Britische Radioreichweiten: 80er und 90er, NewsTalk und eine Gehaltsdebatte

Bei der aktuellen RAJAR-Runde, der vierteljährlichen britischen Radioreichweitenmessung, erreichen die BBC-Programme zusammengenommen 52,3 Prozent, während die kommerziellen Sender auf 45 Prozent Marktanteil kommen.

Debatte um Gehälter und Gleichberechtigung
Die britische Presse konzentriert sich in ihrer Berichterstattung vor allem auf Radio 2-Morgenmoderator Chris Evans. Seine Morningshow hören zwar immer noch rund 9 Millionen Briten, damit stehen für Evans aber Verluste von fast einer halben Million Hörern gegenüber dem Vergleichsquartal 2016 zu Buche. Spannend werden diese Entwicklungen in einem anderen Kontext. In Großbritannien läuft gerade eine doppelte Debatte um die Gehälter der BBC-Stars. Evans ist mit rund 2,2 Millionen Pfund Jahressalär mit Abstand der Toppverdiener bei der BBC. Auch andere Radiostars streichen satte Gehälter ein. Viele Briten finden, dass die Stars überbezahlt sind. Jeremy Vine, der den Mittag bei Radio 2 moderiert und auch im BBC-TV im Einsatz ist, verdient zum Beispiel mindestens 700.000 Pfund im Jahr. Ein Anrufer stellte Vine in seiner Sendung die Frage, ob er sich schäme, wenn er seinen Gehaltsscheck einlöse. Der Moderator antwortete, dass er sich einfach jeden Tag sehr glücklich fühle. Auf die direkte Frage, ob er sich selber überbezahlt fühle, reagierte er ausweichend. Dazu kommt eine zweite Debatte, die um die unterschiedliche Bezahlung von Frauen und Männern bei der BBC kreist. Die bestbezahlte Frau, die TV-Moderatorin Claudia Winkleman, findet sich nämlich erst auf Platz 8 der BBC-Gehaltsliste und verdient zwischen 450.000 und 500.000 Pfund für das Berichtsjahr 2016/17. Zwei Drittel der BBC-Stars, die mehr als 150.000 Pfund im Jahr verdienen, sind Männer, nur ein Drittel Frauen. Bei den Reichweiten läuft es trotz allem gut für die BBC. Auch BBC Radio 1 berappelt sich wieder – 9,58 Millionen schalteten das junge Format im 2. Quartal 2017 ein. BBC Radio 2 hat hingegen leichte Verluste zu verschmerzen und kommt auf 14,88 Millionen Hörer. BBC 5live präsentiert sich konstant, 5,317 Millionen Briten schalten die Sport- und Infowelle ein.

Digitalradio: 80er und 90er-Formate immer beliebter
BBC 6 Music steht bei 2,23 Millionen Hörern und bleibt das meistgehörte Digitalradio-Programm im Großbritannien, auch wenn der Sender gegenüber dem letzten Quartal etwas nachlässt. BBC Radio 4 Extra erreichte 2,09 Millionen Hörer, damit liegt auch dieses Digital-Programm jetzt knapp vor der UKW-Kulturwelle Radio 3 (2,06 Millionen). Meistgehörtes kommerzielles Digitalradio-Programm bleibt Kisstory. Bauers Radiosender für Dance- und Hip Hop-Klassiker aus den 90ern verweist Absolute 80s auf den zweiten Platz und schreibt mit 1,73 Millionen Hörern seine Erfolgsstory einfach immer weiter fort. Gegenüber dem 1. Quartal 2017 konnten noch mal 183.000 neue Hörer gewonnen werden. Mit Spannung hat Global Radio auf die Zahlen für das neu gestartete landesweite Digitalradio-Programm Heart80s gewartet. 852.000 Hörer sind es für den neuesten Spross der Heart-Senderfamilie geworden. Bauers Absolute 80s spürt die neue Konkurrenz allerdings bisher kaum, sondern konnte im Vergleich zum letzten Quartal selber zulegen und kommt jetzt wieder auf 1,51 Millionen Hörer. Der britische Radiomarkt scheint also problemlos zwei 80er Jahre-Formate zu verkraften und der schon länger anhaltende Trend ist ungebrochen.

Zuwächse sieht auch Radio X, das langsam in Schwung kommt. 1,39 Millionen Briten schalten mittlerweile ein. Virgin Radio präsentiert sich stabil mit 364.00 Hörern. Nach unten weist der Trend bei talkSPORT, das jetzt 2,622 Millionen Hörer hat und im Jahresvergleich ganz schön Federn lassen musste – ein Fünftel der Hörer ist verlorengegangen. Der reine Digital-Ableger talkSPORT 2 kann dagegen leicht auf 336.000 Hörer zulegen. Gut am Markt positioniert hat sich auch Bauers Mellow Magic, das kontinuierlich hinzugewinnt und jetzt auf 518.000 Hörer kommt.

Nachrichten und Talk im Trend
Positiv läuft es nach den RAJAR-Zahlen auch für einige NewsTalk-Formate. Freuen kann sich BBC Radio 4, das auf 11,55 Millionen Hörer kommt und damit ein Rekordergebnis vermelden kann. Im Aufwind ist auch das private LBC (Global Radio) aus London, das die 2-Millionen-Marke knackt und 2,038 Millionen Hörer erreicht. Über 300.000 Hörer konnten LBC im Jahresvergleich hinzugewinnen. Auch talkRadio von Rupert Murdochs Wireless Group kann sich auf 275.000 Hörer verbessern. Bemerkenswert ist das Ergebnis des BBC World Service, der in Großbritannien nur über digitale Verbreitungswege zu hören ist. Er legt kräftig zu und kommt mittlerweile auf 1,59 Millionen inländische Hörer – 139.000 mehr als noch vor einem Jahr.

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