Polskie Radio startet neue Klassikwelle

Der 11.11. ist schon eine magische Zahl – in Deutschland beginnt an diesem Tag der Karneval, in China der Kaufrauschtag „Singles-Day“, die Franzosen gedenken dem Waffenstillstand von Compiègne – das Ende des 1. Weltkrieges und in Polen wird der Tag der Unabhängigkeit gefeiert. Der 11.11.2017 ist ein Tag, der auch in die Geschichte von Polskie Radio eingehen wird. Punkt 12 Uhr startete an diesem Tag in Warschau ohne Schnickschnack und Firlefanz das neue Radioprogramm „Polskie Radio Chopin“.

Ein kurzer Einspieler, eine kurze Begrüßung durch die Chefredakteurin und Direktorin der Kulturwelle „Dwójka“ Małgorzata Małaszko-Stasiewicz und ihren Vertreter Jacek Hawryluk. Keine langen Worte, Hawryluk verkündet, dass DAB+ und das Internet als Verbreitungswege genutzt werden, Małaszko-Stasiewicz, dass der Name Programm ist. Die neue Welle wird polnische Musik aus der Zeit vom Mittelalter bis heute spielen. Das Hauptaugenmerk liegt auf Musik des namensgebenden Nationalkünstlers Frédéric François Chopin.

Der Name Frédéric Chopins klingt ganz und gar nicht polnisch. Sein Vater Nicolas stammt aus Lothringen, zog im Alter von 16 Jahren 1787 nach Polen, wo er die polnische Staatsangehörigkeit annahm, in den russisch-polnischen Krieg zog und beim Kościuszko-Aufstand auf der polnischen Seite kämpfte. Er heiratete 1806 die Polin Justyna Krzyżanowska, mit der er gemeinsam vier Kinder hatte. „Fryderyk Franciszek Szopen“ war der erste Sohn seiner Eltern, sein Name wird in Polen gerne polonisiert. Im Alter von 20 Jahren verließ Frédéric Polen für immer und begab sich auf eine Reise über Dresden, Wien, München und Stuttgart ins Exil, in das Land seines Vaters nach Frankreich. Die Flucht war eine Folge des gescheiterten Novemberaufstands gegen die Teilung Polens und die Herrschaft des russischen Zaren. Mit Chopin flohen Zehntausende Polen ins Ausland. Er selbst verstarb im Alter von 39 Jahren in Paris.

Radio Chopin ersetzt Radio Rytm in DAB+, im Internet blieben beide Programme erhalten
„Der Start dieses Projekts ist ein historischer Moment für Polskie Radio“ sagt Jacek Sobala, seit März 2017 Vorstandsvorsitzender des Senders. „Es ist nicht nur ein Radio – es ist ein modernes Kompendium des Wissens über das Schaffen Frédéric Chopins“. Die Wellenchefin Małgorzata Małaszko-Stasiewicz sieht das neue Programm als Ergänzung zum zweiten Programm „Dwójka“.

Bericht vom Dezember 2016: DAB+: Großer Kanalwechsel im Multiplex von Polskie Radio

Polskie Radio nimmt zahlreiche Frequenzänderungen an seinem digitalen Sendernetz vor.

Für 2018 kündigt Sobala weitere Veränderungen bei den digitalen Wellen an, womöglich könnte auch ein neues Programm über DAB+ starten. Ohne Förderung vom Staat wird Polskie Radio jedoch den Ausbau seines Angebots nicht stemmen können, betonte der Vorstandsvorsitzende. Der Start eines neuen Programms über DAB+ kündigt bei Polskie Radio ein Umdenken an. Noch im April 2016 kündigte Sobalas Vorgängerin Barbara Stanisławczyk-Żyła einen Stillstand, sowohl im Sendernetzausbau als auch im Ausbau des Programmangebots, an.

Das polnische Parlament – der Sejm – verabschiedete am 9. November eine Haushaltsänderung. Polskie Radio und das öffentlich-rechtliche Fernsehen TVP profitieren von einer indirekten Zuwendung aus dem Staatshaushalt in Höhe von ca. 230 Millionen Euro (980 Mio. Zloty) für entgangene Einnahmen aus dem Rundfunkbeitrag in den Jahren 2010-2017. Das Geld fließt über den Umweg der Landesmedienanstalt KRRiT an Polskie Radio und TVP. Die öffentlich-rechtlichen Medien erhalten rückwirkend eine Rückzahlung für gesellschaftliche Gruppen, die vom Rundfunkbeitrag befreit sind u.a. Rentner, deren Rente weniger als die Hälfte des Durchschnittseinkommens beträgt, Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger und Kriegsveteranen. Im Jahr 2016 zahlten den Rundfunkbeitrag nur 1,12 Mio. von 3,2 Mio. Haushalten in Polen. Die Einnahmen aus dem Rundfunkbeitrag lagen bei ca. 177 Mio. Euro, ca. 86 Mio. erhielt TVP, ca. 44 Mio. Polskie Radio für die landesweiten Programme und 40 Mio. für die 17 Regionalstudios.

„Polskie Radio Chopin“ ist über DAB+ und im Internet unter chopin.polskieradio.pl zu hören.

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