Kein PULS auf UKW: BR verzichtet auf Frequenztausch

Paukenschlag vor dem Wochenende. Der Bayerische Rundfunk (BR) verzichtet darauf seine Jugendwelle PULS wie geplant 2018 auf UKW zu bringen. BR-Klassik wird also weiterhin auf UKW senden können und PULS sich auf die digitalen Verbreitungswege konzentrieren. Damit gibt der BR dem Drängen der bayerischen Privatradios und Verleger nach, die gegen den Frequenztausch Sturm gelaufen waren und gegen die Pläne geklagt hatten. Bislang allerdings ohne Erfolg. Zuletzt war bericht worden, der BR werde den Frequenztausch erst nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs in der Sache durchführen. Nun zieht er also seine Pläne in Gänze zurück.

Zwar hatte der BR versichert, dass PULS werbefrei beiben sollte. Die Privatradios befürchteten aber trotzdem, dass PULS nach dem Wechsel auf UKW mainstreamiger formatiert werden würde und damit zahlreiche Hörerinnen und Hörer von ihren Sendern weglocken könnte. Zu den Medientagen präsentierten sie eine Studie, die ihre möglichen Umsatzrückgänge in den nächsten Jahre plakativ vorrechnete.

Als Gründe für die Neubewertung führt der BR offiziell „jüngste Erfolge beim Ausbau von Digitalradio und der Ansprache eines jüngeren Publikums“ an. Bayern 3 sei wieder erfolgreicher bei den jungen Hörern zwischen 20 und 29 Jahren aufgestellt. 2014, als im Rundfunkrat die Entscheidung für den Wechsel gefallen war, sei die Ausgangslage deutlich schlechter gewesen, doch Programmreformen hätten die Situation mittlerweile verbessert. DAB+ sei flächendeckend verfügbar und auch mehr Privatsender würden sich im Digitalradio engagieren. Dazu komme das neue ARD/ZDF-Onlineangebot funk als zusätzliches Angebot für das junge Publikum und auch PULS sei stark im Netz aufgestellt. Der 2014 befürchtete „Generationenabriss“ drohe nun nicht mehr.

BR-Intendant Ulrich Wilhelm erklärte in der heutigen Sitzung des Rundfunkrats: „Durch große eigene Anstrengungen ist es uns gelungen, die Rahmenbedingungen im Vergleich zu 2014 nachhaltig zu verändern. Wir haben unsere Ziele – die jungen Menschen vermehrt anzusprechen und eine flächendeckende DAB+-Versorgung herzustellen – erreicht. Diese neue Situation ermöglicht uns nach sorgfältiger Abwägung aller Argumente eine Entscheidung im Sinne eines guten Miteinanders mit den privaten Radioanbietern und den Verlegern.“ Im klassischen Ausspielweg „Radio“ sowie im linearen Fernsehen dagegen bleibe das junge Programm bisher schwach und müsste, um an die Zielgruppe zu kommen, tatsächlich „popularisiert“ werden – dagegen aber würden sich eben die Privatanbieter vehement wehren. Die jetzt getroffene Entscheidung nach einer jahrelangen Auseinandersetzung um den geplanten Frequenztausch verstehe man daher auch als bewussten Schritt auf die privaten Radiobetreiber und Verlage in Bayern zu, heißt es vom BR.

„Der BR will in der Verantwortungsgemeinschaft der Medien in Bayern seinen Beitrag zu einem guten Klima im dualen System leisten. In der aktuell aufgeheizten Debatte möchte ich bewusst ein Signal der Kooperation setzen, für den Standort Bayern und darüber hinaus“, erklärt Intendant Wilhelm.

Erfreut nimmt das Verlegerlager die Absage auf. „Mit dieser Maßnahme“, so VBZV-Hauptgeschäftsführer Markus Rick, „setzt der BR ein deutliches Signal der Entspannung auch in Richtung der bayerischen Verlage“. Diese spielen im Privatfunk eine bedeutende Rolle. Vor allem aber für die Chancengleichheit im dualen Rundfunksystem, so Rick, sei der Verzicht auf ein UKW-Jugendradio des BR ein „großer Schritt in die richtige Richtung“.

Feiern können auch die bayerischen Klassikfans, die mit einer zehntausendfach gezeichneten Online-Petition und einer nicht erfolgreichen Popularklage beim bayerische Verfassungsgerichtshof gegen den Frequenztausch mobilmachten.

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