PR-Aktionen von Radiosendern: bigFM stellt die Moralfrage

Die Aufmerksamkeit des Publikums ist ein rares Gut. Das gilt besonders für Radiosender, die Hörer sollen sich schließlich – falls sie der Anruf der Reichweitenmessung ereilt – auch gut daran erinnern, welchen Sender sie da morgens in ihrem Radio laufen haben. Als Merkhilfe gibt es Jingles und Gewinnspiele. Ein beliebtes Stilmittel, um sich in aller Munde zu bringen, sind auch immer wieder inszenierte Skandale. Große Moralfragen werden durchgespielt, der vermeintliche Grenzübertritt inszeniert. Dabei gilt die alte abgedroschene Weisheit: Es gibt keine schlechte Presse, nur gar keine. Man orchestriert also ein Ereignis, von dem zu erwarten ist, dass es Empörung und Aufregung auslösen wird. Wenn es gelingt, greifen die üblichen Mechanismen von Skandalen – andere Medien berichten, die Sozialen Netzwerke laufen heiß, Verbände nehmen Stellung. Vielleicht startet ja sogar einer eine Online-Petition.

Die Kollegen von Fair Radio berichten, dass bigFM gerade so einen PR-Stunt durchspielt. Der Sender hat eine Aktion, in der die Hörer Moderator Rob Green knifflige Aufgaben stellen können. Bei der „Adrenalin Challenge“ ging es bisher um Herausforderungen wie den Weltrekord im Senf-Essen einzustellen oder Arabisch in zehn Tagen zu lernen. Jetzt hat vermeintlich ein Hörer Rob Green aufgefordert: „Rob! Kill it! Cook it! Eat it! Töte, koche und iss ein Kaninchen.“ bigFM lässt nun seine Hörer on air und in den Sozalen Netzwerken die moralisch aufgeladene Frage diskutieren – darf man das? Man ahnt, der Protest ist vorprogrammiert. Die Presse berichtet – von WELT Online, über GALA Online bis zur BILD-Regionalausgabe. Veganblogs und Tierschutzbeauftragte zeigen sich empört. Ok, soweit so gut, das kann man aufklärerisch – stellen wir mal die Grundsatzfrage, wo unser Fleisch herkommt usw. – oder auch in der Art der Inszenierung geschmacklos finden.

Die ganze Aktion ist nur eines definitiv nicht – neu. Das Drehbuch für den inszenierten Pseudo-Skandal kommt von einem Radiosender in Dänemark. Erfunden hat die „K-Frage“ Radio24syv. Der dänische Sender, der mit öffentlichen Gebührengeld suventioniert wird,  schlachtete nach vorangegangener Diskussion im Mai 2015 ein Kaninchen on air (vermutlich zumindestens) und kochte es anschließend. Sender und Moderator beriefen sich darauf, dass sie eine gesellschaftliche Debatte über Tierhaltung und den Umgang mit Tieren in der Lebensmittelindustrie lostreten wollten. Die Provokation rief europaweite Presseberichte hervor – und eine Online-Petition.

Weitere beliebte PR-Stunts im Privatradio hat Fair Radio zusammengestellt – wie das lieb gewonnene Vorweihnachtsritual: „Moderator sperrt sich in Studio ein und spielt nur noch Last Christmas…“

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(Quelle: YouTube Channel von bigFM)

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