Media Broadcast bestätigt Ausbau für Digitalradio – Interview mit Thomas Wächter

Foto: MEDIA BROADCAST
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Der Sendernetzbetreiber Media Broadcast hat mit den Digitalradioveranstaltern des bundesweiten Programmpakets Einigkeit erzielt, die Netzversorgung bis Ende 2016 praktisch flächendeckend auszubauen. Für das Digitalradio DAB+ eine wichtige Weichenstellung, an deren Ende der analogen UKW-Hörfunk tatsächlich überflüssig werden könnte. Radiowoche sprach mit Thomas Wächter, Leiter Produktmanagement Radio der Media Broadcast, über den Weg zur Einigung und die daraus erwachsenden Perspektiven für das Radio.

Herr Wächter, noch vor zwei Jahren kursierten kleinere Ausbauziele mit rund 90 Senderstandorten, heute ist der Ausbau auf die vollen, ursprünglich angedachten 110 Senderstandorte beschlossene Sache. Ein kollektiver Sinneswandel der Radiomacher?
Wächter: Das kleineren Ausbauziel von dem Sie sprechen, ist eine 2010 von der Bundesnetzagentur definierte Mindestanforderung für eine bundesweite Versorgung. Diese Anforderung werden wir bereits Ende 2015 erreichen. 110 Sender sind das aus unserer Sicht optimale und wirtschaftlich machbare Ausbauziel.

Für dieses Ziel hat sich vor allem das Deutschlandradio eingesetzt. Bezahlt der nationale Hörfunk die ambitionierten Pläne quasi für die Privaten mit?
Wächter: Nein, so ist das nicht. Wir bieten vielmehr verschiedene Modelle mit unterschiedlicher Versorgungsgüte an, aus welchen die Radioveranstalter entsprechend ihrer Distributionsstrategie auswählen können. Richtig ist, dass das Deutschlandradio für seine Programme eine Vollversorgung anstrebt. Die Langwellen sind bereits abgeschaltet, die Mittelwellen werden bis zum Jahresende folgen. Das schafft zwar Einsparpotenziale, aber auch einen Zeitdruck, um den Versorgungsauftrag zu erfüllen.

Wie kann man unterschiedliche Versorgungen erzielen, wenn am Ende alle Programme des bundesweiten Digitalradiopakets über 110 Sender abgestrahlt werden?
Wächter: Die Programme unterscheiden sich im Fehlerschutz. Das Deutschlandradio hat den Schritt zum besseren Fehlerschutz bereits jetzt vollzogen. Der Unterschied entspricht einer etwa 30 Prozent höheren Sendeleistung. Mehr Fehlerschutz bringt mehr Reichweite, benötigt aber auch mehr Kapazitäten. So lassen sich die Lasten des Ausbaus auch finanziell differenzieren.

Kann man im Nachhinein sagen, dass die Forderung der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs den Rundfunk auf Lang- und Mittelwelle im Gegenzug zu Fördermitteln für den Digitalradio-Ausbau abzubauen, beschleunigend gewirkt hat?
Wächter: Wenn es um den Abbau von echten Überkapazitäten geht, gibt es sicherlich verschiedene Optionen, um sowohl die Radioversorgung aufgrund einer Mehrfachversorgung effizienter zu gestalten als auch den Analog-Digital-Umstieg zu beschleunigen. Wir haben indes seit jeher gesagt, dass die Digitalisierung des Radios die Interessen von Industrie, Programmanbietern und Radiohörern wahren sollte – hier sind wir meines Erachtens nach wie vor auf einem guten Weg, ohne kurzfristig die Versorgung zu gefährden.

Wie viel Fläche werden mit 110 Sendern erfasst?
Wächter: Wir werden in der Fläche 82 Prozent mit Zimmerempfang versorgen, beim mobilen Empfang liegt die Abdeckung bei 92 Prozent. Entlang der Verkehrsachsen werden wir so eine praktisch lückenlose Versorgung erzielen. Das ist natürlich eine wichtiges Signal für die Automobilindustrie.

Die Erstausrüstungsquote bei Neuwagen liegt in Deutschland nur bei 10 Prozent. Das ist im Vergleich mit anderen EU-Ländern die auf Digitalradio setzen sehr wenig. Wie kann man das ändern?
Wächter: Die Zahl von 10 Prozent ist schon etwas älter. Die Erstausrüstungsquote liegt heute ganz bestimmt signifikant höher. Die Vollversorgung war eine Bedingung der Autoindustrie, für die serienmäßige Fahrzeugausrüstung mit Digitalradio DAB. Diese Bedingung werden wir nunmehr erfüllen. Mehr noch, die Autohersteller wären nicht allzu unglücklich auf UKW-Empfänger in absehbarer Zeit verzichten zu können. Um einen guten UKW-Empfang zu gewährleisten wird ein hoher Aufwand mit Mehrfachtuner und Mehrfachantennen betrieben. Mit den klar definierten den DAB-Versorgungskriterien, sinkt bei den Herstellern der technische Aufwand.

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