RADIO/TELE FFH denkt über DAB+-Ausbau nach

Die RADIO/TELE FFH GmbH & Co. Betriebs-KG, die Betriebsgesellschaft der Sender HIT RADIO FFH, planet radio und harmony.fm, plant nach Informationen der radioWOCHE den Ausbau von DAB+ in Hessen. So strebt die Gruppe, die ihre Programme derzeit nur im Rhein-Main-Gebiet über DAB+ ausstrahlt, eine landesweite Verbreitung an, die vergleichbar zu der des öffentlich-rechtlichen Konkurrenten hr sein soll.

Wie die Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (LPR Hessen) gegenüber der radioWOCHE mitteilte, gibt es bei FFH derzeit zwei Szenarien: Um künftig landesweit über DAB+ zu senden, könnte FFH sich im Multiplex des Hessischen Rundfunks einmieten. Damit hätten die Radiomacher aus Bad Vilbel die gleiche Reichweite wie der hr. Diese „Zwangsehe“ müsste allerdings von den Gremien des hr und der hessischen Staatskanzlei genehmigt werden. Schlussendlich würden die freien Kapaziäten dann der LPR Hessen zugeteilt und von ihr ausgeschrieben werden – wobei FFH dabei theoretisch auch leer ausgehen könnte. Außerdem hat der Hessische Rundfunk seinen Multiplex nur bis Ende 2021 medienrechtlich zugeteilt bekommen. Würde sich FFH hier einmieten, läuft der hr Gefahr den Multiplex über den Zeitraum hinaus zu verlieren, da laut TKG-Gesetz nur die alleinige Multiplex-Nutzung auch eine Verlängerung der Kapazitäten ermöglicht, andernfalls müsste neu ausgeschrieben werden. Somit wäre die mögliche „Zwangsehe“ zwischen FFH und hr vermutlich nur eine auf begrenzte Zeit.

Daher ist das zweite Szenario viel wahrscheinlicher: RADIO/TELE FFH könnte einen eigenen Multiplex für Nord-, Mittel- und Osthessen an den Start bringen. Hierzu laufen derzeit Gespräche mit dem Sendernetzbetreiber Digital Radio Hessen. Geplant seien dem Vernehmen nach die gleichen Senderstandorte, die derzeit auch der hr nutzt, also Hoher Meißner, Habichtswald, Rimberg und Biedenkopf. Zu einem späteren Zeitpunkt müssten punktuell weitere Füllsender hinzukommen, so z.B. in Marburg. Gesendet werden könnte im neuen Multiplex mit Protection Level 1 (PL-1A), damit wären hier Platz für 6-7 Radioprogramme. Die FFH-Gruppe selbst bräuchte allerdings nur Platz für drei Programme. Die LPR Hessen hat ihrerseits bereits Interesse an einer Verbreitung der nichtkommerziellen Lokalradios Freies Radio Kassel, Rundfunk Meissner und Radio Unerhört Marburg bekundet.

Beide Szenarien könnten nach ersten Schätzungen bis Mitte des nächsten Jahres umgesetzt werden. Auf Nachfrage der radioWOCHE sagte FFH-Geschäftsführer und Programmdirektor Hans-Dieter Hillmoth dazu, man befinde sich derzeit in Gesprächen. Daher könne man mögliche Szenarien aktuell nicht kommentieren. Von der Medienanstalt ist zu hören, dass eine Entscheidung kurz bevorstehe.

Gegenüber der radioWOCHE bekräftigte Hillmoth noch einmal seinen Standpunkt zu DAB+: „Die Radio/Tele FFH ist mit ihren Programmen HIT RADIO FFH, planet Radio und harmony.fm seit DAB-Start in Hessen auch auf diesem Übertragungsweg präsent – auch wenn der technisch und mit Blick in die Zukunft (Daten, Werbung) ein wenig attraktiver Übertragungsweg ist. UKW wird uns noch lange erhalten bleiben. Das sehen übrigens ARD-Anstalten auch so, die gerade Verträge und Optionen für ihren UKW-Betrieb weit über die nächsten zehn Jahre hinweg abgeschlossen haben (mit Divicon bzw. Uplink). Auch wenn die Zahl der Hörer via DAB+ noch übersichtlich ist, müssen wir natürlich da sein wo die Hörer sind.“

Weiter beklagt Hillmoth die fehlende finanzielle Unterstützung beim Thema Parallelbetrieb UKW/DAB+: „Bedauerlicherweise bekommen die ARD-Kollegen von der KEF zweckgebunden viel Geld für den flächendeckenden DAB+-Ausbau. Wir, die Privaten, müssen zahlen – haben aber keinerlei Chance auf Refinanzierung. Wenn die Politik auch künftig ein funktionierendes duales Rundfunksystem mit wettbewerbsfähigen Privaten will, dann müssen auch die Privaten ihren Simulcast-Betrieb (wie die ARD von der KEF) finanziert bekommen. Der VPRT hat diese Voraussetzung für ein aktiveres DAB-Engagement in dieser Woche noch einmal betont. Woher soll das Geld kommen? Digitale Dividende, Berliner Ministerien (Wirtschaft/Digitale Infrastruktur), Landesmedienanstalten oder Modelle unter Einbeziehung der KEF (und Mitbenutzung von ARD-Kapazitäten).“

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