BR-Intendanz: Ulrich Wilhelm übergibt an Dr. Katja Wildermuth

Dr. Katja Wildermuth übernimmt am Montag, 1. Februar 2021, das Amt der Intendantin des Bayerischen Rundfunks von ihrem Vorgänger Ulrich Wilhelm. Wildermuth, die erste Frau an der Spitze des BR, sagte vor ihrem Amtsantritt, sie freue sich auf die Aufgabe in einem Sender, der für hohe journalistische Qualität stehe und für die Menschen in Bayern identitätsstiftend sei: „Auf beides können wir aufbauen, und beides möchte ich in Zukunft sichern und weiter stärken.“

Ulrich Wilhelm verlässt den Sender nach zehn Jahren im Spitzenamt, in denen er den BR zu einem modernen, crossmedial aufgestellten Medienhaus umgebaut und die Regionalisierung der Berichterstattung vorangetrieben hat.

Katja Wildermuth würdigt die Bilanz ihres Vorgängers: „Der BR steht heute enorm gut da, mit soliden Finanzen, exzellenten Programmen und am Ende einer wegweisenden Strukturreform. Ulrich Wilhelm hat die richtigen Weichen für den Weg in die digitale Zukunft gestellt – ich freue mich, diesen Prozess fortzuführen und mit den in meiner Beobachtung hochqualifizierten und motivierten Mitarbeitenden des BR neue Ideen für die Zukunftsfähigkeit des Hauses und seiner Angebote zu entwickeln.“ Gerade im Corona-Jahr 2020 habe der BR seine ganze publizistische Stärke ausgespielt, von regionaler Berichterstattung über Kultur- und Bildungsinhalte bis hin zu kreativen digitalen Angeboten. Auch in Zukunft müsse der Sender ein publizistischer Qualitätsanbieter und ein verlässlicher, glaubwürdiger Kommunikationsraum bleiben als Gegengewicht zu den auseinanderdriftenden Teilöffentlichkeiten in digitalen Blasen, betont Wildermuth.  

Ulrich Wilhelm gibt seiner Nachfolgerin gute Wünsche mit auf den Weg: „Dr. Katja Wildermuth wünsche ich viel Erfolg in einem ebenso spannenden wie erfüllenden Amt. Ich bin mir sicher, dass der BR bei ihr mit ihrem Elan, ihrer Erfahrung und ihrer Kompetenz in guten Händen ist. Sie hat einen scharfen Blick für die Herausforderungen der Zeit, sie kennt und liebt den öffentlich-rechtlichen Rundfunk.“

Vita Dr. Katja Wildermuth
Dr. Katja Wildermuth wirkte nach einem Lehramtsstudium an der Ludwig-Maximilians-Universität München als Dozentin für Alte Geschichte am Institut der LMU und promovierte über die Römische Republik.
Von der Hochschulkarriere wechselte Katja Wildermuth 1994 zum Journalismus beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR), für den sie zunächst als TV-Autorin für Politikmagazine im MDR und im Ersten arbeitete, später als Redakteurin für Reportagen zum Zeitgeschehen.

2004 wurde Wildermuth Leiterin der MDR-Redaktion Geschichte und Gesellschaft. Dort war sie u. a. verantwortlich für crossmediale Großprojekte wie „Geschichte Mitteldeutschlands“, die multimediale App „MDR Zeitreise“, das erfolgreiche innovative Geschichtsformat „Breaking News Völkerschlacht“ und Wissensvermittlung für junge Nutzer. Unter ihrer redaktionellen Verantwortung entstanden international beachtete und preisgekrönte Dokumentarfilme wie „Neo Rauch“, „Mauerhasen“, „Hitler’s Children“, „Night Will Fall“ und „Putins Spiele“.

2016 wurde Katja Wildermuth zur Kulturchefin des Norddeutschen Rundfunks (NDR) berufen. In ihrer Funktion als Programmbereichsleiterin verantwortete sie rund 40 TV-Formate für NDR, Das Erste und ARTE.

Von April 2019 bis Januar 2021 war Katja Wildermuth als Programmdirektorin des Mitteldeutschen Rundfunks in Halle verantwortlich für die crossmedialen Themenfelder Kultur, Wissen/Bildung und Junge Angebote, von ARTE bis FUNK, von Religionsformaten über Naturfilme bis zu den MDR Klangkörpern.

Im Oktober 2020 wählte sie der Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks zur neuen Intendantin.

Vita Ulrich Wilhelm
Ulrich Wilhelm besuchte von 1981 bis 1983 die Deutsche Journalistenschule. Während seines Studiums der Rechtswissenschaften an den Universitäten Passau und München und seiner Referendarzeit arbeitete er als freier Journalist u. a. für Hörfunk- und Fernsehsendungen des Bayerischen Rundfunks.

1991 trat Wilhelm in den Staatsdienst ein, zunächst im Innenministerium, seit Juni 1993 in der Bayerischen Staatskanzlei. Von Januar 1995 bis Ende 1998 war er verantwortlich für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. 1999 wurde er Pressesprecher des Ministerpräsidenten und der Bayerischen Staatsregierung, 2004 Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Im November 2005 wurde Wilhelm Chef des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung und Regierungssprecher. Am 6. Mai 2010 wählte ihn der BR-Rundfunkrat zum Intendanten als Nachfolger von Dr. Thomas Gruber.

Während seiner zwei Amtszeiten als BR-Intendant (2011 bis 2016 und 2016 bis 2021) verantwortete Wilhelm u. a. die Strukturreform „BR hoch drei“ mit dem Ziel, den BR in ein multimediales Medienhaus zu transformieren. Im Zuge dieses Umbaus wurden nicht nur die Trennung nach Ausspielwegen (Fernsehen, Hörfunk, Online) aufgelöst und journalistische Kräfte themenorientiert gebündelt, es entstanden in dieser Zeit auch digitale Angebote wie etwa die Nachrichten-App BR24 sowie das junge Content-Netzwerk PULS, die BR Mediathek wurde modernisiert und an die Nutzerbedürfnisse angepasst.

In die Verantwortung von Ulrich Wilhelm fiel auch die Gründung des Volksmusik-Senders BR Heimat – heute die erfolgreichste digitale Hörfunkwelle in ganz Bayern – und die Ansiedelung der digitalen Schlagerwelle Bayern plus (seit 21. Januar 2021 „BR Schlager“) im Studio Franken. Ebenfalls auf Initiative von Ulrich Wilhelm entstand ein eigener „Tatort Franken“ (Erstausstrahlung 2015).

Wilhelm trieb zudem die Regionalisierung in der journalistischen Berichterstattung maßgeblich voran: So wurden seit Ende 2017 Reporterkapazitäten aus der Zentrale in München und dem Studio Franken sukzessive in die Regionen verlagert. Aktuell berichten 54 Korrespondenten und Korrespondentinnen von 28 Standorten aus allen bayerischen Regionen. Zuletzt gelang es Ulrich Wilhelm, Sir Simon Rattle als neuen Chefdirigenten des BRSO zu verpflichten (ab 2023) – eine Personalie, die international Beachtung fand.

2018 und 2019 war Ulrich Wilhelm Vorsitzender der ARD. Seit 2013 gehörte er als Vertreter von ARD und ZDF dem Executive Board, dem obersten Entscheidungsgremium der Europäischen Rundfunkunion (EBU) an.

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