WDR 2 löscht „Umweltsau“-Satirevideo

WDR2 hat mit einem vor Weihnachten online gestellten Satirelied großen Unmut auf sich gezogen. Das von einem Kinderchor eingesungene Lied sollte die aktuelle Klimadebatte satirisch aufnehmen. In der Neufassung wurde aus dem alten Schlager „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ – auf einen möglichen Generationenkonflikt anspielend – „Meine Oma ist ’ne alte Umweltsau.“

Weiter heißt es im Liedtext u.a.: „Meine Oma fliegt nicht mehr, sie ist geläutert – stattdessen macht sie jetzt zehnmal im Jahr ’ne Kreuzfahrt“ oder „Meine Oma brät sich jeden Tag ein Kotelett…Weil Discounterfleisch so gut wie gar nix kostet.“ Eine Satire oder ein Satire-Versuch, den nicht alle Hörerinnen und Hörer gelungen fanden, insbesondere die drastische Wortwahl irritierte. Zahllose – zumeist wütende – Posts gingen auf der Facebookseite von WDR2 ein, in denen u.a. ein Mangel an Respekt vor der älteren Generation beklagt und der Sendeanstalt vorgeworfen wurde, sie instrumentalisiere die Kinder. Die Drähte der WDR-Hörerhotline liefen heiß.

„Der WDR hat mit dem Lied ,Meine Oma ist ne alte Umweltsau‘, das die Redaktion den Dortmunder Kinderchor singen ließ, Grenzen des Stil und des Respekts gegen über Älteren überschritten. Jung gegen Alt zu instrumentalisieren ist nicht akzeptabel“, beklagte auch NRW-Ministerpräsident Armin Laschet auf Twitter.

WDR 2 reagierte mit einer Stellungnahme via Facebook auf die Proteste und löschte mittlerweile das Video: „Die von WDR 2 an dieser Stelle veröffentlichte Satire ,Unsere Oma fährt im Hühnerstall Motorrad‘ hat sehr unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Dies ist im besten Falle auch Sinn einer Satire, es handelt sich ja nicht um einen journalistischen Kommentar, sondern um die Zuspitzung eines Themas (hier: die zuweilen hysterische Klimadiskussion). Betroffen macht uns allerdings der Vorwurf, die beteiligten Kinder seien möglicherweise ,instrumentalisiert‘ worden. Dies ist absolut nicht der Fall, trotzdem haben wir uns entschlossen, das Video zu löschen, da schon die Mutmaßung, WDR 2 hätte die Kinder des Chores instrumentalisiert, für die Redaktion unerträglich ist.“

Am heutigen Samstag stellte sich WDR2-Programmchef Jochen Rausch ab 18:05 Uhr in einer kurzfristig ins Programm genommenen einstündigen Call-in-Sendung der Kritik der Hörerschaft. Auch WDR-Intendant Tom Buhrow zählte zu den Anrufern. Er melde sich aus dem Krankenhaus, in dem sich aktuell sein 92-jähriger Vater befinde. Dieser sei keine „Umweltsau“, habe ein Leben lang hart gearbeitet. Der WDR-Intendant bezeichnete das „verunglückte Oma-Lied“ als Fehler und entschuldigte sich „ohne Wenn und Aber“ für die Veröffentlichung. Aber es meldeten sich auch Hörerinnen und Hörer zu Wort, die wiederum die Löschung kritisierten.

Update vom 29. Dezember 2019
Auch der Leiter des WDR-Kinderchors, der den umstrittenen Satirebeitrag eingesungen hatte, hat sich mittlerweile in einem auf der Chor-Webseite veröffentlichten Statement geäußert. Er tritt darin dem Vorwurf entgegen, die beteiligten Kinder seien instrumentalisiert worden. „Als die Anfrage zusammen mit Text und Lied aus der WDR 2 Redaktion kam, konnten die Kinder und Eltern freiwillig entscheiden, an dem Projekt teilzunehmen. Es gab keinen Zwang und es wurde niemand instrumentalisiert“, betont Chorleiter Zeljo Davutovic. „Die Fridays for Future Bewegung ist eine Bewegung ausgehend von Kindern und Jugendlichen. Die Idee der jahresrückblickenden WDR Satire wurde auf Kinderstimmen konzipiert, weshalb ich das Projekt der WDR 2 Redaktion zugesagt habe.“

Den teilnehmenden Kindern sei erklärt worden, was die Parodie bezwecken solle, nämlich durch Überspitzung und Humor den Konflikt zwischen den Generationen aufs Korn nehmen. „Der Begriff Oma ist aufgrund des Originaltextes ,Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad‘ Teil des parodierten Textes. Es geht nicht um die Oma, sondern um uns alle. Hier schließe ich mich persönlich ein. Ich möchte mich als beteiligter Musiker bei allen entschuldigen, die sich trotz der Einordnung als Satire von uns persönlich angegriffen fühlen“, so Davutovic: „Wir haben in den vergangenen Jahren immer allergrößten Respekt vor Seniorinnen und Senioren gezeigt. Diesen werden wir uns auch in Zukunft nicht nehmen lassen. Zahlreiche Auftritte in Seniorenheimen dokumentieren unsere generationenübergreifende Arbeit.“

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