Streik bei Radio France geht weiter

Seit dem 19. März sind zahlreiche Mitarbeiter von Radio France im Streik. Der aktuelle unbefristete Streik, zu dem fünf Gewerkschaften aufgerufen hatten, steuert auf einen neuen Rekord zu. 2004 waren die Radio France-Mitarbeiter für 18 Tage im Ausstand. Auf den Hörfunkwellen läuft deshalb momentan oft nur eines – Musik. Bei France Inter und France Culture nimmt man es mit Selbstironie und hat die beiden Musikredakteure hinter den Notfall-Playlists interviewt. Nachrichten gibt es in diesen nachrichtenträchtigen Wochen mit dem Flugzeugabsturz in den Alpen und Regionalwahlen in Frankreich weiter nur sehr eingeschränkt. Hinweisschleifen weisen auf die Umstände hin.

Hintergrund für den Streik von Technikern und Journalisten sind anstehende Einsparungen. Radio France hat ein prognostiziertes Budgetdefizit von rund 21 Millionen Euro für dieses Jahr. Nun sollen 50 Millionen Euro eingespart werden. Das Radio France-Management plant einen weiteren Stellenabbau, rund 200-300 ältere Mitarbeiter sollen auf Basis freiwilliger Vorruhestandsregelungen gehen. Im Raum stehen auch Outsourcingpläne – bestimmte Aufgabenbereiche von Produktion bis Gebäudereinigung sollen in Zukunft an externe Anbieter vergeben werden. Der französische Rechnungshof hatte eine Liste mit Einsparvorschlägen veröffentlicht. Ganz oben, die Klangkörper. Zu Radio France gehören eine Philharmonie, ein Orchester sowie zwei Chöre. Nachgedacht wird über Schließungen oder Fusionen mit anderen staatlichen Orchestern wie dem Théâtre des Champs Elysées. Ebenfalls auf der Wunschliste der Rechnungsprüfer, die Zusammenlegung der Nachrichtenredaktionen von France Inter, France Info und France Culture. Schon im Gange ist die Zusammlegung der Sportredaktionen. Auch für die Kulturressorts ist ein Zusammengehen in der Diskussion. Das Radio France Management äußert sich allerdings bisher öffentlich kritisch zu der Zusammenlegung der Nachrichtenredaktionen. Ein großes Problem für Radio France sind auch die aus dem Ruder laufenden Renovierungskosten für das Pariser Maison de la Radio, man liegt bereits 80% über der Anfangsschätzung. Gerüchte machen die Runde – auch France Musique könnte zur Diskussion stehen. Das Musikkulturradio könnte ins Web abwandern, so die Sorgen der Mitarbeiter. Kritischer steht es um die Jugendwelle Mouv‘, der Rechnungshof empfiehlt eine Überprüfung, ob Radio France das Programm weiter beitreiben will. Der Sender steht wegen seiner geringen Marktanteile schon länger in der Kritik.

Der Chef von Radio France, Mathieu Gallet, macht derweil keine glückliche Figur. Frankreichs liebster Skandalenthüller, das satirische Wochenblatt „Le Canard enchaîné „, machte publik, dass der neue Chef sein Büro für rund 100.000 statt veranschlagter ca. 35.000 Euro renovieren ließ und ohne Ausschreibung einen eigenen PR-Berater anheuerte – Jahressalär 90.000 Euro. Der dürfte jetzt einige Arbeit haben.

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