Europareise: La France d’Outre-Mer – Radio in den französischen Überseegebieten

Zu Frankreich gehören immer noch zahlreiche Überseegebiete in der Karibik, Südamerika, Afrika und im Pazifik. Zumeist handelt es sich um Inseln, ein Überbleibsel des einst weltumspannenden französischen Kolonialreichs. Frankreich hat im Gegensatz zu Großbritannien, das den Rundfunk der Eigenverantwortung seiner Außengebiete überlässt, eine eigene öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt speziell für die Überseegebiete – Réseau Outre-Mer 1ère. Diese ist nicht Teil des Inlandsrundfunks Radio France, sondern seit 2004 beim französischen Fernsehen France Télévisions angesiedelt. Hauptsitz ist Malakoff vor den Toren von Paris. Der ungewöhnliche und irgendwie wenig französisch klingende Name dieser Gemeinde geht auf einen Schauplatz des Krimkriegs im 19. Jahrhundert zurück. Gegründet wurde der Überseedienst bereits 1954, zwischen 1975 und 2010 hieß die Sendeanstalt RFO.

Bild: Réseau Outre-mer 1ère
Bild: Réseau Outre-mer 1ère

Réseau Outre-Mer 1ère produziert TV- und Radioprogramme für alle französischen Überseegebiete. Und das sind noch einige. Die Karibikinseln Guadeloupe und Martinique nebst einigen weiteren kleineren Inseln wie dem Promi-Hotspot St. Barths. Französisch-Guayana an der karibischen Küste Südamerikas ist das einzige Festlandsterritorium. Im Indischen Ozean gehören die Inselgruppe La Réunion bei Madagaskar und die Komoreninsel Mayotte zu Frankreich. Im Pazifik kommen Neukaledonien, Wallis und Futuna und Französisch-Polynesien hinzu. Vor dem kanadischen Neufundland liegen die kleinen französischen Inseln St. Pierre und Miquelon.

Bild: Outre Mer 1ère
Bild: Guadeloupe 1ère

In diesen neun Gebieten produzieren die regionale Dependancen von Outre-Mer 1ére jeweils ein TV- und Radioprogramm, dessen Name sich immer aus dem Gebietsnamen und 1ere zusammensetzt. Einige Sendungen kommen auch aus Paris und werden in allen Regionalstationen ausgestrahlt.

Bild: France Ô
Bild: France Ô

Seit 2005 gibt es den TV-Kanal France Ô, der in Frankreich u.a. landesweit frei empfangbar über DVB-T ist. France Ô soll das Mutterland über die Überseegebiete auf dem Laufenden halten. Mit Radio Outre-Mer 1ère wurde 2008 auch ein Webradio aus der Taufe gehoben, das Popmusik mit stündlichen Nachrichten aus den Überseegebieten und einigen Magazinsendungen mischt. Der Musikmix des in Paris gestalteten Programms wird dabei von karibischen Klängen dominiert, aber auch afrikanische Popsongs und internationale englischsprachige R’n’B und Pophits finden ihren Platz.

Bild: Radio France
Bild: Radio France

Das Wortprogramm France Inter des französischen Inlandsrundfunks wird in den Überseegebieten ebenfalls auf UKW verbreitet, über DVB-T können dort auch alle TV-Kanäle von France Télévisions und France Ô geschaut werden.

Neben den öffentlich-rechtlichen Programmen gibt es in den Außengebieten zahlreiche kommerzielle und nichtkommerzielle Sender. Viele französische Radiomarken wie Fun Radio, NRJ, Chérie FM, RTL oder Nostalgie sind mit regionalen Partnern vor Ort aktiv.

Aber auch kleinere französische Radiomarken finden sich an exotischen Orten wieder – so sendet der Dancesender Radio FG seit letztem Jahr in Mayotte auf 94,4 MHz.

Bild: Radio FG
Bild: Radio FG
Bild: FreeDom
Bild: FreeDom

Ein Blick in die Quotenmessung für die Überseegebiete zeigt, dass sich die Ableger von 1ère sehr unterschiedlich schlagen. Auf Mayotte ist Mayotte 1ère klarer Marktführer mit gehörigem Abstand zum ersten privaten Konkurrenten, ähnlich sieht es in Französisch-Guayana aus. Der Radiomarkt auf Réunion ist hingegen hart umkämpft – hier liegt das Privatradio Freedom mit seinen zwei Programmen deutlich vorne, es folgen mit EXO FM („Le radio soleil numéro 1“) und NRJ Réunion zwei weitere Privatsender, ehe Réunion 1ère sich nur auf Platz vier der Hörergunst wiederfindet. Der lokale TV-Sender Antenne Réunion, der auch über DVB-T sendet und mit TF1 zusammenarbeitet, stellte 2014 sein nur zwei Jahre zuvor gestartetes Radioprojekt wieder ein und beendete seinen wenig erfolgreichen Ausflug ins Radiosegment.
Es lohnt sich, das Konzept des Talkformats Radio Freedom genauer anzuschauen.

Bild: RCI
Bild: RCI

Auf den Karibikinseln ist das Privatradio RCI unangefochtener Marktführer, zu seiner Senderfamilie gehören auch noch der NRJ-Ableger für die Antillen und Bel Radio. Guadeloupe  1ère und Martinique 1ère sind jeweils die Nummer zwei im Markt. Auf Rang drei rangiert die Senderfamilie um Trace FM. Die Mehrheitseigner von Trace FM, das auch in Französisch-Guayana sendet, kommen hingegen aus weniger karibischen Gefilden. Es ist die schwedische Modern Times Group. Unter dem Trace-Brand werden in Frankreich auch TV-Musikkanäle für afrikanische und karibische Popmusik betrieben. Die Marke expandiert auch zunehmend ins frankophone Afrika.

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