Krimtatarische Radioprogramme müssen Betrieb einstellen

Die einzigen Fernseh- und Radioprogramme der Krimtataren dürfen seit Monatsbeginn nicht mehr auf der von Russland annektierten Schwarzmeehalbinsel senden. Die russischen Behörden verweigerten der krimtatarischen Mediengruppe ATR die nötigen Lizenzen. Der Fernsehsender ATR, das Kinderprogramm Lale und die beiden Radiosender Meydan radio und das russischsprachige Radio Lider wurden abgeschaltet. Bereits seit Herbst 2014 sah sich die krimtatarische Medienholding Extremismusvorwürfen durch die Behörden ausgesetzt. Die Krimtataren hatten sich gegen den Anschluss der Halbinsel an Russland ausgesprochen. Die Sender berichteten im Vergleich zu anderen Medien vor Ort noch relativ kritisch. Rund ein Jahr nach der Annexion kommt jetzt das absehbare Ende für die Programme der Minderheit. Zuvor waren bereits alle ukrainischen TV- und Radioprogramme abgeschaltet worden. Die Frequenzen gingen an die großen russischen Radiogruppen.

Heute leben rund 300.000 muslimische Krimtataren auf der Halbinsel. Stalin hatte 1944 das ganze Volk nach Zentralasien deportiert, rund die Hälfte von ihnen kamen auf dem Weg in die Verbannung um. Erst seit Beginn der 1990er Jahren konnten sich die Krimtataren wieder in ihrer ukrainisch gewordenen Heimat ansiedeln.

Update 18.7.: Das NDR Medienmagazin Zapp hat einen Beitrag über den Stand der Dinge bei ATR gesendet. Das krimtatarische TV-Programm sendet seit dem 18. Juli aus dem Kiewer Exil.

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