Am 1. März 1987 ging Radio 100 in Westberlin auf Sendung. Der erste private Sender der noch geteilten Stadt verstand sich als links-alternativ bis -radikal, war basisdemokratisch organisiert und chronisch unterfinanziert, sendete den Polizeifunk oder Klangexperimente, berichtete aus schwul-lesbischer Sicht und erfand den Fake neu. Anläßlich des Sendestarts vor 30 Jahren widmet sich ein ganzes Wochenende mit Panels, Diskussionen, Konzerten, Parties und einer Ausstellung dem Jubiläum. Und nicht zuletzt: Radio 100 sendet wieder – für einen Tag.
Radio 100 on Air
30 Jahre danach ist Radio 100 wieder zu hören – für einen einzigen Tag. On Air auf der Berliner UKW-Frequenz 88,4 und im Internet auf http://radio100.de. Live aus dem Gläsernen Studio im Columbia-Theater beginnt das Radioprogramm mit dem Morgengrauen um 7 Uhr am 4. März und bietet ein Wiederhören mit Eldoradio, den Dissonanzen, mit Großstadtfieber, Kunstrausch und Kontinente, mit Rhythmus & Börsenkrach, dem Nachtflug und den Audionauten.
Panels und Diskussionen
Gleichzeitig findet im Columbia-Theater in Berlin ein umfangreiches Programm zum 30. Jubiläum des Sendestarts statt: Panels und Diskussionen betrachten vor dem Hintergrund einer medial komplett gewandelten Gesellschaft das einzigartige Radioexperiment und fragen danach, wie Radio 100 heute klingen würde. Die Panels finden am Freitag den 3. März und Samstag, den 4. März statt, Freitag von 15 Uhr, Samstag von 14 bis 19 Uhr.
Konzerte und Parties
Das Bühnenprogramm im Columbiatheater feiert Radio 100 an zwei Abenden: Am Freitag, den 3. März 20 Uhr widmet sich Stilbrüche und Kontraste , moderiert von Annie Domini, den experimentellen Klängen. Am Samstag, den 4. März beginnt ab 20 Uhr die Radio100-Geburtstagsparty mit Lucie van Org & Romano, DJ Mr Blowfish, Shoshin , DJ Marc Forrest und vielen anderen Gästen, moderiert von Angela Gobelin.
Ausstellung
War Westberlin in den 80er Jahren eine Insel hinter den Winden? Wie viele Welten lebten dort, sorgsam gegeneinander abgeschottet zwischen Lübars und Lichterfelde, zwischen Kreuzberg und Dahlem? Die Ausstellung präsentiert eine Zeitreise in die 80er Jahre, und läßt die Tonspur hören mit den Leid- und Leitwörter des Jahrzehnts, die bei Radio 100 über den Äther gingen. Die Ausstellung zum Jubiläum, kuratiert von Hans Hütt, ist im Garten des Columbiatheaters in einem beheizten Zelt zu sehen (geöffnet am 3. März von 12 – 22 Uhr und am 4. März von 10-21 Uhr).
Ein Stück Radio-Geschichte
Radio 100 teilte sich seinen Sendeplatz, anfangs noch auf der Berliner UKW-Frequenz 100,6 MHz, mit dem Sender Hunder,6. Legendär war die Übergabe zwischen beiden Programmen: Während Hundert,6 seine Sendungen mit der Nationalhymne beendete, startete Radio 100 direkt im Anschluß mit dem Geräuscht einer Klospülung.
Später wechselte Radio 100 auf die UKW-Frequenz 103,4 MHz. Aber auch hier gab es ein Frequenzsplitting mit Radio in Berlin und später mit Hit 103. Im Jahr 1991 wurde die finanziellen Schwierigkeiten des Senders allerdings so groß, dass sich der damalige Geschäftsführer Thomas Thimme (heute Geschäftsführer von Power Radio, Anm. der Redaktion) für einen Verkauf an Radio ENERGY entschied. Radio in Berlin und Hit 103 waren zu der Zeit schon Geschichte, so dass im Spätsommer ´91 Radio ENERGY rund um die Uhr auf Sendung gehen konnte.