DAB+ in Deutschland – eine kleine Jahresbilanz

DAB+ konnte 2018 in Deutschland gewisse Fortschritte verzeichnen. Die bundesweite Netzabdeckung liegt mittlerweile bei 98 Prozent der Fläche, dabei erreicht der Indoor-Empfang 89 Prozent der Bevölkerung. Der Anteil von Personen in Haushalten, die Zugang zu mindestens einem DAB+ Gerät haben, stieg laut dem Digitalisierungsbericht Audio der Medienanstalten von 15,7 in 2017 auf 18,1 Prozent in 2018. In den ersten drei Quartalen 2018 wurden laut dem Home Electronics Market Index (HEMIX) 774.000 DAB+-Geräte verkauft, eine Steigerung von 13 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum.

Aktiv vorangetrieben wird der Netzausbau in Bayern, dort sind mittlerweile auch die meisten kommerziellen Lokalradios über DAB+ zu hören. Der MDR erweiterte sein Programmangebot und startete mit MDR Tweens vor wenigen Tagen einen neuen digitalen Kanal für Kinder. Auch der SWR baut sein Netz in Baden-Württemberg weiter aus, der NDR ist dabei sein Sengebiet flächendeckend mit DAB+ zu versorgen. Vor wenigen Wochen hat das Deutschlandradio in zwei kleinen UKW-Verbreitungsgebieten – auf Helgoland und im bayerischen Mittenwald – vollständig auf eine rein digitale Hörfunkverbreitung mit DAB+ umgestellt. In Hessen startete ein Privatsender-Multiplex für den Norden und Osten des Bundeslandes, auch in Bremen ging ein Privatradio-Mux auf Sendung. Dort fiel die Resonanz allerdings gering aus, nur fünf Anbieter beteiligen sich. In Bayern musste mit Kultradio ein reines DAB+-Programm die Segel streichen, ohne Medienhaus im Background bleibt es – auch aufgrund von Problemen beim Thema Vermarktung – schwer, sich am Markt zu etablieren.

An den angepeilten Start eines zweiten bundesweiten Mux waren zu Jahresbeginn große Hoffnungen geknüpft worden. Doch der geplante zweite DAB+-Bundesmux lässt weiter auf sich warten, da beim Sächsischen Oberverwaltungsgericht noch eine Beschwerde anhängig ist. Antenne Deutschland – dahinter stehen Media Broadcast und die Oschmann-Gruppe – hatten 2017 von der Gremienvorsitzendenkonferenz der Landesmedienanstalten den Zuschlag für den Plattformbetrieb erhalten. Das Verwaltungsgericht Leipzig hatte allerdings Anfang Juni einem klagenden Mitbewerber aufschiebende Wirkung zugebilligt. Nun liegt der Fall bei der nächsthöheren Instanz.

Am im Oktober durchgeführten „Call for Interest“ der Landesanstalt für Medien NRW haben sich 46 Anbieter beteiligt, darunter namhafte deutsche Privatradiounternehmen. In Berlin und Brandenburg gingen im Sommer mehrere Multiplexe in Betrieb – die Hauptstädter können nun über 60 Programme via DAB+ empfangen. Radiomarken wie die bayerische Rock Antenne, Radio Teddy oder das Schlagerradio radio B2 bauten 2018 ihre Präsenz via DAB+ weiter aus. Rock Antenne ist mittlerweile in Bayern, Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Hamburg und Hessen via DAB+ zu hören. Der Sender sicherte sich aber parallel 2017 auch eine UKW-Frequenz in München und ging in diesem Jahr in Hamburg als Nachfolger von Alster Radio auf Sendung. 2019 wird die Rock Antenne in Nord- und Mittelhessen auf UKW starten. DAB+ etabliert sich, aktuell aber eher als zusätzlicher Übertragungsweg neben UKW und Online. Eine UKW-Abschaltung bleibt Zukunftsmusik. Das unterstreicht auch, dass in mehreren Bundesländern gerade erst UKW-Lizenzen bis Mitte und Ende der 2020er Jahre verlängert wurden. Viele Privatradios und Medienunternehmen sehen die Zukunft zudem weiterhin mehr im Bereich Online Audio und im mobilen Internet, denn auf diesem Weg werden die für die Werbewirtschaft wichtigen Nutzungsdaten generiert, auf deren Basis sich die Zielgruppen mit individualisierten Werbebotschaften zielgenauer ansprechen lassen.

Eine wichtige Entscheidung für die künftige Entwicklung von DAB+ ist in diesem Jahr auf europäischer Ebene gefallen. Europaparlament und Ministerrat haben vor wenigen Tagen den Europäischen Kodex für die elektronische Kommunikation beschlossen. Dieser sieht u.a. vor, dass nach einer zweijährigen Übergangsphase alle Neuwagen im EU-Binnenmarkt mit Radios ausgestattet sein müssen, die neben UKW auch digitalen terrestischen Radioempfang – also beispielsweise DAB+ – ermöglichen. Anfang des Jahres lag die Quote der Neuwagen in Deutschland mit DAB+ an Bord bei 40 Prozent. Dem Digitalradio Büro Deutschland zufolge gehen Experten davon aus, dass die Schwelle von 50 Prozent Anfang Februar überschritten wird.

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