Die eigene Geschichte der Flucht erzählen, die persönliche Situation schildern – das können Asylsuchende in dem Radioprojekt „Messages of Refugees“. Ein gemeinsames Projekt der Redaktion Zündfunk (Bayern 2), der BR-Bildungsprojekte und des Münchner Vereins „Heilpädagogisch-Psychotherapeutische Kinder- und Jugendhilfe“. Was es bedeutet, ein Flüchtling zu sein, kann man ab sofort im Internet unter www.messages-of-refugees.de und ab Ende Oktober im Programm von Bayern 2 beim Zündfunk hören.
„In meinem Land haben letztes Jahr Exilgruppen versucht, den Präsidenten zu stürzen. Überall wurde geschossen, überall waren Gewehre. Außerdem konnte ich nicht mehr zur Schule gehen, weil meine Eltern die Schulgebühren nicht mehr bezahlen konnten. Ich sagte deshalb eines Tages zu meiner Mutter: Ich werde das Land verlassen. Das war ein sehr trauriger Moment für mich, weil ich meine Mutter in großer Trauer zurücklassen musste.“ Die Erlebnisse dieses 16-Jährigen aus Gambia sind eine von vielen Geschichten, die Flüchtlinge in dem Projekt „Messages of Refugees“ erzählen.
Allein im Jahr 2014 haben über 3.000 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge München erreicht – sechsmal mehr als noch ein Jahr zuvor. 2015 werden es noch wesentlich mehr sein, bis Ende September waren es schon 3700. Etwa zwei Drittel der in Bayern ankommenden unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden nimmt die Landeshauptstadt auf.
Seit Jahren berichtet der Zündfunk über die Situation von Flüchtlingen in Bayern. Jetzt gibt das Magazin den Flüchtlingen eine Stimme. Sie selbst berichten über ihre Situation, ihr Leben, ihren Alltag.
Deshalb wurde gemeinsam mit dem Verein heilpädagogisch-psychotherapeutische Kinder- und Jugendhilfe e.V. (HPKJ e.V.), der in München unbegleitete minderjährige Asylsuchende betreut, sowie mit den Bildungsprojekten des Bayerischen Rundfunks ein Flüchtlingsradioprojekt ins Leben gerufen. Ein Jahr lang soll jeden Monat eine 30- bis 60-minütige Sendung produziert und als Podcast veröffentlicht werden. Im besten Fall wird nur Starthilfe gegeben, und die Flüchtlinge produzieren danach ihre Sendung in Eigenregie. In Workshops lernen die Geflohenen journalistische Grundregeln und das Radio-Handwerk. Bereits im August fand der erste Workshop statt. Unterstützt und inspiriert hat das Projekt Larry Moore Macaulay, der 2011 vor dem Bürgerkrieg in Libyen über das Mittelmeer nach Lampedusa geflüchtet ist. Im November des vergangenen Jahres hat er das „RRN – Refugees Radio Network“ in Hamburg ins Leben gerufen.
Die erste Folge von „Messages of Refugees – Flüchtlingsboschaften“ ist jetzt online zu hören auf www.messages-of-refugees.de. Die zweite Folge sendet der Zündfunk am Samstag, 24. Oktober, ab 19.05 Uhr auf Bayern 2. Dann berichten Reporter des Zündfunks gemeinsam mit den Reportern von “Messages of Refugees“ vom Open Border-Kongress in den Münchner Kammerspielen.