Der MDR hat gestern sein erstes binationales Studio im sächsischen Görlitz eröffnet. Partner ist der polnische Regionalsender Radio Wrocław aus Niederschlesien (Dolny Śląsk). Ziel der Zusammenarbeit sei es, die „unterschiedlichen Perspektiven der Reporterinnen und Reporter aus Polen und Deutschland zu nutzen, um eine besseres Verständnis für die jeweiligen Positionen zu entwickeln“, schreibt der MDR in einer Pressemitteilung. Die Inhalte aus dem Görlitzer Studio sollen auf beiden Seiten der Neiße zum Einsatz kommen. Entlang der Lausitzer Neiße läuft seit 1945 die Grenze zwischen Deutschland und Polen, die östlich des Flusses gelegenen früheren Stadtteile von Görlitz bilden seitdem die polnische Stadt Zgorzelec.
„Die Idee für das integrative Studio in Görlitz haben wir schon seit geraumer Zeit immer wieder mit unseren Kolleginnen und Kollegen von Radio Wrocław besprochen. Dabei geht der Ursprung auf unser wöchentliches Radioformat ‚Mensch Nachbar‘ zurück. Hier blicken jeden Sonntag Kolleginnen und Kollegen aus Tschechien, Polen und Sachsen gemeinsam auf die Themen, die im Dreiländereck im Osten Sachsens die Menschen bewegen und das auch in schwierigen Zeiten des Miteinanders“, erklärt Sandro Viroli, Direktor des MDR-Landesfunkhauses Sachsen. Den finalen Anstoß gab der gemeinsam gestaltete Tag der Nachbarn im Frühjahr 2020, als die Eindrücke geschlossener Grenzen während der erste Corona-Hochphase noch sehr präsent waren. „Damals sprach ich vor Ort in Görlitz mit dem Chefredakteur von Radio Wrocław, Marcin Rosiński. Wir waren uns schnell einig, die Idee vor dem Hintergrund der Pandemie-Erfahrungen endlich umsetzen zu wollen“.
Tomasz Sikora und Klaudia Kandzia von Radio Wrocław arbeiten künftig im wöchentlichen Wechsel gemeinsam mit den MDR-Kolleginnen und -Kollegen Peggy Wolter und Uwe Walter im Görlitzer Büro. Geplant sind laut MDR zunächst wöchentlich drei bis vier gemeinsame Berichte bzw. Gespräche für das jeweilige Radioprogramm. Auch längerfristige, kontinuierlich bearbeitete Themenschwerpunkte sollen angegangen werden.
„Es freut mich, dass wir unsere langjährigen Partner aus Polen für diese Idee begeistern konnten. Der Blick nach Ost- und Mitteleuropa gehört zur DNA des MDR, wir wollen hier auch ein Stück Identität und Heimat vermitteln sowie das kulturelle Verständnis und Miteinander befördern – selbst, wenn uns manchmal äußere Umstände und Meinungen trennen. Wir pflegen und leben diese Zusammenarbeit seit Jahren und möchten mit dem bundesweit bisher einmaligen binationalen Studio unsere Rolle als journalistisches Kompetenzzentrum für die Grenzregion weiter stärken. Aufgrund der unmittelbaren Nachbarschaft, der Bedeutung für den Alltag vieler Menschen im Sendegebiet des MDR und der Vielzahl von kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Anknüpfungspunkten wollen wir unterschiedliche Perspektiven abbilden“, sagt MDR-Intendantin Karola Wille.