Musikstreaming: Plant Apple weitere Radiostationen? – Pandora kann Rdio übernehmen

Will Apple 2016 weitere Radiostationen starten? Apples Beats Electronics, LLC hat jedenfalls beim US-Patent- und Markenamt Schutz für die Marken Beats 2-5 und die entsprechenden Logos beantragt. The Verge hatte schon im August von entsprechenden Gedankenspielen berichtet, von Apple gibt es weiterhin keine offiziellen Statements zu dem Thema. Die Kalifornier hatten Ende Juni, parallel zum Start ihres Musikstreamingangebots Apple Music, das aus Los Angeles, New York und London moderierte Webradio Beats 1 aus der Taufe gehoben. Apple Music hat Stand Oktober 2015 15 Millionen Nutzer, davon 6,5 bezahlende Abonnenten. Konkurrent Spotify berichtete im Sommer 2015 von 20 Millionen zahlenden Abonnenten und 75 Millionen aktiven Nutzern.

Der Streamingmarkt in den USA bleibt in Bewegung. Das US-Internetradio Pandora kann die im November angekündigte Übernahme von Teilen des Musikstreamingdienstes Rdio vollziehen. Rdio hatte einen Insolvenzantrag stellen müssen. Pandora übernimmt für 75 Millionen US-Dollar die Technologie hinter Rdio und Teile der Mitarbeiter. Diese sollen Pandora helfen bis Ende 2016 einen eigenen Streamingdienst im Stile von Spotify aufzubauen – eine wichtige Voraussetzung für die angepeilte internationale Expansion. Pandora ist bisher nur in den USA präsent und dort mit rund 80 Millionen aktiven Nutzern tonangebend. Rdio gelang es hingegen nie eine große Zahl an Abonnenten zu gewinnen – wie das Wall Street Journal meldete, habe Rdio Ende 2014 über nur 98.000 zahlende Kunden in den USA verfügt.

Pandora ist im Gegensatz zu Spotify oder Apple Music bisher eben kein On-Demand Dienst, sondern ein personalisiertes Webradio. Der Nutzer gibt Künstler oder Musikgenres an und erhält – basierend auf seinem Hörverhalten – auf seinen Geschmack zugeschnittene Playlists. Oder er wählt entsprechende Genre-Stationen oder Streams von anderen Nutzern aus. Pandora-Nutzer können allerdings Lieder nur begrenzt überspringen und nicht direkt auswählen oder zurückspulen. Die kostenlose Variante von Pandora wird durch Werbung finanziert, dazu gibt es ein werbefreies Bezahlangebot. Deutsche Nutzer erinnern sich vielleicht noch an Last.fm, das ganz ähnlich funktionierte. Das Internetradio ist mit seinem Geschäftsmodell momentan noch deutlich stärker auf Werbeerlöse ausgerichtet als die Konkurrenz. Pandora will sich deshalb weiter als die zentrale Musikplattform in den USA positionieren und kauft dafür munter zu. Im Oktober erwarb man den Tickethändler Ticketfly, um so seinen Nutzern auch Konzertkarten anbieten zu können. Der Musikstreamingmarkt – in den USA und weltweit – befindet sich in einer Konsolidierungswelle, die weitergehen wird. Ein Markt, in dem auch die Internetriesen Google mit Google Play Music und dem im Oktober gestarteten YouTube Red sowie Amazon mit Prime Music mitmischen wollen.

Die Grenzen zwischen personalisierten Internetradios wie Pandora und Streamingangeboten, wo die Nutzer ganze Alben hören und Playlists frei zusammenstellen können, verwischen zunehmend. Bei Streamingdiensten wie Spotify halten immer mehr personalisierte Inhalte Einzug, die ebenfalls auf dem Nutzungsverhalten der Kunden basieren. Pandora hält mit seinem geplanten eigenen On-Demand Dienst dagegen. Eine weitere Richtung zeigt Apple mit seinem redaktionell betreuten und moderierten Webradio Beats 1 auf. Auch bei Spotify könnte es 2016 vegleichbare Entwicklungen  geben. Hier kommen neben Algorithmen und Big Data wieder Musikexperten ins Spiel. Stationen wie Beats 1 dienen auch als Aushängeschild und Promotionplattform, zum Beispiel für Künstlerinterviews.

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