DAB+: Großer Kanalwechsel im Multiplex von Polskie Radio

Der polnische öffentlich-rechtliche Rundfunk Polskie Radio ändert die Frequenzen bei 14 von 25 Digitalradio-Sendern. Die Umstellung wird vom 1. bis 21. Dezember 2016 dauern und erfolgt auf Wunsch der Sendeanstalt. Polskie Radio verbreitet je nach Region 9 bis 10 Programme in seinen Multiplexen, die kommerzielle Konkurrenz beteiligt sich nicht an der Digitalisierung des Hörfunks.

Am 1. Oktober 2013 startete Polskie Radio den regulären Sendebetrieb des ersten Digitalradiomultiplexes in Polen. Die Ausstrahlung begann in Warschau und der Metropole Schlesien rund um die Stadt Katowice und wurde innerhalb von 3 Jahren auf alle 17 Städte ausgeweitet, die Sitz eines Regionalprogramms sind. Heute befindet sich 53,8 % der Bevölkerung in Reichweite mindestens eines DAB+-Senders. Bis 2020 sollte das Sendernetz auf das ganze Land ausgeweitet werdet. Nach dem Regierungswechsel in diesem Jahr wurde der Netzausbau allerdings vorerst gestoppt.

Polskie Radio nimmt zahlreiche Frequenzänderungen an seinem digitalen Sendernetz vor.

Der polnische Netzregulierer ‚Urząd Komunikacji Elektronicznej‘ (Behörde für elektronische Kommunikation) übertrug ‚Polskie Radio‘ Frequenzen, um das gesamte Land mit seinen Hörfunkprogrammen digital zu versorgen. Die Frequenzversorgung von ‚Polskie Radio‘ auf UKW sieht nur befriedigen aus. Nach dem 2001 abgeschlossenen Frequenzwechsel aus dem östlichen OIRT-Band (65,8 – 74 MHz) in das westliche CCIR-Band (87,5 – 108 MHz) standen dem polnischen Rundfunk nur drei landesweite Frequenzen zur Verfügung. Zwei Programme mussten sich mit schlechteren Frequenzen arrangieren. Die Jugendwelle ‚Czwórka‘ erreichte nur 35 % der Bevölkerung und 18 % der Fläche, die Klassikwelle ‚Dwójka‘ 72 % der Bevölkerung und 57 % der Fläche. Bis 2020 sollte DAB+ helfen die Versorgungslücken zu schließen. Trotz Werbeaktionen blieben die DAB+-Empfänger Ladenhüter, nach Angaben von ‚Polskie Radio‘ gingen in den drei ersten Jahren der DAB+-Ausstrahlung nur etwa 30 Tsd. Geräte über die Ladentheke des polnischen Handels. Die Programmvielfalt auf UKW ist den Großstädten größer als das DAB+-Angebot. Der Anreiz einen neuen Radioempfänger zu kaufen ist für die Hörer gering.

Auch mit den Frequenzen für Digitalradio war ‚Polskie Radio‘ von Anfang an unzufrieden. Das Land ist ähnlich wie Deutschland in 16 Verwaltungsbezirke unterteilt. Für jedes dieser Woiwodschaft genannten Bezirke sendet ein öffentlich-rechtliches Regionalradio. In Westpommern gibt es eine Ausnahme, dort gibt es mit Radio Szczecin und Radio Koszalin zwei Regionalradios, die jeweils nur die Hälfte des Bezirkes versorgen. Ein historisches Überbleibsel aus einer Zeit zw. 1975 und 1999, als Polen noch in 49 Verwaltungsbezirke unterteilt war.

Bei der Zuteilung der Frequenz für Digitalradio erhielten die Regionen Rund um Krakau und Katowice die gleiche Frequenz und hätten im Gleichwellennetz ihre Programme ausstrahlten müssen. Beide Regionalprogramme wären in der jeweils anderen Stadt zu empfangen, für neue oder eine Auseinanderschaltung der Programme gebe es in diesen Multiplexen keinen Platz mehr. ‚Polskie Radio‘ intervenierte und UKE erarbeitete einen neuen Frequenzplan für Polen. Der neue Plan wurde im April 2016 zum ersten Mal von dem polnischen Rundfunk- und Fernsehrat der Öffentlichkeit in einem „Green book“ vorgestellt. Es folgte eine öffentliche Anhörung. Die aktuelle Frequenzänderung ist die erste dort vorgestellte Maßnahme, die den Weg eröffnet für die Neuordnung der Frequenzen für das Digitalradio in Polen.

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