Der Algorithmus bestimmt immer mehr unser Leben

Seit rund 20 bis 30 Jahren leben die Menschen im Zeitalter der Digitalisierung. Die technischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte haben unsere Art zu leben dabei ziemlich verändert. Wer könnte sich heutzutage beispielsweise noch ein Leben ohne Smartphone oder YouTube vorstellen? Doch das erste iPhone kam erst 2007 auf den Markt und YouTube wurde nur zwei Jahre davor gegründet. Immer mehr rücken dabei auch sogenannte Algorithmen in den Vordergrund und bestimmen unser Leben. Doch was genau ist eigentlich ein Algorithmus und wo werden sie heutzutage überall eingesetzt?


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Ein Algorithmus entscheidet unter anderem darüber, welche Serien und Filme uns bei Netflix und Amazon Prime angezeigt werden.

Was ist ein Algorithmus?

Nur die wenigsten Menschen kommen in ihrem Alltag bewusst mit einem Algorithmus in Berührung. In der Praxis setzen sich damit höchstens Wissenschaftler sowie Studenten mit den Fachrichtungen IT und Mathematik im Detail damit auseinander. Die meisten haben das Wort zwar schon gehört, können aber nicht genau beschreiben, was damit gemeint ist.

Laut Wikipedia ist ein Algorithmus nichts anderes als eine eindeutige Handlungsvorschrift zur Lösung eines oder mehrerer Probleme. Er muss dabei bei den gleichen Voraussetzungen auch immer das gleiche Ergebnis liefern und die nächste anzuwendende Regel muss eindeutig definiert sein.

Der erste Algorithmus, der für einen Computer entwickelt wurde, stammt von Ada Lovelace aus dem Jahr 1843 und diente zur Berechnung der Bernoullizahlen. Sie gilt deshalb auch als die erste Programmiererin der Welt. Heute sind Algorithmen aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken und werden vor allem für die folgenden Aktivitäten eingesetzt:

  • Rechnen
  • Suchen
  • Planen
  • Verschlüsseln
  • Komprimieren
  • Simulieren
  • Vorhersagen
  • Empfehlen
  • Kommunizieren

Auch für die Berechnung der Kreditkartennummer kommt ein Algorithmus zum Einsatz. In diesem Fall wird er dazu verwendet, um die Gültigkeit der Zahlenkombination zu überprüfen. Bei der letzten der insgesamt 16 Stellen (bei Mastercard und VISA) handelt es sich um eine Prüfziffer, die in den meisten Fällen nach dem sogenannten Luhn-Algorithmus berechnet wird.

Das ist aber nur ein Beispiel von vielen, in denen uns ein Algorithmus in unserem täglichen Alltag begegnet.

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Die letzte Ziffer der Kreditkartennummer wird als Prüfziffer ebenfalls mit einem Algorithmus ermittelt.

Die zwei bekanntesten Vorreiter: Google und Amazon

Wer sich über das Geheimnis erfolgreicher Internet-Giganten wie etwa Amazon oder Google Gedanken macht, kommt schnell auf das Ergebnis, dass der jeweilige Algorithmus dabei eine wichtige Rolle spielt.

Google beschreibt seinen Unternehmenszweck damit, den suchenden Usern das jeweils bestmögliche Ergebnis bei einer Suchanfrage zu liefern. Um das zu ermöglichen, ist ein entsprechender Algorithmus erforderlich, der ganz klare Vorgaben dazu liefert, welche Suchergebnisse bei der Suche nach bestimmten Wörtern oder Sätzen angezeigt werden soll.

Nur durch seinen hervorragenden Suchalgorithmus war es Google möglich, einstmals mächtige Konkurrenten wie etwa Yahoo! oder AltaVista abzuhängen und in kürzester Zeit die Marktherrschaft zu übernehmen. Er wurde in den 1990er-Jahren von den beiden Google-Gründern Larry Page und Sergej Brin entwickelt. Google ruht sich allerdings nicht auf seinen Lorbeeren aus und nimmt ständig Veränderungen an dem Algorithmus vor. In einem Jahr kommt es dabei zu durchschnittlich etwa 3.000 kleinen und größeren Modifikationen.

Mit rund 500 Milliarden US-Dollar Brutto-Warenumsatz ist Amazon das mit Abstand größte digitale Einkaufszentrum weltweit. Mittlerweile überträgt Amazon sogar Bundesliga-Spiele live. Als Jeff Bezos im Jahr 1994 das Unternehmen in seiner Garage in Seattle gründete, wurden darüber hauptsächlich Bücher verkauft. Das Erfolgsgeheimnis war aber bereits erkennbar, als über die Plattform am 16. Juli 1995 das erste Buch verkauft wurde. Denn im Gegensatz zu anderen Online-Shops programmierte Bezos seinen Algorithmus so, dass er zu jedem angezeigten Buch Empfehlungen für den Kauf weiterer Bücher gab.

Aus heutiger Sicht ist das kaum noch vorstellbar, weil sich mittlerweile nahezu jeder Shop im Internet einer ähnlichen Technik bedient, doch das war das erste Mal, dass im Internet ein digitaler Verkäufer zum Einsatz kam.

Algorithmen im Alltag

Heutzutage ist es völlig normal, dass die meisten Menschen jeden Tag aufs Neue mit unterschiedlichen Algorithmen konfrontiert werden. An der Oberfläche ist dabei oftmals gar nicht zu erkennen, dass hinter den schönen Bildern auf dem Smartphone oder dem TV-Gerät ein komplexer Algorithmus steckt.

Auf Facebook und in anderen sozialen Medien bestimmen Algorithmen darüber, welche Beiträge im eigenen News-Feed angezeigt werden. Mit den entsprechenden Werbeanzeigen wird darüber hinaus die Aufmerksamkeit auf genau jene Produkte und Dienstleistungen gelenkt, die für den jeweiligen User interessant sein könnten. Die Kaufwahrscheinlichkeit im Vergleich zu zufälligen Werbeschaltungen erhöht sich dadurch um ein Vielfaches.

Wer Filme und Serien über Netflix und Amazon Prime streamt, denkt wohl auch nicht gleich daran, dass sein Sehverhalten vom Computer bestimmt werden könnte. Doch auch hier kommt ein komplexer Algorithmus zum Einsatz, der darüber entscheidet, welche Titel beispielsweise gleich auf dem Start-Bildschirm platziert werden.

Auch beim Handel mit Wertpapieren nimmt die Bedeutung von Algorithmen aktuell stark zu. Über den Kauf und Verkauf der Aktien entscheiden immer seltener „echte“ Anlageberater, sondern vielmehr sogenannte Trading-Bots, die sich dabei auf eine Vielzahl unterschiedlicher Kennzahlen beziehen.

Sind Algorithmen böse?

Algorithmen an sich sind mit Sicherheit nicht böse. Es könnte höchstens sein, dass sie von Personen programmiert wurden, die nicht immer die besten Absichten verfolgen. Deshalb ist es wichtig, sich beim Surfen im Internet nicht zu sehr von den vorgeschlagenen Inhalten verleiten zu lassen, sondern ab und zu sein Gehirn einzuschalten und darüber nachzudenken, warum diese gerade jetzt eingeblendet werden.

Vor allem Kaufsüchtige werden von einem raffiniert programmierten Algorithmus möglicherweise dazu verleitet, mehr zu kaufen, als sie ursprünglich vorhatten. Gefährlich wird es vor allem dann,

wenn es darum geht, das Wahlverhalten von Menschen zu beeinflussen. Dass es sich dabei nicht um Science-Fiction handelt, zeigte vor allem der Wahlkampf im Jahr 2016 in den USA. Laut Experten könnte die Wahl damals maßgeblich von Social Bots zugunsten von Donald Trump beeinflusst worden sein.

Doch grundsätzlich sind die Algorithmen da, um uns das Leben im Alltag zu erleichtern und bestimmte Denkaufgaben einfach abzunehmen. Der Algorithmus ist gut und sinnvoll, solange das Bewusstsein dafür nicht verlorengeht, dass er in bestimmten Situationen gerade vorhanden ist. Im Zeitalter der künstlichen Intelligenz könnte das zu einer großen Herausforderung werden.

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