Mit einem Überraschungsständchen der BR-Klangkörper im Innenhof des Münchner Funkhauses wurde Hörfunkdirektor Martin Wagner heute in den Ruhestand verabschiedet. Musiker und Musikerinnen aus dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks spielten „ihrem“ Direktor zum Abschied ein Streichquartett von Joseph Haydn, ein kleines Ensemble aus dem BR-Chor sang u. a. den Gospelsong „Free at last“, und ein Teil des Münchner Rundfunkorchesters (Foto, mit Martin Wagner) lieferte mit der Abschieds-Hymne „Time To Say Goodbye“ den emotionalen Höhepunkt.
Nach mehr als 40 Jahren und einer ereignisreichen Journalisten-Karriere sagt der Unterfranke seinen Kolleginnen und Kollegen nun ade. Er prägte den BR-Hörfunk in Zeiten des Wandels mit Geradlinigkeit und Besonnenheit. Seit 2014 bekleidete er das Amt des Hörfunkdirektors und war für fast alle Hörfunkwellen und für die BR-Klangkörper zuständig. Er trieb den trimedialen Umbau des Hörfunks voran und setzte die „Wellenstrategie Hörfunk“ erfolgreich um, also die Weiterentwicklung der einzelnen Radiowellen und ihre Positionierung innerhalb der Senderflotte.
„Ich habe mich beim BR immer sauwohl gefühlt und bin jeden Tag gerne zur Arbeit gegangen. Journalismus ist ein wunderbarer beruflicher Vorwand, um die eigene Neugierde zu befriedigen. Das war über die Jahre immer meine Motivation. Einen Masterplan für meinen Ruhestand habe ich nicht – ich habe die letzten 40 Jahre jeden Tag acht Stunden oder mehr gearbeitet und freue mich, jetzt auch mal nichts zu tun. Die vielen Sitzungen werde ich nicht vermissen, die Kolleginnen und Kollegen allerdings schon!“, verabschiedet sich Martin Wagner, scheidender BR-Hörfunkdirektor.
„Martin Wagner zeichnen seine hohe Integrität, seine Besonnenheit und seine große Herzlichkeit besonders aus. Wo immer er war, hat er den BR und die Ideale unseres Hauses bestens vertreten. Mit seiner Arbeit hat er Großes geleistet und vielen Menschen viel gegeben. Persönlich habe ich sehr gerne mit ihm zusammengearbeitet und werde ihn als Mitglied der Geschäftsleitung vermissen“, sagt BR-Intendant Ulrich Wilhelm.
Kurzvita Martin Wagner
1954 in Würzburg geboren, kam Martin Wagner nach einem Studium der Germanistik, Geschichte und Sozialkunde an der Uni Würzburg 1979 zum BR, anfangs als Redakteur bei der damaligen Welle Mainfranken (heute: BR-Regionalstudio Mainfranken in Würzburg). 1982 wechselte er nach München, wo er den Zeitfunk (Aktuelles) sowie das BAYERN3-Morgentelegramm moderierte. In den darauffolgenden Jahren zog es Martin Wagner mehrfach ins Ausland, u. a. 1989 als Leiter des ARD-Hörfunkstudios Tel Aviv (Foto), wo er während des 2. Golfkrieges teilweise mit Gasmaske aus dem Luftschutzkeller berichten musste, 2001 als ARD-Hörfunkkorrespondent in die USA. Hier berichtete er nur wenige Tage nach Dienstantritt im September von den Terroranschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon. 2007 kehrte er ins Funkhaus nach München zurück und übernahm 2009 die Leitung des Studio Franken, das er mit trimedial aufgestellten Redaktionen zum produktionstechnischen Vorreiter innerhalb des BR ausbaute. 2014 wurde er zum Hörfunkdirektor des BR berufen.
BR stellt Direktionen vollständig nach Inhalten auf
Mit dem altersbedingten Ausscheiden des bisherigen Hörfunkdirektors Martin Wagner zum 1. Juli 2020 wird die Zahl der Programmdirektionen von drei auf zwei reduziert. Dies entspricht einer Zusage von BR-Intendant Ulrich Wilhelm aus dem Jahr 2013 an die Aufsichtsgremien. Fortan werden alle Inhalte des BR, unabhängig vom Ausspielweg, von den beiden neu aufgestellten Programmdirektionen „Kultur“ und „Information“ verantwortet. Die Programmbereiche der bisherigen Hörfunkdirektion bleiben bestehen und werden diesen beiden Direktionen zugeordnet. Schemaänderungen oder Umgestaltungen des Programmes sind mit der neuen Zuordnung der Programmbereiche nicht verbunden.
„Mit der medienübergreifenden Neuaufstellung unserer Programmdirektionen erhöhen wir die publizistische Schlagkraft und stärken die Zukunftsfähigkeit des Bayerischen Rundfunks auch organisatorisch. In einer Zeit, in der die Grenzen zwischen den Ausspielwegen zunehmend verschwimmen und neben Fernsehen und Hörfunk insbesondere digitale Verbreitungswege an Bedeutung gewinnen, schaffen wir durch die konsequent nach Inhalten ausgerichtete Struktur des BR die notwendige Voraussetzung, um den Menschen in Bayern das bestmögliche Programmangebot auf allen Kanälen bieten zu können“, sagt BR-Intendant Ulrich Wilhelm. Bayern 2, BR-Klassik und Klangkörper Teil der Programmdirekton „Kultur“
Die Programmbereiche „Bayern 2“, „BR-Klassik“ sowie die Klangkörper des Bayerischen Rundfunks sind künftig Teil der Programmdirektion „Kultur“ (Leitung: Dr. Reinhard Scolik). In diesem Verantwortungsbereich lagen bisher schon u.a. die trimedialen Programmbereiche „Kultur“, „Wissen und Bildung“, „Spiel-Film-Serie“, „Unterhaltung und Heimat“ sowie die Planungseinheiten für die BR Mediathek, das BR Fernsehen, ARD-alpha, 3sat und den digitalen Hörfunksender „BR Heimat“.
Der Programmbereich „Bayern 1 – Bayern 3 – Puls“ wird ab Juli 2020 in die Programmdirektion Information (Leitung: Thomas Hinrichs) eingegliedert, ebenso die digitale Radiowelle Bayern Plus. Dort sind neben der Aktualität bereits die trimedialen Programmbereiche „Politik und Wirtschaft“ sowie „Sport und Freizeit“ verankert, genauso wie die Produktverantwortung für das Inforadio „B5 aktuell“ und das digitale Informationsangebot des Bayerischen Rundfunks „BR24“.
Den ersten Schritt in Richtung einer trimedialen Organisationsaufstellung hatte der BR bereits im Mai 2014 gemacht, als er im Rahmen seines Veränderungsprozesses „BR hoch drei“ die Informationsdirektion als erste medienübergreifende Programmdirektion aufbaute. Mit ihr wurden die Grenzen der traditionellen Direktionszuschnitte in Hörfunk und Fernsehen aufgebrochen und die primär für die aktuelle Berichterstattung arbeitenden Redaktionen aus Hörfunk, Fernsehen und Online erstmals unter einer Verantwortung zusammengefasst.In den Folgejahren wurden systematisch alle Programmbereiche des Bayerischen Rundfunks nach Themengebieten medienübergreifend zusammengeführt. Mit der Neuaufstellung der Direktionen ist der trimediale Umbau nun auch auf dieser Ebene abgeschlossen.
Neue „Stabsstelle Hörfunk“ unter Leitung von Walter Schmich
Der hohe Stellenwert des Hörfunks wird auch in der Neu-Organisation gewahrt. Die Hörfunkangebote des Bayerischen Rundfunks sind überaus erfolgreich und genießen höchste Akzeptanz bei den Menschen in Bayern – das hat auch die jüngste Media-Analyse eindrucksvoll herausgestellt. Um diese positive Entwicklung der Radioprogramme des Bayerischen Rundfunks zu unterstützen, wird in der Intendanz eine „Stabsstelle Hörfunk“ angesiedelt. Sie stellt die Vernetzung aller Radioverantwortlichen sicher und bringt übergreifende Hörfunkinteressen auch direkt in die Geschäftsleitung ein. Leiter dieser Stabsstelle wird Walter Schmich, in Personalunion mit der Verantwortung für den Programmbereich „Bayern 1 – Bayern 3 – Puls“.