebote auch in der Bahn und im ÖPNV gerne gehört. Das meistgenutzte Gerät für den Online-Audiokonsum ist das Smartphone mit 70 Prozent.
Simulcast-Programme dominieren Webradionutzung
Schlüsselt man die Webradio-Nutzung weiter auf, so kommen Simulcast-Sender – also klassische UKW-Programme – auf 25 Prozent, Online-Ableger klassischer Radiosender erreichen 14 Prozent und reine Webradios 13 Prozent. 27 Prozent der Online-Audio-Nutzer hören Musik über Streaming-Dienste wie Spotify, 45 Prozent über Videoplattformen wie YouTube. Während junge Hörer bei Musikstreaming-Diensten überproportional vertreten sind, finden Audiotheken besonders in der Zielgruppe 50+ Anklang – 54 Prozent in dieser Altersgruppe nutzen diese Angebote. Bei den 14- bis 29-Jährigen sind es aber auch immerhin 38 Prozent. Online-Audioangebote werden – anders als das klassiche Radio – weiterhin bevorzugt am Vorabend (17 bis 20 Uhr) genutzt.
Entwicklung im Bereich Smart Speaker
Fünf Prozent der Personen über 14 haben mittlerweile Zugang zu einem Smart Speaker. Diese werden hauptsächlich zum Abspielen von Audio-Inhalten (78%) eingesetzt, dahinter rangiert die Zeitansage (61%), Wettermeldungen (58%), die Beantwortung von Alltags- und Wissensfragen (45%) und Nachrichten (32%). Die rasante Entwicklung in diesem Feld illustiert die Zahl der Alexa Sessions des RTL Radio Deutschland Portfolios, die im Digitalisierungsbericht veröffentlicht wurde. Lagen die RTL-Sender im November 2017 noch bei rund 40.000 Sessions, konnten sie im Dezember 2017 bereits über 100.000 und im Mai 2018 190.000 Sessions verzeichnen.
Podcasts und On-Demand: Bedeutung von iTunes lässt nach
Podcasts nutzen 13 Prozent. Es dominieren Hörer bis 39. Am beliebtesten sind sie bei den 2o- bis 29-Jährigen – 25 Prozent dieser Altersgruppe hören Podcasts. Bei den Inhalten sind die Bereiche Nachrichten (62%), Musik (59%), Wissenschaft und Technik (56%), Gesellschaft, Kunst und Kultur (56%) und Comedy und Unterhaltung (52%) am gefragtesten. Podcasts werden am meisten über YouTube und andere Videoseiten (53,1%), Webseiten und Apps von Radiosendern (52,9%), Musikstreaming-Dienste (47,2%) und Audiotheken (44%) abgerufen. Podcast-Plattformen wie iTunes verlieren nach den Zahlen des Online-Audio-Monitors hingegen an Bedeutung (20,5%), Podcast-Apps nutzen 25,3 Prozent. 51,3 Prozent der regelmäßigen Podcast-Nutzer laden die Folgen auf ihr Endgerät herunter, bevor sie diese anhören. Auch Podcasts werden hauptsächlich am Vorabend und Abend genutzt.
Das sind erste Ergebnisse des neuen Online-Audio-Monitors 2018, die im Rahmen des Digitalradiotages der Medienanstalten veröffentlicht wurden. Auftraggeber der von Kantar TNS durchgeführten Studie sind die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM), die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb), die Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK), die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen, der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) und VAUNET – Verband Privater Medien.
Siegfried Schneider, Präsident der BLM für die beteiligten Medienanstalten: „Die Ergebnisse des neuen Online-Audio-Monitors zeigen, dass Radioangebote als Simulcastsender, Online-Ableger klassischer Radiosender und Webradioprogramme auch in der Online-Audio-Welt eine wichtige Rolle spielen. Radio lebt und hat beste Zukunftsaussichten. Trends wie Podcasts und Smart Speaker unterstützen diese Entwicklung und sind Rückenwind fürs klassische Radio. Es liegt nun an den Radiomachern, diese Trends weiterhin in ihrem Sinne zu nutzen. Auch der Medienpolitik liefert der Online-Audio-Monitor wichtige Hinweise für zukünftige regulatorische Herausforderungen.“
Klaus Schunk, Vorsitzender des Fachbereichs Radio und Audiodienste im VAUNET und Geschäftsführer von Radio Regenbogen: „Webradio hat sich als reichweitenstarker digitaler Übertragungsweg für Radio in Deutschland etabliert und die privaten Radioveranstalter sind im Netz sehr gut aufgestellt und breit vertreten. Der Zugang zu den Hörern wird in der digitalen Welt oftmals von Plattformen, künftig verstärkt auch durch Smart Speaker und Sprachassistenten, kontrolliert. Hier ist die Politik gefordert, Zugang und Auffindbarkeit für Inhalteanbieter diskriminierungsfrei sicherzustellen.“
Dr. Lars Peters, Vorstandsmitglied der Fokusgruppe Audio im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. und selbstständiger Medienberater: „Online-Audio ist weder Hype noch ferne Zukunft, sondern heute bereits fester Bestandteil im täglichen Leben der meisten Deutschen. Nachdem die Jüngeren die Vorreiter waren, nutzen nun auch immer mehr Ältere und Frauen die vielfältigen online-basierten Audio-Angebote vom linearen Radio über Audio-on-Demand und Podcast bis hin zum Musikstreaming. Die populärer werdenden Smart Speaker, die vorrangig für Audio-Inhalte genutzt werden, unterstützen den Trend zusätzlich.“