Münchner Ausbildungsradio M94.5 könnte UKW-Frequenz an Rock Antenne verlieren

München droht ein Stück Radiokultur verloren zu gehen, ein Programm jenseits des Formatradio-Mainstreams. M94.5 feierte erst diesen Sommer seinen 20. Geburtstag. Das Jahr geht für das Münchner Ausbildungsradio weniger gut gelaunt zu Ende. M94.5 könnte im nächsten Jahr seine UKW-Frequenz in München verlieren. Die bayerische Medienanstalt BLM erwägt diese stattdessen an die Rock Antenne zu vergeben.

Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, dass es am Donnerstag im Hörfunkausschuss der BLM eine Abstimmung über diese Frage gab, die mit 8:8-Stimmen unentschieden endete. Von der BLM heißt es, dass noch keine Entscheidung gefallen sei. Der Hörfunkausschuss werde sich in seiner Sitzung am 9. Februar 2017 mit dem Thema befassen und die Betroffenen anhören. Der Medienrat der BLM hatte im Mai „Maßnahmen zur Optimierung und Fortentwicklung der privaten Hörfunkangebote in Bayern“ beschlossen. Damit soll der Privatfunk im Wettbewerb mit dem Bayerischen Rundfunk (BR) gestärkt werden, um wieder mehr vom Werbekuchen abzubekommen. Der BR wird 2018 BR-Klassik auf UKW durch sein breitenwirksameres Jugendformat PULS ersetzen, das bisher nur digital und im Netz zu hören ist. Ein weiteres UKW-Privatradio in München wäre da natürlich ein schönes Plus für die Privatradioseite. Antenne Bayern hegt schon länger den Wunsch seinen erfolgreichen Ableger Rock Antenne auch in der Landeshauptstadt über eine UKW-Frequenz zu verbreiten. Diese Pläne kommen seit Jahren immer wieder in verschiedener Form auf die Tagesordnung der bayerischen Medienpolitik. Für die Stärkung des Privatfunks aber Münchens einziges freies Radio zu opfern, ist eine schlechte und sehr kurzfristig gedachte Idee. M94.5 würde zwar im Digitalradio DAB+ und im Netz weitersenden können, aber damit auch von weniger Hörern als bisher wahrgenommen werden. Nicht ohne Grund wünscht sich die Rock Antenne, die außerhalb von Augsburg und Erding nur digital sendet, so nachdrücklich eine UKW-Frequenz in München.
Im Netz sammelt sich bereits der Protest unter dem Hashtag #savem945. Für viele Journalisten war und ist M94.5 ein Sprungbrett in eine Karriere im Radio.

Hauptgesellschafter der afk GmbH, die hinter den Aus- und Fortbildungsradio in München und Nürnberg und dem Münchner afk-TV steht, ist mit 62% die BLM. Dazu kommen bayerische Medienunternehmen wie u.a. die ProSiebenSat.1 Media SE (ProSiebenSat.1 Broadcasting GmbH), Antenne Bayern, der Bayerische Rundfunk, Sky Deutschland, Die Neue Welle, Discovery Communications Deutschland, NRJ Hörfunk, rt1.media group, RTL2, Sport1, Studio Gong oder Tele 5 und Vereine und öffentliche Institutionen wie der Bayerische Jugendring oder die Städte München und Nürnberg. Verantwortet wird M94.5 vom gemeinnützigen AFK-Anbieterverein Hörfunk München e.V., in dem sich verschiedene Ausbildungseinrichtungen zusammengeschlossen haben. In ihm sind zum Beispiel die Akademie der Bayerischen Presse e.V. (ABP), der Lokalfunk-Zulieferer BLR, die Deutsche Journalistenschule, die CSU-nahe Hanns-Seidel-Stiftung, das katholische ifp und die katholische Universität Eichstätt, der Kreisjugendring, Radio Feierwerk und der Verband Bayerischer Lokalrundfunk (VBL) vertreten.

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