VAUNET: Nutzung konzentriert sich auf andere Empfangswege als DAB+

Der VAUNET – Verband Privater Medien, der die Privatradios vertritt, warnt vor aus seiner Sicht „falschen Weichstellungen für DAB+ im Telekommunikationsgesetz“. Der Verband teile die aktuellen Einordnungen der Co-Vorsitzenden des Digitalradio Boards – der Bevollmächtigten des Landes Rheinland-Pfalz beim Bund und für Europa, für Medien und Digitales, Staatssekretärin Heike Raab – zu DAB+ nicht.

Klaus Schunk, Vorsitzender des Fachbereichs Radio und Audiodienste im VAUNET und Geschäftsführer von Radio Regenbogen, sagte: „Es ist vollkommen richtig, dass wir die Weichen für die digitale Radiozukunft stellen müssen. Aber gerade die aktuelle Entwicklung in Norwegen zeige die fatalen Konsequenzen, wenn dies durch eine falsche politische Verordnung ohne Berücksichtigung der tatsächlichen Hörernutzung geschieht. Digitales Radio ist weit mehr als nur DAB+, die Hörer empfangen digitales Radio auch mobil über Apps oder über Webradioangebote, immer häufiger auch mit ihren Smartphones. Radio ist also schon längst Multichannel, DAB+ stellt keineswegs die alleinige digitale Zukunft dar, im Gegenteil: Die tatsächliche Nutzung konzentriert sich bereits auf andere Empfangswege. Deshalb müssen Regelungen zur Interoperabilität im Telekommunikationsgesetz auch alle Verbreitungswege einschließlich der Smartphonenutzung miteinbeziehen.“

Die Situation in Norwegen, das als erstes Land der Welt auf DAB+ umgestellt hat, beurteilt der Verband kritisch und verweist auf die gesunkenen Reichweiten. In Norwegen war im Juli 2018 die Zahl der Radiohörer so gering wie seit Jahren nicht mehr. Nur 49,4 Prozent der Norweger hörten Radio.

Allerdings sinken in Norwegen die Radiozahlen in jedem Sommer. Trotzdem sind beim Umstieg – zumindest temporär – der Gattung Radio um die zehn Prozent Hörer verlorengegangen. In Woche 28 der Reichweitenmessung wurden in diesem Jahr 48,5 Prozent Radiohörer gemessen, 2016 – also vor der Umstellung – waren es 58,5 Prozent. In Woche 25, vor der alljährlichen Urlaubswelle, hörten in diesem Jahr 59,1 Prozent der Norweger Radio, 2016 waren es noch 67 Prozent.

Klaus Schunk: „Diese Entwicklung überrascht uns nicht, im Gegenteil. Sie zeigt, dass eine technologische Veränderung den Verbrauchern nicht politisch verordnet werden kann. Aus diesem Grund spricht VAUNET sich gegen ein politisch gesetztes Abschaltdatum für die UKW-Verbreitung aus, es funktioniert schlichtweg nicht. Ein Wechsel von UKW zu DAB+ macht nur Sinn, wenn die analoge Radionutzung tatsächlich auf unter 10 % abgesunken ist. Nur dann können die privaten Radios auch wirtschaftlich überleben, weil sie ansonsten auf ihre UKW-Reichweiten angewiesen sind. Das Ergebnis falscher Weichenstellungen wäre ein dramatischer Einbruch in der Vielfalt der Anbieter und Angebote und damit der Versorgung der Bevölkerung mit Informationen aus ihren Regionen.“ Schunk kritisiert zudem, das dieDiskussion zum Thema DAB+ ausschließlich technisch getrieben sei. „Die Technik hat dem Content zu dienen!“, so Schunk.

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