Zweites Leben für die Mittelwelle in den Niederlanden

Nachdem sich der öffentlich-rechtliche und private Rundfunk in den Niederlanden im letzten Jahr weitgehend von der Mittelwelle verabschiedet haben, entschied man sich bei unserem westlichen Nachbarn die Mittelwelle für Kleinstsender und Hobbyradios zu öffnen und die frei gewordenen Frequenzen auszuschreiben. Die Sendeleistung für die neuen Programme liegt zwischen einem und hundert Watt, damit beschränkt sich die Reichweite auf einige Kilometer um den Sendestandort. Die Ausschreibung fand großen Anklang, obwohl die Mittelwelle von den Hörern nur noch wenig genutzt wird. Rund 45 Bewerbungen konnte die niederländische Netzagentur bis Mitte Juli verzeichnen. Ganz neu ist die Idee einen Frequenzbereich für Programme mit geringer Sendeleistung zu öffnen nicht – in Kanada und Neuseeland wird mit Low Power-FM (LPFM) schon länger ein solches Modell erfolgreich angewandt. In Neuseeland kann zum Beispiel jeder Bürger oder eine Initiative einfach eine Lizenz beantragen und dann im dafür reservierten Anfangs- und Endbereich des UKW-Bereichs auf Sendung gehen.

Ex-Piraten und ‚De Vogeltjesdanszender‘
In den letzten Wochen gingen nun die ersten Programme in den Niederlanden on air – 29 gibt es schon davon. Das sind Sender wie euRegio Radio in Eindhoven (747 kHz), das sich an die internationale Community in der Stadt richten will. Auch einige Piratensender, von denen es in den Niederlanden traditionell viele gab und noch immer gibt, gehen den Weg in die Legalität. An der niedersächsischen Grenze sendet mit Radio Baylonia (747 kHZ) ein solcher ehemaliger Pirat, der sich seine Sendezeit mit Radio Tpot teilt. Vom friesischen Grou aus lebt der 80er Jahre-Piratensender Atlantis Amsterdam, der bereits länger als Webradio aktiv ist, auf 1395 kHz neu auf. Ein echter Radio- und Technikenthusiast betreibt die Oldiesstation Memories AM in Brabant (1251 kHZ), gesendet wird vom Dachboden eines Wohnhauses. In Amsterdam starteten mit dem Oldiesprogramm Extra AM und AMsterdam 1485 zwei Hobbysender auf 1485 kHz. AMsterdam wird – wie radio.nl berichtet – von Herbert Visser betrieben, dem Programmchef der Privatradios 100%NL und Radio 10. Zum Start Mitte Juli lief über den Kleinsender das Ententanz-Lied in Dauerschleife.

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(Quelle: RadioWereld Radio.nl via YouTube)

Die Kosten für eine Lizenz sind überschaubar. Bei der maximalen Sendeleistung von 100 Watt wird eine einmalige Anmeldegebühr von rund 150 Euro fällig, dazu kommen jährliche Gebühren von 430 Euro an die niederländische Netzagentur. Ein großer weiterer Kostenpunkt sind allerdings die Abgaben an die niederländischen Pendants von GEMA & Co für gespielte Musik.

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