Fast 60 Jahre und kein bisschen leise: Seit 1963 produziert der WDR die Bundesliga-Konferenz im Radio

Am Samstag steigt das große Bundesliga-Finale. Dann werden am letzten Spieltag dieser Saison wieder Millionen Hörer am Radio sitzen und die legendäre Konferenz-Schaltung der Reporter aus den Stadien mitverfolgen. radioWOCHE – Autor Hans Neuhaus hat sich mal angesehen, wie es hinter den Kulissen der Sendung aussieht und wie die Sendung produziert wird.

Bundesliga im Radio
Kerstin von Kalckreuth – Foto: Hans Neuhaus

Samstag 14:02 Uhr: Noch laufen die Nachrichten auf WDR 2. In der Sende-Regie sitzt Kerstin von Kalckreuth am Kommandostand und drückt auf die Taste, wo sie mit allen angeschlossenen Reportern, Technikern und dem Moderator Sven Pistor verbunden ist. „Eine schöne Show uns allen“ spricht sie ins Mikrofon. Das ist der Startschuss für eine Hörfunksendung, die in dieser Form seit dem Beginn der Bundesliga 1963 an den Spiel-Samstagen nahezu unverändert über die Bühne geht. Was man am Radio als Hörer nicht mitbekommt: Dahinter steckt ein recht großer Aufwand. Allein das Team im Kölner Funkhaus umfasst mit Assistenten sieben Mitarbeiter.

Bereits gegen Mittag kommt das Team der Sendung „Liga Live“ in den WDR-Arkarden zusammen, um den schon vorab erstellten Ablauf zu besprechen. Wer meldet sich wann und in welcher Reihenfolge aus den Stadien? Wer liefert vorab Interviews mit Spielern oder Trainer?

In dieser Konferenz wird das alles festgelegt. Berücksichtigt werden müssen auch die Reporter, die nicht per Rückleitung mit der Regie verbunden sind und zu vorher festgelegten Zeiten (sogenannte Schneide-Kommandos) mit ihrer Reportage beginnen. Sie können nicht direkt vom Moderator angesprochen werden – die Anmoderation wird dann allgemein gehalten. Aber auch dieser vorab festgelegte Ablauf wird zumeist im Laufe der Sendung spontan geändert. Wenn irgendwo ein Elfmeter stattfindet oder das Spiel eine ungeahnte Wendung nimmt – dann ist Sende-Redakteurin Kerstin von Kalckreuth gefragt. Bei ihr laufen alle Fäden zusammen, sie gibt die Anweisungen an Reporter, Techniker und Moderator. Dazu hört sie an ihrem Kommandostand mehrere Stadion-Reporter gleichzeitig auf ihrem Kopfhörer ab. Wer dazu gehört, wird vorher an der Wichtigkeit des Spiels entschieden.

Neben ihr sitzen gleich zwei Ton-Technikerinnen: In unserem Fall Gabriele Lederer, ein WDR-Urgestein und schon seit mehr als 25 Jahren dabei – Sie bedient das Mischpult mit 12 Kanälen, wo die Leitungen aus den Stadien zusammenlaufen und auch sie hat Kontakt zu den Reportern. Muss aus aktuellem Anlass sofort in ein anderes Stadion geschaltet werden, ruft sie dem Reporter ein kurzes, aber bestimmendes „Zurück“ auf den Kopfhörer und schon zieht sie den Kanal aus dem nächsten Stadion auf. Rechts von ihr sitzt derweil Technikerin Johanna Tüllmann. Sie „fährt“ die komplette Sendung mit Musik, Jingles, Werbung und Nachrichten und muss darauf achten, dass zeitlich alles passt. Vor allem das Backtiming der Musik muss ohne großartige Kürzungen der Songs hinkommen. Absolute Konzentration ist hier angesagt. Schon den kleinsten Fehler kriegen die Hörer draussen sofort mit.

Im Hintergrund agieren Burkhard Hupe, ein Assistent und ein Hospitant. Hupe verfolgt alle Spiele online und auf den zwei TV-Monitoren im Regieraum und gibt Hinweise auf aktuelle Situationen an Techniker und Senderedakteurin, die Assistenten kümmern sich um die Zeitnahme der Reporterbeiträge und Mitschnitte von Interviews, die zwischendurch überspielt werden.

Die „Stimme“ der Sendung ist Moderator Sven Pistor. Er moderiert die Sendung regelmässig seit 2001 und ist, wie er in unserem Gespräch überrascht feststellt, „eigentlich erst der dritte Moderator dieser Sendung“. Zuvor saßen auf seinem Platz WDR-Legende Kurt Brumme und Dietmar Schott. Im Gegensatz zu vielen anderen Sendungen auf WDR 2 wird die Sendung nicht vom Moderator gefahren. Dafür wäre die Samstags-Sendung von „Liga Live“ auch zu aufwändig, so Pistor. Am Freitagabend oder Sonntagnachmittag bedient der 47jährige die Regler allerdings selbst. Die Moderation bereitet dem gebürtigen Kölner einen Riesen-Spaß, den er auch an seine Hörer vermitteln will: „Ich möchte einfach, dass die Leute einen schönen Samstagnachmittag am Radio erleben“. Erholungspausen in der Sendung hat Sven Pistor nur während der Halbzeit- und der Schlusskonferenz, die übrigens von allen ARD-Sendern übernommen wird. „Dann wird der Moderator zum Hörer“, wie er mit einem Augenzwinkern bemerkt.

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