Yvonne Malak: Musikbetten – wo sie nützen, wann sie schaden


Was sollen Musikbetten erreichen?

  • Moderationen stützen. Also besser machen. ✔
  • Für Wiedererkennbarbeit bei Rubriken bzw. Benchmarks sorgen oder als akustisches Logo fungieren, z.B. bei Servicerubriken. ✔
  • In manchen Formaten besseren Flow erzeugen. ✔
  • Stimmungen transportieren. ✔
  • Mit einer markanten Melodie, mit der man etwas Bestimmtes assoziiert, direkt das Thema einleiten. ✔

Musikbetten dürfen nicht nerven

Was aber sollen Musikbetten nicht?

  • Eine Moderation dominieren. !
  • Sich in den Vordergrund drängen. !
  • Eine so starke eigene Dynamik haben, dass sie wie ein Song wahrgenommen werden. !
  • Moderatoren „hetzen“ und dazu bringen, lauter und schneller als sonst zu sprechen (…Ausnahmen bestätigen die Regel…). !
  • Die Stimmung einer Moderation kippen lassen – z.B. von betroffen zu anbiedernd. !
  • Und vor allem sollen Musikbetten eines nicht: ein unangenehmes Störgefühl beim Hörer hinterlassen. Kurz: sie sollen nicht nerven !

Zu lange Moderationen werden auch mit Musikbett nicht kürzer…

Weil die 90er-Jahre unwiderruflich vorbei sind, sollten wir im Radio einige 90er- Angewohnheiten endlich beerdigen. Der gedankenlose Dauereinsatz von Musikbetten gehört dazu. Seit wann werden Nachrichten besser, wenn ein Musikbett darunterliegt? Eine Fünf-Minuten-Moderation in der Morgensendung wird auch durch ein Musikbett nicht kürzer und eine uninteressante Moderation wird durch ein Musikbett nicht ansprechender.

Emotionale Geschichten kippen mit sentimentalen Musikbetten unterlegt schnell ins anbiedernde. Ein interessanter Talk in der Morgenshow mit natürlichen Pausen oder Storytelling mit Variation in der Ansprechhaltung werden durch ein eintöniges Musikbett garantiert nur schlechter. Und einen Moderator, der durch den Einsatz eines sehr dynamischen Musikbettes zu laut und zu schnell spricht, braucht man sowieso nicht.

Musikbetten nützen vor allem bei wiederkehrenden Rubriken
Natürlich gibt es Moderationen, die durch ein Musikbett besser oder dynamischer werden bzw. Wiedererkennbarkeit bekommen (siehe oben), z.B. die Wetter- bzw. Servicepräsentation, kurze V-Tipps, ein verpackter Promotion-Aufruf, eine immer wiederkehrende kurze Rubrik und natürlich die Moderation im Showopener, der in die Musik führt. Der Dauereinsatz von Musikbetten aber ist nichts woran man festhalten müsste…

US Morningshows verzichten auf den Einsatz von Musikbetten
Viele der großen amerikanischen und britischen Shows verzichten vor allem am Morgen schon lange auf den Einsatz von Musikbetten unter den Moderationen. Auch in „hotten“ Formaten wie bei KISS FM in Los Angeles.

Ich finde, ohne Musikbett kommen Talks besser zur Geltung. Stilmittel wie Pausen, Variation in der Ansprechhaltung, laut/ leise wirken viel besser. Kurz gesagt: Moderationen werden ohne Musikbett relevanter.

Seit einiger Zeit versuchen auch immer mehr deutsche Sender in ihren Morgensendungen öfter auch mal ohne Musikbett zu moderieren. Am Anfang fühlt sich das Moderieren ganz ohne Unterleger sehr seltsam an – berichten betroffene Moderatoren.  Ich kann das gut verstehen. Das ist die berühmte „Angst vor der Pause on air“, vor „dead air“… (ich hatte vor einigen Wochen hier darüber geschrieben). Hat man es aber erst mal probiert und sich „reingehört“, will man gar nicht mehr darauf verzichten auf das Musikbett zu verzichten….

Probieren Sie es mal aus! Denn das schöne am Radiomachen ist ja die Schnelligkeit mit der wir Entscheidungen treffen können. Und wieder rückgängig machen.

Ihre
Yvonne Malak

UVK_GR_ErfolgreichRadioMachen_Malak_Umschlag_150327.inddYvonne Malak
Erfolgreich Radio machen 2015,
320 Seiten, 25 farb. Abb., Klappenbroschur
ISBN 978-3-86764-553-9
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www.my-radio.bizYvonne Malak ist Radioberaterin und berät eine Vielzahl von Radiostationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Yvonne Malak schreibt monatlich für die radioWOCHE. Die nächste Ausgabe erscheint am 01. November 2016.

Alle bisher veröffentlichten Publikationen von Yvonne Malak finden Sie auch unter www.my-radio.biz/category/publikationen/radiowoche/

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