Glücksspielwerbung im Radio: Was ist im neuen Jahr zulässig?

Glückspiel, respektive die Werbung zu den Angeboten, spaltet längst die Gemüter. Während die einen die übliche Lottowerbung noch für akzeptabel halten, gehen sie bei der im TV gezeigten Casinowerbung sprichwörtlich auf die Barrikaden. Auch im Radio ist dies ein wichtiges Thema, denn eigentlich darf seit dem Frühjahr 2019 keine echte Glücksspielwerbung mehr gezeigt werden. Und das wird, teilweise, durchaus schwierig. Denn wie viele Sportveranstaltungen werden ›präsentiert von Sportwettenanbieter X‹? Noch komplizierter ist das eigentlich auf den dritten Programmen, deren Dasein natürlich stets einen Radiosender mit einbezieht. Eigentlich kann das WDR diesbezüglich von einer recht weißen Weste sprechen – es zeigt die dritte Bundesliga nicht länger und somit auch nicht die Laufwerbung von Glücksspielangeboten in Fußballkleidung. Aber wie wird sich dies nach der Regulierung des Glücksspiels verhalten und warum reicht das Einschalten des TV-Geräts aktuell, um über Casinos zu stolpern?

Online-Casinos werben sehr aggressiv in TV und Radio. doch was ist aktuell eigentlich zulässig und was wird sich in 2021 wahrscheinlich ändern? Bildquelle: @ Sergey Zolkin / Unsplash.com

Die aktuelle Situation
Die jetzige Situation ist ein echtes Streitthema. Eigentlich gäbe es klare Regeln, die gerade die Online-Casinos betreffen. Immerhin sind diese noch nicht wirklich erlaubt, werden aber mit der Regulierung im kommenden Jahr genehmigt. Dennoch sehen TV-Zuschauer seit jeher mehr Casinowerbung, als vielen lieb ist. Der Grund dafür ist der Föderalismus, von dem nun wohl jeder weiß, dass er oft komplizierter und ärgerlicher ist, als vorab gedacht wurde:

  • Schleswig-Holstein – das Bundesland vergab längst Online-Lizenzen für Casinos und Sportwettenanbieter. Innerhalb des Bundeslands dürfen die Casinos unter der Berufung auf die Lizenz ihre Dienste frei anbieten.
  • TV-Sender – nun ist es gerade bei den privaten Sendern so, dass kaum Plätze im täglichen Regionalfernsehen gebucht werden, wenn Werbeplätze eingekauft werden. Die Casinos aus Schleswig-Holstein werben somit deutschlandweit. Und das nicht erst spät in der Nacht, sondern durchaus auch mal am Vormittag des Wochenendes. Fakt ist: Wer unter der Woche ab 20 Uhr eine Werbepause auf den privaten Sendern durchsteht, der wird mit hoher Wahrscheinlichkeit die Werbung für Casinos sehen.
  • Ärgernis – was in Schleswig-Holstein erlaubt ist, ist im restlichen Bundesgebiet nicht erwünscht. Da hilft auch der Hinweis ›Das Angebot ist nur für Bürger mit Wohnsitz in Schleswig-Holstein gültig‹ nicht weiter. Zumal sich dieser Hinweis meist immer in Verbindung mit dem Bonusangebot einblendet und somit eine gewisse Irreführung entsteht: Ist der Bonus nun nur für Norddeutsche gedacht, bezieht sich das auf das Casino oder auf beides?
  • Schleichwerbung – Glücksspiel aller Herkunft nutzt durchaus eine gewisse Form der Schleichwerbung: Sport. Es gibt kein Stadion ohne Bandenwerbung eines Sportwettenanbieters, auf vielen Trikots prangt der Schriftzug eines Anbieters – und oft sind dies Anbieter, die Casino und Sportwetten vereinen. Selbst die Bundesligen werden von bwin gesponsort. Und wer nun nur den Fußball im Fokus sieht, der irrt sich: Selbst Randsportarten wie Reitsport kommen längst mit Werbebannern aus dem Glücksspielbereich daher.

Aktuell ist die Situation also das reinste Chaos. Etliche Länder haben sich gegen die Ausstrahlung der Werbung von Glücksspielangeboten ausgesprochen, dennoch werden sie weiterhin gezeigt. Streitfrage ist auch, wie denn die Werbung bei gesponsorten Veranstaltungen bewertet werden muss: Zeigen die öffentlich-rechtlichen Programme ein Länderspiel oder ein Bundesliga- oder Pokalspiel, so müssen sie sogleich eine Glücksspielwerbung präsentieren, da die einzelnen Wettbewerbe von diesen gesponsort werden. Selbst ohne die Einblendung einer zusätzlichen Werbung im Vorfeld, wie es auf den privaten Sendern gerne geschieht, bleibt ein Fakt bestehen: Die Banden und Trikots bleiben erhalten. Und die Beliebtheit von Online-Casinos ist dabei ungebrochen, wobei die Anbieter mit immer neuen Angeboten locken. Aktuell gibt es onlinecasinosdeutschland.com zufolge spannende Bonus-Angebote mit nur 10 Euro Einzahlung.

Was gilt in Bezug auf die Glücksspielwerbung im Radio nach der Regulierung?
Die neue Regulierung soll das Online-Glücksspiel erlauben, dafür aber die Suchtgefährdung reduzieren. Auf einer Seite ist dieser Plan logisch und nachvollziehbar, denn das Glücksspiel ist nicht verschwunden, nur weil es offiziell nicht erlaubt ist. Spieler, Interessierte oder ganz gewöhnliche Radiohörer werden ohnehin damit konfrontiert, sobald sie aus dem Haus gehen. Denn: Glücksspiel ist auch das Lottospiel. Für das Radioprogramm, wie auch für TV- und Internetwerbungen, sollen demnächst Regeln gelten:

  • Zeitraum – das Glücksspiel soll den Jugendlichen nicht angeboten werden. Was natürlich heißt, dass es spätere Zeiten der Ausstrahlung von Werbungen gibt. Immer wieder werden 21 – 06 Uhr morgens genannt, doch ist diese Zeitspanne nicht fix, da die Werbezeit natürlich fest in den TV-Konsum oder den Radiokonsum von Jugendlichen fallen würde.
  • Limitiert – ausschließlich Anbieter, die in Deutschland gesamtdeutsch lizenziert sind, sollen Werbung schalten dürfen.
  • Sport – mitunter wird es hier eigene Regelungen geben. Das könnte auch für Radiosender schwierig sein, denn wollten sie eine Partie zwischen dem SC Verl und VfB Lübeck in ›Sport und Musik‹ aufnehmen, so müssten sie korrekterweise die Liga als »Bwin Dritte Bundesliga« bezeichnen. Ähnliches gilt für das alteingesessene ›Sport und Musik‹ während der Samstagnachmittagskonferenz.

Natürlich werden die Werbungen rund um das Glücksspiel nicht vollständig verboten oder wirklich eingeschränkt. Nicht nur hängt der Staat mit mehr als einem Bein mit im Einnahmepott, auch die Bundesländer finanzieren sich mit durch Lotto und Co. Online-Casinos und Sportwetten bringen, sobald sie in Deutschland lizenziert sind, deutliche Steuereinnahmen mit sich.

Und auch kleinere Radiosender sind auf Werbeeinnahmen angewiesen. Glücksspielwerbung ist da sicher eine begehrte Einnahmequelle, um die nicht großartig geworben werden muss. Wie schon angedeutet, sind die Werbungen sogar mühelos innerhalb einer Berichterstattung einbaubar.

Absolut fixe Regelungen gibt es momentan ohnehin nicht. Zwar wurden die Grundzüge des Glücksspielstaatsvertrag durchgewunken, doch müssen nun alle Bundesländer ihren eigenen Staatsvertrag aufsetzen. Und wie uns der Föderalismus in den letzten Monaten beinahe täglich lehrte: Am Ende macht ohnehin jedes Bundesland sein eigenes Ding und gibt eigene Regeln vor. Wie schlecht, dass Radiosender oder TV-Sender über die Ländergrenzen hinaus erreichbar sind.

Die Werbung für Online-Casinos ist aktuell nur geduldet, soll aber bald reguliert werden. Bildquelle: @ Benjamin Lambert / Unsplash.com

Fazit – die Regelung könnte noch Chaos bringen
Einerseits sind sich alle einig: Glücksspiel ist gefährlich und hat Suchtpotenzial. Andererseits möchte auch niemand auf die Einnahmen aus dem Glücksspiel verzichten und die Anbieter sind längst in so großen Institutionen angelangt, dass sie kaum zu vermeiden sind. Es ist nicht möglich, Glücksspielwerbung erst am späten Abend zu zeigen, dafür aber die Sportschau oder gar ein Spiel der Nationalmannschaft oder des DFB-Pokals am frühen Abend zu übertragen. Verdeckt ist die Glücksspielwerbung ohnehin da. Was die einzelnen Länder bald regeln und wie diese Regeln umzusetzen sind, ist aufgrund dessen ohnehin schon ein Chaos.

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